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Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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ist hübsch. Zum Namenstag wünsche ich mir auch so eines», verkündete sie selbstbewusst. «Ich wette, Adam wird es mir schenken.»
    «Wie kommst du darauf, dass Adam dir eine Kette schenken wird?», fragte Eva.
    Regina kicherte, während Priska verlegen auf den Boden sah.
    «Wollt Ihr mir nicht antworten?», hakte Eva nach und sah Regina dabei an.
    «Er holt uns in sein Laboratorium», erzählte Regina.
    «Na, und? Was ist daran merkwürdig? Adam wird bald ein Arzt sein. Er interessiert sich für Menschen. Ist es verwunderlich, wenn er sich da für Zwillinge interessiert?»
    «Er sucht nach unserer geteilten Seele», fuhr Regina fort. «Er misst alles an uns: Die Nase, die Ohren, die Abstände zwischen den Augen, die Arme, die Beine.»
    «Nun, dann wollen wir hoffen, dass er eure Seele findet», sagte Eva und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
    Sie sah, dass Meister Faber und Heinrich sich viel sagende Blicke zuwarfen, doch sie schwieg und nahm Priska mit an ihren Arbeitsplatz, um ihr die Unterschiede zwischen Gold, Silber, Bronze, Kupfer und Messing zu erklären.
    «Schau her, Priska. Das ist ein einfacher Leuchter aus Bronze. Bronze ist eine Legierung aus vier Teilen Kupfer und einem Teil Zinn. Es ist etwas härter als Kupfer und wird für Gegenstände im Haushalt benutzt. Messing ist zwar ebenfalls eine Legierung aus Kupfer und Zinn, der Kupferanteil muss jedoch mindestens die Hälfte betragen. Es ist härter als Kupfer, aber nicht so hart wie Bronze. Sieh genau her, du kannst an den Farben den Kupferanteil erkennen. Ein hoher Anteil verleiht einen warmen Goldton, ein niedriger Anteil hat ein helles Gelb. Die Metalle werden bei sehr heißem Feuer zusammengeschmolzen.»
    Sie hatte diesen Satz noch nicht zu Ende gesprochen, als sie wieder an die junge Frau mit dem durch Flammen verwüsteten Gesicht denken musste. Was war ihr zugestoßen?
    Die Frage ging ihr den ganzen Tag nicht aus dem Kopf, und am Abend besprach sie den Vorfall mit Mattstedt, der zu Besuch gekommen war. Auch der Ratsherr hatte inzwischen von dem Vorfall gehört. «Kannst du dir vorstellen», fragte sie ihn, «dass der Mörder von Frankfurt nach Leipzig gekommen ist?»
    Mattstedt zuckte mit den Achseln. «Es muss jemand aus den Schmiedezünften sein. Ich werde in der Innung Bescheid geben und darum bitten, dass jeder neue Geselle aufmerksam geprüft wird. Beruhigt dich das, Eva?»
    Nein, das tat es nicht, doch sie nickte. Vielleicht war alles ja wirklich nur ein dummer Zufall. Vielleicht hatte sich die Hure an kochendem Wasser verbrannt oder war einem Feuer zu nahe gekommen. Wahrscheinlich war sie eine Verrückte, die nicht wusste, was sie sagte.
    «Du solltest endlich diesen David wegschicken», wechselte Mattstedt das Thema. Sie ließ den Stickrahmen sinken und trank einen Schluck von dem weißen Wein, der von der Unstrut kam und in Leipzig gern getrunken wurde.
    «Warum, Andreas? Er ist gut für die Werkstatt. Ohne ihn könnten wir so manchen Auftrag nicht ausführen. Die Dominikaner haben nicht mit Lob gegeizt, als er ihnen Kreuz und Monstranz übergab.»
    «Das mag sein, doch niemand ist unersetzlich. Ich habe einen anderen Gesellen gefunden. Einen kräftigen Kerl, der aus dem Erzgebirge stammt und hier sein Glück machen will.»
    «Andreas, wir brauchen keinen neuen Gesellen. Ich bin zufrieden mit David. Es gibt keinen Grund, ihn fortzuschicken.»
    «Nun, mir scheint, Eva, du weißt nicht, was in deiner eigenen Werkstatt geschieht.»
    Eva hob fragend die Augenbrauen.
    «Noch immer wissen wir nicht, wo er herstammt. Es ist etwas Dunkles um ihn herum, das die Frauen zugleich anzieht und ängstigt. Man sagt, er geht ins Hurenhaus und bezahlt die Dirnen dafür, dass er zeichnen darf, was zwischen ihren Beinen ist.»
    Eva brach in Gelächter aus. «Deshalb willst du ihn wegschicken? Die meisten Männer gehen zu den Freudenmädchen.»
    Mattstedt schüttelte den Kopf. «Darum geht es nicht, Eva. Sondern um seine Art.»
    Mit diesen Worten nahm er einen Brief aus der Tasche seines Wamses und reichte ihn ihr.
    Eva erkannte auf den ersten Blick die Schrift ihrer Mutter. Sie entfaltete den Bogen und las: «Lieber Mattstedt, endlich habe ich Nachricht aus Florenz bekommen. Ein Edelschmied mit Namen David ist nirgends bekannt. Ein anderer Deutscher war da, der auf den Namen Thomas hörte. Er hat sich bei einem Goldschmied verdingt, um das Emaillieren zu erlernen. Eines Tages aber war er weg und mit ihm eine beachtliche Menge an Silber. Niemand weiß, wo

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