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Die silberne Maske

Titel: Die silberne Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz , Stephanie Seidel
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schmerzverzerrtem Gesicht, was sehr überzeugend wirkte. Er war zu schwach, um aufzustehen und zu gehen, und musste es sich gefallen lassen, dass Arun seinen Puls fühlte, ihm die Hand auf die Stirn legte und dann ein Ohr an seinen Brustkorb hielt.
    Der Korsar nickte. »Ja, weil du die Geister gerufen hast. Das hat dich viel Kraft gekostet.«
    »Du hast den Obeah-Mann gegeben?«, fragte Finn außer sich. »Ich frage zum x-ten Mal: Was ist nur in dich gefahren?«
    »Es musste sein.« Milt konnte die Worte nur noch mühsam hervorstoßen.
    Nidi kam mit einem Beutel herbeigewieselt, der mehr als doppelt so groß war wie er. »Hier, Arun, deine Sachen!« Er griff mit seinen dünnen Fingerchen nach Milts Hand und streichelte sie behutsam. »Das wird wieder.« Besorgt schielte er zu dem Korsaren hoch. »Wird es doch, oder?«
    »Denkst du, ich werde vor Milt etwas anderes sagen?«, brummte Arun. »Aber ja, ich denke schon.« Er kramte in dem Beutel, holte ein Fläschchen und ein Blatt hervor. »Mund auf!«, befahl er.
    Milt gehorchte. Er war wachsbleich, kalter Schweiß rann seine Schläfen herab, und ihm war anzusehen, dass er heftige Schmerzen litt. Er konnte kaum noch atmen, musste um jeden Zug ringen.
    Arun träufelte ein paar Tropfen aus dem Fläschchen auf seine Zunge und legte dann das Blatt darunter. »Behalte es da. Du wirst bald einen leicht bitteren Geschmack im Mund haben, und dann wirst du gleich besser atmen können. Es ist kein lebensgefährlicher Anfall, aber dennoch ernst zu nehmen.«
    »Reiß dich bloß zusammen«, murmelte Finn. »Laura bringt mich um, wenn dir was passiert.«
    Milt lag mit geschlossenen Augen da, und tatsächlich, nach etwa zwei Minuten ging sein Atem ruhiger und pfiff nicht mehr. Der Schweiß trocknete, die Schmerzlinien glätteten sich, und er erhielt wieder eine annähernd normale Hautfarbe. Er öffnete die Augen und setzte sich auf. »Es geht wieder. Danke.«
    »Ein Glück!«, seufzte Nidi erleichtert und ließ sich auf seine Kehrseite fallen. Goldstaub rieselte aus seinem Fell. »Laura hätte uns alle umgebracht.«
    »Ich hätte sie vorher geküsst und wäre dann schnell sabbernd weggerannt«, äußerte Arun in seiner gewohnten Leichtigkeit. Er spielte damit auf seinen Fluch an, der verursachte, dass er sich bei jeder Annäherung an eine Frau schlagartig in ein unglaublich hässliches, fettes, sabberndes Monster verwandelte. Darum musste dieser leidenschaftliche und berückend schöne Mann seit Jahrtausenden ein einsames Dasein führen.
    Milt lächelte schwach. »Danke für die Aufmunterung«, sagte er mit leicht belegter, kurzatmiger Stimme. »Aber wenn du sie noch mal küsst, bringe ich dich um.« Arun hatte Laura nämlich einmal geküsst, um sich in besagtes Monster zu verwandeln, zur Verteidigung seines Schiffes gegen die Gog/Magog.
    »Also, was ist hier los?«, unterbrach Finn, ganz gegen seine sonstige Gewohnheit in sehr ernstem Tonfall. »In der Rückschau betrachtet, ist mir bereits seit unserer Ankunft im Lager aufgefallen, dass es Milt nicht gut ging. Ich habe mir zunächst nichts dabei gedacht, aber er wirkte häufig müde, und in der Früh war er manchmal kaum wach zu bekommen. Jetzt verstehe ich, warum.«
    Aruns Miene wurde schlagartig ernst. »Wie lange geht das schon so?«
    Milt zuckte die Achseln. »Höchstens ein paar Tage. Ich war einfach erschöpft.«
    Der Steuermann kam mit einem voll beladenen Tablett und stellte es auf dem Tisch ab. »Bei allem Respekt, Käpt’n, aber es wird Zeit, dass wir ’nen Schiffsjungen kriegen.« Er nickte Milt zu. »Greif zu, und zwar ein bisschen plötzlich, sonst lasse ich dich kielholen.«
    Der Bahamaer zog es vor, dem Folge zu leisten.
    »Was hat dich dazu bewogen, die Geister zu rufen?«, fragte Arun.
    Milt schluckte hinunter. »Ich werde mich nicht rechtfertigen.«
    »Das war dumm und leichtfertig!«, fuhr Finn ihn an.
    »Mag sein. Aber ich musste es tun.«
    Der Korsar stützte das Bein auf der Bank ab und lehnte sich darauf. »Noch so eine Tat, die du tun musst, und es ist aus«, sagte er ruhig. »Diesmal hast du Glück gehabt. Aber der nächste Herzanfall kann dein Ende bedeuten. Du bist ein starker Obeah-Mann, aber du hast diese Kräfte nicht unbegrenzt erhalten. Sie fordern jetzt ihren Tribut. Nächstes Mal werden die Geister dich holen und zu einem der Ihren machen.«
    »Ich hab’s verstanden«, brummte Milt. »Irgendwann musste die Rechnung schließlich präsentiert werden.«
    Finn runzelte die Stirn. »Ich verstehe es

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