Die silberne Maske
nach wie vor nicht. Warum ist Milt derart schwach? Wieso macht sein Herz jetzt nicht mehr mit, nachdem er noch vor zwei Wochen absolut topfit war?«
Arun wies auf Milt. »Sag du es ihm.«
Nidi starrte Milt an. »Du weißt es?«
»Ich hab’s nicht wahrhaben wollen, aber jetzt kann ich eins und eins zusammenzählen.« Milt seufzte. »Ich glaube, meine Zeit läuft schneller ab als deine, Finn, und die unserer Leidensgenossen. Und zwar potenziert.«
Nun war es an Finn, blass zu werden.
»Potenziert?« Der Schrazel zog eine ratlose Miene.
»Am Anfang war es kaum zu merken. Doch jetzt geht es immer schneller dahin. Mein Herz wurde damals durch ein Wunder geheilt. Na ja, sofern man geheilt sagen kann - ich konnte normal leben, aber mein Herz ist trotzdem schwächer geblieben. Der anstrengende Aufenthalt hier war in der Lieferung offenbar nicht inklusive.«
Der Nordire sank auf die Bank. »Verdammt«, sagte er erschüttert. »Und Laura ist nicht da.«
»So schnell gebe ich den Löffel nicht ab.« Mit einem Blick auf Arun fügte Milt hinzu: »Ich verspreche, die Geister nicht mehr zu rufen, und ich werde mich auch ansonsten brav verhalten und mich schonen, soweit möglich. Aber tut mir einen Gefallen. Sagt es Laura bitte nicht. Sie hat Sorgen genug.«
»Spinnst du?« Nidi schüttelte heftig den Kopf. »Das ist das Erste, was sie erfahren muss! Du hast kein Recht, ihr das zu verschweigen.«
»Ich bitte dich trotzdem darum. Laura hat noch eine Menge Aufgaben vor sich, das wissen wir alle. Ich glaube, selbst der Letzte von uns hat kapiert, dass sie die entscheidende Rolle in diesem Kampf spielt. Aber sie würde alles aufs Spiel setzen, nur um bei mir sein zu können. Und dann sind wir möglicherweise alle am Ende.« Milt sah zuerst Finn, dann Nidi eindringlich an. »Versteht ihr jetzt?«
Finn presste die Lippen zusammen und nickte schweigend. Nidi schnaufte schwer. »Das ist nicht gut, Milt.«
»Sie wird es ohnehin merken«, erwiderte er. »Ich kann ihr nichts vormachen. Aber ich möchte nicht, dass ihr mit ihr darüber redet. Sollte sie euch Fragen stellen, schickt sie zu mir. Das ist eine Sache zwischen uns beiden. In Ordnung?«
Finns Miene löste sich etwas. »Also gut. Dazu bin ich bereit.«
Milt sah Arun an. »Besteht die Chance, die Sache hinauszuzögern?«
Der Korsar hob die Schultern. »Sicher. Mit den Mitteln, die ich habe, sollte das möglich sein. Aber du musst mitarbeiten.«
»Vielleicht geht die Krise wieder vorüber. Diese Chance besteht.«
»Hoffen wir das Beste.«
Milt stand langsam auf und hob die Hand, als die anderen ihm helfen wollten. »Es geht schon. Ich werde mich jetzt zurückziehen und ein oder zwei Tage lang den Unsichtbaren spielen oder wenigstens so lange, bis Laura zurückkommt. Danach bin ich bestimmt wieder fit.« Er zog eine unglückliche Miene. »Falls die Sorge um sie mich nicht auffrisst.«
»Ich glaube, das wirkt sich in der Tat negativ aus.« Finn stimmte zu. »Mir geht es nicht anders. Ich werde Veda fragen, ob ein Späher nach ihr suchen kann. Vielleicht braucht Laura unsere Hilfe.«
»Sehr wahrscheinlich sogar«, schnarrte Nidi. »Bis jetzt ist Alberich nämlich gesund und munter. Wir hätten es mitgekriegt, wenn sie Erfolg gehabt hätten.«
»Also gut - geben wir ihnen noch einen oder zwei Tage, denn wer weiß, ob sie Alberichs Aufenthaltsort überhaupt aufspüren konnten«, entschied Finn. »Aber dann werden wir sie suchen ...«, er sah Milt an, »... du und ich. Das ist wahrscheinlich die beste Medizin für dein Herz. Vorausgesetzt, du hältst dich an den Plan und erholst dich bis dahin wieder und lässt jeden weiteren Blödsinn mit Veda oder einem der anderen Iolair.«
»Keine Sorge, ich rühre mich nicht von hier oben weg.« Der Bahamaer nickte leicht, dann ging er schwankend zu seiner Kabine.
»Ich werde mal sehen, was Sandra macht«, erklärte Finn und kletterte die Leiter hinunter ins Lager.
»Wir müssen reden«, sagte Nidi zu Arun.
»Nicht jetzt«, lehnte der Korsar ab. »Ich habe zu tun.«
Finn hörte Sandras Stimme, bevor er ganz unten war. Und was ihn am meisten beunruhigte: Die Iolair hörten ihr zu. Um die zehn waren es, die im Halbkreis um sie standen. Ein Stück weit abseits stand Luca mit wütender und verzweifelter Miene und beobachtete die Szene. Der Nordire ging zu ihm.
»Alles in Ordnung?«, fragte er leise.
Luca schüttelte den Kopf. Er kämpfte sichtlich mit den Tränen. »Meine ganze Familie ist zerbrochen. Nur ich bin noch da.«
»So
Weitere Kostenlose Bücher