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Die silberne Maske

Titel: Die silberne Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz , Stephanie Seidel
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warfen die Köpfe, schnaubten, traten unruhig auf der Stelle. Laychams Hengst begann zu wiehern - und aus der Ferne, jenseits des Grüngürtels, kam eine Antwort.
    Augenblicklich sprangen die Krieger auf. Vergessen war alle Müdigkeit und Trägheit. Still standen sie da, mit gezückten Schwertern, und lauschten.
    Auch der Prinz war aufgesprungen. Er gab Birüc ein Zeichen, die Männer ausschwärmen zu lassen und Azzagar auf den Wildpfad zu schicken. Falls nötig, konnte der Bogenschütze dort lautlos töten. Vorzugsweise den Anführer.
    Das Getrappel unbeschlagener Hufe näherte sich aus der Dunkelheit, begleitet von pferdeähnlichem Schnauben und eigenartigen Lauten.
    Zoe konnte die Geräusche keiner ihr bekannten Tierart zuordnen. Beunruhigt wisperte sie Laycham zu: »Was ist das?«
    In dem Moment ließen die Krieger ihre Waffen sinken. Sichtlich erleichtert wandten sie sich ab und kehrten auf ihre Plätze zurück.
    »Jetzt aber her mit dem Essen!«, sagte Birüc möglichst leise.
    Der Prinz wandte sich an seine Begleiterin.
    »Es sind Marlinge«, erklärte er. »Du kennst diese Wesen nicht, aber ich glaube, sie werden dir gefallen. Komm mit ans Ufer, dann kannst du sie besser sehen!«
    Einladend streckte er die Hand aus - und ehe ihm bewusst wurde, was er da tat, hatte Zoe sie ergriffen.
    Schweigend wanderten die beiden hinunter zum See. Vorbei an den Pferden, die sich wieder beruhigt hatten, und hinein in die laue Nacht, die vom Widerschein des Feuers, Glühkäfern und Orchideenlichtern sanft erhellt wurde. Einmal blickte Zoe zurück und sah etwas Wogendes, Weißes auf dem Wildpfad. Als es näher kam und in einzelne Gestalten zerfiel, wurden ihre Augen groß.
    »Das sind Einhörner!«, flüsterte sie erstaunt.
    »Nicht ganz«, gab Laycham zurück. »Echte Einhörner haben einen Kinnbart, Spalthufe und einen Quastenschwanz anstelle des Schweifs. Aber Marlinge haben normale Pferdekörper. Was nicht verwunderlich ist, denn in ihrem Stammbaum finden sich wilde Schimmelhengste.«

    Was für ein Anblick! Wenn Laura das sehen könnte, würde sie ausflippen!, dachte Zoe. Mäuschenstill stand sie in der Dunkelheit und beobachtete die Marlinge beim Trinken. Die vorderen Tiere waren bis zu den Knien ins Wasser getrottet, wie um den Nachfolgern nicht die Möglichkeit zu nehmen, ihren Durst zu stillen. Es gab Fohlen in der Herde, mit winzigen Hörnchen auf der Stirn, und einen prächtigen Hengst. Er war makellos weiß, trug ein imposantes Horn vor sich her und hatte eine Seidenmähne, die bis zu den Fesseln herunterfloss.
    Wunderschön! Zoe war tief beeindruckt. Nur schade, dass es keinen Mond und keine Sterne hier gibt. Ein bisschen Licht von oben würde den Zauber dieser Wesen noch mehr zur Geltung bringen!
    Laycham berührte sie zart an der Schulter.
    »Wir sollten jetzt gehen«, flüsterte er. »Sie haben ein Ritual nach dem Trinken, das ich dir nicht vorenthalten möchte. Aber dafür müssen sie ungestört sein.«
    Nur ungern löste Zoe ihren Blick von den milchweißen Einhörnern - ob reinrassig oder nicht, wen interessierte das? - und folgte Laycham zurück zum Holunderbusch.
    »Marlinge sind reine Wesen, die im Verborgenen leben und ihrem Habitat einen Hauch von Magie verleihen. Sie sind zudem sehr klug«, erzählte Laycham.
    »Und sie schmecken!« Ein Soldat namens Irell lachte übers ganze Gesicht, als er Zoe und Laycham zwei Schüsseln überreichte. Gut gefüllt mit Fleisch und Kräutern.
    Zoe warf einen misstrauisch-fragenden Blick auf den Prinzen.
    Der winkte ab. »Nur ein Barbar würde Marlinge essen.«
    »Aber als Ragout sind sie wirklich ...«
    »Schluss jetzt, Irell!«, unterbrach ihn Laycham.
    »Wie du wünschst, mein Prinz.« Der Soldat, der die meiste Zeit für die Zubereitung des Essens verantwortlich zeichnete, verbeugte sich grinsend. Ohne ein weiteres Wort ging er davon.
    »Ich traue ihm nicht«, sagte Zoe, während sie das Essen probierte. Es schmeckte sehr gut.
    »Warum denn nur? Glaubst du immer noch an einen Verräter?« Laycham machte sich hungrig über seine Mahlzeit her.
    »Ja ... nein ... ich weiß nicht. Es ist nur so ein Gefühl.«
    »Gefühle können täuschen«, sagte der Prinz, und Zoe nickte.
    Das unterschreibe ich blind, mein Lieber! Wie oft hatte ich schon das Gefühl, ich würde dir etwas bedeuten? Aber ich glaube allmählich, mehr als Freundschaft ist bei dir nicht drin.
    »Ich werde dennoch darauf achten«, fügte er hinzu. »Glaube nicht, dass ich so etwas nicht ernst nehme.«
    Sie

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