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Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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niemanden, der mir besser geeignet erscheint. Doch ihr müsst bedenken, dass es mir an Kenntnissen fehlt.»
    Fugger legte den Kopf schief. «Ihr sprecht für Mattstedt und nicht für den Eurigen?»
    Eva schwieg und war froh, dass die Farandola es verlangte, zum nächsten Partner zu wechseln.
     
    Adam Kopper saß neben Sibylla an der Tafel und betrachtete die Tanzenden.
    «Was ist mit David, dass du mich gebeten hast, ihn im Auge zu behalten?», fragte er Sibylla. «Was weißt du über ihn?»
    Sibylla wies mit einer Handbewegung durch den Hof. «Er stammt aus der Gegend um Halle. Die Stadt ist noch nicht einmal einen Tagesritt entfernt. Doch er hat niemanden aus seiner Verwandtschaft zur Hochzeit geladen.»
    Adam blickte Sibylla belustigt an. «Ist das für dich ein Grund zur Besorgnis?»
    «Nein, Adam. Das ist es nicht. Aber David verschweigt sein früheres Leben. Niemand weiß, was er erlebt hat, woher er kommt. Er muss in Italien gewesen sein, in Nürnberg. Doch er spricht niemals darüber.»
    Adam sah zu seinem Schwager, der gerade mit Susanne tanzte, sich von seinen Zunftbrüdern jedoch fern hielt. «Seine Papiere werden in Ordnung gewesen sein, sonst hätte die Stadt ihm nicht mit der Hochzeit das Bürgerrecht verliehen.»
    Sibylla lachte auf. «Er wird Geld in die Innungslade gezahlt haben. Aber du hast Recht, an seinen Papieren war nichts auszusetzen. Er hat einen Gesellenbrief vorgelegt, ausgestellt auf den Namen David in der Stadt Halle an der Saale. Außerdem hat er Referenzen von der Wanderschaft. Er hat in Pforzheim Station gemacht, war in Straßburg und Nürnberg, vielleicht sogar in Florenz. Der Goldschmied in Pforzheim ist übrigens inzwischen verstorben.»
    «Woher weißt du das, Sibylla?»
    Sie lächelte hintergründig: «Ich hatte ihm geschrieben. Die Zunft teilte mir mit, dass er nicht mehr lebt, doch sie bestätigte das Referenzschreiben für David.»
    «Kundschaftest du ihn aus?», wunderte sich Adam über Sibyllas Neugier.
    Sibylla zuckte mit den Achseln. «Ich muss wissen, wen meine Tochter in die Familie bringt. Und ich befürchte, dass dieser Mann ein Blender ist. Ein Hochstapler, der es auf mein Geld abgesehen hat, und sonst gar nichts. Er ist nicht gut für Eva. Ich fühle es. Hast du nichts Seltsames an ihm entdeckt?»
    Adam schüttelte den Kopf. «Er ist jung und ehrgeizig. Aber sind wir das nicht alle?»
    Beide sahen nun zu David, der ihre Blicke bemerkte, sich jedoch nicht darum zu scheren schien. Er führte Evas Freundin Ute Lechnerin zum Tanz, die gerade über etwas, das er zu ihr sagte, hell auflachte.
    Plötzlich setzte sich Sibylla kerzengerade auf. Ihr Gesicht war blass geworden. Sie kniff die Augen zusammen.
    «Was ist mit dir?», fragte Adam.
    «David erinnert mich an einen Mann, den ich früher einmal gekannt habe. An einen Gerber. Jetzt erst sehe ich es. Heute trägt er das Haar offen bis auf die Schultern. Mit dem Pferdeschwanz, den er gewöhnlich bindet, habe ich ihn nicht erkannt.»
    Sie lächelte dünn. «Der Gerber, Thomas hieß er wohl, hatte sich mit dem Teufel verbündet. Man hat ihn gebrandmarkt und aus der Stadt getrieben.»
    «Nun», bemerkte Adam. «So etwas geschieht häufig. David aber hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Sein Ohr ist ohne Makel.»
    «Ich weiß», erwiderte Sibylla. Alle Gesellen ließen sich bei Beginn der Wanderschaft einen kleinen goldenen Ohrring fertigen. Verstießen sie unterwegs gegen geltendes Recht, so wurde ihnen dieser aus dem Ohr gezogen – und sie waren ab diesem Zeitpunkt als Schlitzohren gekennzeichnet. Ein Schlitzohr hatte wenig bis keine Möglichkeiten, irgendwo eine Anstellung zu finden.
    «Sein Sohn könnte er sein», murmelte Sibylla.
    «Wessen Sohn?», fragte Adam. «Der Sohn des vertriebenen Gerbers? Kanntest du ihn denn?»
    In diesem Augenblick kam Jakob Fugger und bat Sibylla um den nächsten Tanz. Sie tippte Adam beim Aufstehen auf die Schulter und versprach: «Wir reden später darüber.»
     
    Und das tat Sibylla auch, allerdings nicht mit Adam, sondern mit Andreas Mattstedt.
    «Trotz seiner Papiere traue ich ihm weniger denn je», besprach sie sich einige Tage später mit Mattstedt.
    Mattstedt nickte bestätigend. Auch er traute dem Gesellen nicht.
    «Nach Florenz werde ich schreiben. Die dortige Faktorei der Deutschen muss etwas über ihn wissen. Erkundigt Ihr Euch in Halle nach seinem Vater. Ich vermute, dass dieser aus Frankfurt stammt.»
     
    Mit diesem Auftrag an Mattstedt reiste Sibylla ab. Der Abschied

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