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Die silberne Maske

Titel: Die silberne Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz , Stephanie Seidel
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optische Täuschungen hervorbrachte. Der Blobfisch zum Beispiel, ein schuppenloser, hautfarbener Schleimklops mit Glotzaugen, präsentierte eine herunterhängende Nase, die keine war, sondern lediglich ein Auswuchs am oberen Rand seines Fischmauls.
    Daher konnte der Mund der Nukken, ein dünner Strich quer durchs Gesicht, durchaus etwas anderes sein. Vielleicht eine Falte.
    Allerdings hatte Zoe noch nie von einem Käfer gehört, der Zeichen geben konnte. Deshalb und weil die kleinen Dinger so niedlich aussahen, formte sie ein Nest aus ihrer Hand und winkte sie heran.
    Zoe fragte sich, ob ihr Verstand vielleicht gelitten hatte, aber da kamen die beiden schon angebrummt. Es kitzelte, als sie sich auf ihrer Haut niederließen.
    »Licht aus!«, flüsterte sie ihnen zu - und die Nukken wurden schlagartig dunkel.
    Jetzt gab es keinen Zweifel mehr: Was immer diese Wesen waren, es steckte mehr in ihren Käferköpfchen als Ganglien, die primitive Ausführung eines Gehirns.
    »Schnell! Wirf sie zu Boden!«, verlangte Laycham. Er hatte Zoes Fund entdeckt und hob den Fuß.
    Sie wich zurück, eine Hand schützend über die Nukken gelegt. »Die nicht! Ich will sie behalten.«
    »Du beliebst zu scherzen!«
    »Keineswegs!«
    Laycham wollte etwas sagen, entschied sich dagegen und wandte sich ab. Kopfschüttelnd ging er davon.
    Zoe blickte ihm traurig nach.
    Jemanden retten, wenn man selber verloren war. Beschützen, wenn man selber ohne Schutz dastand. Ein Leben erhalten, wenn das eigene zerrann. Das waren ihre ursprünglichen Beweggründe gewesen, sich der beiden Leuchtkäfer anzunehmen. Und jetzt, da feststand, dass die niedlichen Kerlchen intelligent waren, konnte Zoe sie erst recht nicht mehr an Laycham ausliefern.
    Warum verstand er das nicht?
    »Wisst ihr was, ihr kleinen Dinger? Ich nehme euch mit zum Holunderbusch. Da könnt ihr euch verstecken. Oder bei mir bleiben. Wie ihr wollt.« Zoe hob ihre Hand näher ans Gesicht.
    Die Nukken öffneten ihre Münder einen Spaltbreit, und es sah aus, als würden zwei zahnlose alte Leutchen grinsen. Zoe lachte.
    »Ihr braucht einen Namen«, erzählte sie den Käfern, während sie mit ihnen zu ihrem Lager schlenderte. »Denn Namen bedeuten Identität, und die gibt euch einen gewissen Schutz! Es ist viel leichter, ein namenloses Insekt zu erschlagen als eines, das man kennt.«
    Ob die beiden das verstanden hatten, war nicht zu erkennen. Aber sie blinkten ein paarmal mit ihren Leuchtorganen.
    Als Zoe den Lagerplatz erreichte, war Laycham nicht da. Nur die Einsamkeit hatte sich dort breitgemacht und wartete auf sie, die kalte, schweigende Begleiterin ihres Lebens.
    Zoe setzte die großen Käfer im Gras ab, bevor sie sich auf der Decke ausstreckte. Sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf, sah hinauf zum sternenlosen Himmel und seufzte. Zoe war zu traurig, um müde zu sein. Zu enttäuscht. Die laue Nacht hatte so wundervoll begonnen, magisch fast und voller Versprechen.
    Doch der Maskenball war vorbei, und anders als im Märchen gab es für diese Belle kein Happy End.
    Die Nukken kamen angebrummt und landeten auf der Decke neben ihrem Kopf. Zoe drehte sich seitwärts, um sie zu betrachten. Sie waren so ein schöner Anblick, diese aufrecht stehenden Käfer mit Flügeln im Designer-Look!
    »Solche Klamotten habe ich früher auf dem Catwalk getragen«, flüsterte Zoe unglücklich. Wieder seufzte sie. Dann rollte sie sich zusammen wie ein Kätzchen und schloss nach einem letzten Blick auf die Nukken ihre Augen.
    »Gute Nacht, Prada! Gute Nacht, Gucci!«

    Mitternacht. Alles schlief. Selbst die beiden Krieger, die Birüc zur Bewachung des Lagers abgestellt hatte, dösten entspannt auf ihren Plätzen. Das Feuer war fast erloschen; es glomm nur gelegentlich auf, wenn eine Brise durch die Asche zog. Die Männer ringsum schnarchten leise. Sonst war nichts zu hören.
    Auch Prada und Gucci hatten eine Ruhepause eingelegt, eng aneinandergedrückt in Zoes warmer Halsbeuge. Aber das war nun vorbei.
    Vier schwarze Käferaugen richteten ihren Blick auf die sternenlose Dunkelheit. Unterstützt von den Fächerfühlern, die wie kleine Lauschantennen das Umfeld erforschten, hatten die Nukken schnell gefunden, wonach sie suchten.
    Beide krabbelten von Zoe weg, aktivierten ihre Biolumineszenz und klappten die hübschen Flügeldecken auf. Im nächsten Moment brummten sie Richtung Seeufer davon, leuchteten sich selbst den Weg. Er endete bei den angebundenen Pferden.
    Prada und Gucci landeten neben einem der

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