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Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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er hingegangen ist und was er jetzt tut.»
    Eva las nicht weiter. Empört ließ sie den Bogen sinken und sah Mattstedt an. «Nun, unser Geselle heißt David. Ein ordentlicher Silberschmied ist er, die Nürnberger Zunft hat es bestätigt. Was wollt ihr noch, du und meine Mutter?»
    «Du solltest weiterlesen», drängte Mattstedt.
    Widerwillig nahm Eva den Bogen auf. «Eva soll nach Frankfurt kommen. Wenn es Euch nicht gelingt, den Gesellen wegzuschicken, so muss ich auf sie einwirken. Gebt ihr diesen Brief und sorgt dafür, dass sie nach Frankfurt kommt.»
    Eva sah hoch. In ihren Augen funkelte Wut. «Ich werde nicht nach Frankfurt gehen. Niemals!»
    «Deine Mutter befiehlt es. Du wirst fahren müssen, Eva.»
    Sie schüttelte störrisch den Kopf. «Nein, ich bleibe, wo ich hingehöre: in meiner Werkstatt in Leipzig. Sie kann mich nicht zwingen, ich bin großjährig. Außerdem bin ich sicher, dass du keine Zeit versäumen wirst und David wegschickst, wenn ich der Werkstatt auch nur einen einzigen Tag den Rücken kehre.»
    Sie sah Mattstedt trotzig an und war fest entschlossen, weder ihm noch ihrer Mutter zu gehorchen.
    «Eva, jetzt sei doch vernünftig!» Mattstedt beugte sich nach vorn und legte Eva seine Hand auf den Arm. «Einer wie er passt nicht hierher. Das musst du doch einsehen. Er bringt alles durcheinander, wiegelt am Ende gar noch die Leute auf. Wir aber wollen Ruhe und Ordnung.»
    Eva schüttelte seine Hand ab. Mattstedt schien ihre Verärgerung nicht zu bemerken, er lächelte sie liebevoll an und sagte leise: «Eva, wir könnten es zusammen so schön haben. Heirate mich, und du wirst sehen, dass dein Leben genau so wird, wie deine Mutter sich das immer für dich gewünscht hat.»
    Eva hielt es nicht länger auf ihrem Platz. Sie stand auf, trat ans Fenster und sah hinaus auf die abendlich stille Gasse. In einer Nische gegenüber küssten sich zwei junge Leute. Eva erkannte in dem Mädchen die Magd des Nachbarn.
    «Ich liebe dich nicht», sagte Eva leise. Sie wagte nicht, dem Kaufmann ins Gesicht zu sehen. «Wenn ich dich heirate, Andreas, handle ich wie meine Mutter und werde, was immer mir auch sonst im Leben gelingt, am Ende mit leeren Händen dastehen. Ich werde das Leben führen, das sich meine Mutter für mich gedacht hat. Aber es hat nichts mit dem Leben zu tun, das ich mir wünsche.»
    Sie wandte sich um, ging zu Mattstedt, kniete vor seinem Stuhl und fasste nach seinen Händen. «Andreas, du hast eine Frau verdient, die dich liebt, die dir Ehre macht.»
    Mattstedt sah sie nicht an. «Ist Liebe eine Voraussetzung, um miteinander glücklich zu werden, Eva?»
    «Ja. Daran glaube ich.»
    Der Ratsherr nickte und seufzte. «Ich wünschte, ich könnte dich eines Besseren belehren.»
    Eva schüttelte den Kopf. «Es fängt eine neue Zeit an, in der die Liebe wichtiger ist als alles andere. Du, Andreas, siehst die neue Zeit nur von der kaufmännischen Seite. Der Adel verliert an Macht, die Bürger kommen zu Geld und wollen damit auch Einfluss. So macht es Fugger vor, so willst auch du das Alte abschaffen und für dich mehr Vorteile erringen. Ich aber möchte etwas anderes. Ich möchte alles zeigen, was in mir steckt, möchte meine Möglichkeiten ausschöpfen und mich der von Gott geschenkten Seele würdig erweisen.»
    «Woran willst du messen, wie weit du deine Möglichkeiten ausgeschöpft hast?», fragte Mattstedt. Eva hörte seine Kiefer mahlen.
    «Du meinst», fragte sie, «Geld?» Sie schüttelte den Kopf. «Nein, Andreas. Geld ist nicht das, was zählt.»
    Jetzt sah er sie direkt an. Seine Blicke fuhren suchend über ihr Gesicht. «Gibt es einen anderen Mann?», fragte Mattstedt schließlich.
    Eva seufzte. «Ich will dir nicht wehtun, Andreas.»
    «Ach?», fragte der Kaufmann. «Hast du das nicht bereits getan? Ich habe ein Recht darauf, es zu wissen.»
    «Ja», Eva hielt seinem Blick stand. «Ja, ich liebe einen anderen. Du kennst ihn. Es ist David. Und ich werde ihn fragen, ob er mich heiraten möchte.»
    «Weiß er schon von seinem Glück?»
    Die Frage knallte wie ein Peitschenschlag durch den Raum. Eva fuhr erschrocken herum.
    Susanne hatte sich angeschlichen, ohne dass sie es bemerkt hatten.
    Eva machte den Mund auf, um sie zurechtzuweisen, doch Susanne sah sie so hasserfüllt an, dass sie schwieg.
    «Weiß David schon, dass du beschlossen hast, ihn zu heiraten?», fragte Susanne erneut.
    Eva schüttelte den Kopf. «Ich werde mit ihm sprechen.»
    «Nun, dann gehe ich, ihm die frohe Botschaft zu

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