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Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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anderes als ich.»
    Eva bereute ihre Enscheidung nicht. Ganz im Gegenteil. An Davids Miene erkannte sie, dass sie für ihn heute die Schönste war. Nichts anderes hatte Eva gewollt. Sie übersah den abfälligen Blick der Hummelshainerin genauso wie das Kopfschütteln ihrer Mutter, die wohl bis zum letzten Augenblick gehofft hatte, Eva würde sich doch im Mailänder Samt zeigen.
    Sibylla hatte sich auch schnell wieder gefangen. Eva sah, dass sie sich angeregt mit Jakob Fugger unterhielt, lachte, Andreas Mattstedt mit ins Gespräch zog und sich so gab, als wäre die Welt in der allerbesten Ordnung und gehorche ihren Wünschen.
     
    Später wurde das Paar, wie es Brauch war, zur Hochzeitsnacht geleitet. Johann von Schleußig weihte das Bett, die anderen ergingen sich in Anspielungen, doch dann waren David und Eva endlich allein.
    Ihre Mutter hatte ihr erklärt, was in der Nacht zwischen den Laken geschah, doch trotzdem verspürte Eva eine unbestimmte Furcht. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und ihr Mund war so trocken, dass sie nach dem Wasserkrug griff, sich mit zitternden Händen einen Becher voll schenkte und ihn in einem Zug austrank.
    «Komm her zu mir», sagte David und zog Eva vor den Spiegel. Er öffnete ihr Gewand und ließ es über ihre Schultern gleiten.
    Langsam und bedächtig streifte David ihr ein Kleidungsstück nach dem anderen vom Leib, bis sie schließlich nackt vor dem Spiegel stand.
    Eva bedeckte ihre Brüste mit dem rechten Arm, verbarg ihren Schoß unter der linken Hand. Scham stieg in ihr auf und ließ sie erröten. Nie zuvor hatte ein Mann sie so nackt und bloß gesehen. David kniete sich vor ihr hin und ließ seine Blicke bewundernd über ihren Leib wandern.
«Wie schön bist du! Meine Freundin: du bist schön!
Deine Augen glänzen wie Taubenaugen
hinter deinem Schleier hervor.
 
Dein Haar wallt vom Haupte, einer Herde Ziegen gleich,
die vom Berge Gilead herabsteigt.
 
Deine Zähne sind wie eine Herde
frisch geschorene Schafe, die der Schwemme entsteigen,
und jedes Muttertier hat Zwillinge.
Keines ist ohne Lämmer.
 
Deine Lippen gleichen scharlachfarbenen Schnüren,
und dein Mund ist beim Plaudern so lieblich.
 
Es leuchten deine Wangen hinter deinem Schleier hervor,
gleich dem Granatapfel, wo er aufgesprungen ist.
 
Deinen Hals vergleiche ich mit dem Turm Davids,
der mit seinen Zinnen zur Wehr gebaut ist.
Tausend Schilde hängen daran,
lauter Tartschen der Helden.
 
Deine Brüste sind zwei junge Kitzböcklein,
Zwillinge der Gazelle, die bei Lilien Nahrung finden.
 
Bevor sich der erste Morgenwind erhebt
und der Tag graut,
will ich zum Myrrhenberge gehen
und zum Weihrauchhügel.
 
Du bist wirklich schön, meine Freundin,
und es findet sich kein Makel an dir.»
    Eva kannte das Hohelied des Salomo. Doch dass David dieses vor der ersten gemeinsamen Nacht zitierte, machte sie glücklich und nahm ihr die Angst.
    Wenn diese Dinge bereits so in der Heiligen Schrift standen, dann konnte nur Gutes daraus entstehen.
    «Dein Leib ist eine Kathedrale der Liebe», sagte er heiser und betrachtete mit brennenden Augen ihre Brüste. «Jetzt bin ich dein Mann und du bist meine Frau.» Er stand auf und sah ihr in die Augen und sprach weiter: «Du sollst dich mir ganz herschenken in dieser Nacht. Nichts sollst du zurückhalten, und auch ich werde dir alles geben. Du bist mein und ich bin dein. Schenk mir die Obhut über dich, über deinen Leib, deinen Geist und deine Seele. Willst du mir ganz gehören?»
    Eva nickte. Ihr stockte der Atem. «Ja. Alles will ich dir sein. Alles, was du möchtest. Alles werde ich dir geben, was du verlangst.»
    Und in Gedanken führte sie die Sätze fort: Besser machen werde ich es als meine Mutter. Nichts will ich zurückhalten, alles herschenken, wieder und wieder und wann immer er es verlangt.
    David hob Eva hoch und legte sie auf das Bett. Dann holte er einen kleinen Lederbeutel hervor, öffnete ihn und bestreute ihren Leib mit dem feinen Silberstaub, den er in den letzten Wochen sorgsam aus seiner Lederschürze gebürstet hatte. «Dies ist mein Geschenk für dich.» Der Mond schien durch das Fenster und brachte Evas Körper zum Funkeln.
    Sie sah an sich herunter, betrachtete den glitzernden Bauch, die strahlenden Brüste und den silbernen Schoß. «Komm zu mir», flüsterte sie.
    David stieg aus seiner Kleidung und kniete sich neben Eva ins Bett. Eva umfasste sein Gesicht mit ihren Händen und bedeckte es mit leichten Küssen. David legte sich auf sie. Sie ließ ihre

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