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Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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wollte einer Lilie die weißen Blätter mit Schminke bestreichen? Wer würde einer Schwalbe Bänder an die Flügel nähen, um sie zu zieren?
    Nur ein Narr. Und nur eine Närrin würde deinen weißen Busen mit Ketten behängen, deine schimmernde Haut mit roter Paste bestreichen und Bänder an deine Kleider nähen. Du bist schön, Eva. Immer wenn ich ein Silberstück vor mir habe, suche ich darin dein Bild. Ja, du bist wie Silber. Wie glitzerndes, weißes, reines Silber, das unter meinen Händen seine Form erhält …»
    Eva lächelte und ließ den Bogen sinken. Seit ihrer Verlobung schrieb David ihr jeden Tag.
    Einmal hatte Eva Ute daraus vorgelesen.
    «Ich beneide dich um diesen Mann», hatte die Freundin gesagt. «Doch ich gönne dir diese Liebe von Herzen. Nicht jede wird so reich beschenkt damit.»
    «Liebst du den deinen nicht?», fragte Eva.
    «Ich bin anders als du, Eva. So, wie David der Richtige für dich ist, ist der Lechner der Richtige für mich.»
    Utes Worte machten sie stolz. David! Immer wieder sprach sie leise seinen Namen aus.
    So glücklich musste die Mutter in den beiden Jahren mit Isaak gewesen sein. Eva war fest entschlossen, mit David ihr ganzes Leben so zu verbringen.
     
    «Wenn ich nur wüsste, was dich an diesem Mann so fesselt.» Trotz ihrer Abneigung hatte es sich Sibylla nicht nehmen lassen, zur Hochzeit nach Leipzig zu kommen.
    «Ich liebe ihn. Er allein weiß, wer und wie ich wirklich bin. Nur mit ihm wird ein Leben in Liebe möglich sein.»
    Die Mutter klappte die Lade mit dem Leinenzeug zu, die sie gerade überprüft hatte, und setzte sich darauf.
    «Ach, ja?» Sie runzelte die Stirn. «Dein David ist nicht Gott. Und Liebe empfindet er nur für die Geldlade.»
    Sie lachte auf. «Macht will er. Nichts als Macht, und Geld.»
    Eva reichte es. Ihre Wangen wurden rot, ohne dass sie sie mit einer Paste bestrichen hätte.
    «Und das musst gerade du sagen?», fragte sie erbost. «Du, für die doch immer nur Geld gezählt hat. Du hast die Liebe nur in Florenz gelebt. Jetzt bist du wieder die, die du immer warst. Du weißt nichts von der Liebe, Mutter. Gar nichts! Siehst du denn nicht, wie sich alles verändert? Spürst du nicht den Atem der neuen Zeit, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt?»
    Evas Busen wogte unter dem schmucklosen Gewand, das sie seit der Verlobung immer trug.
    «Die neue Zeit.» Sibylla winkte ab. «Was soll das sein? Die teuren Gewürze und Stoffe aus der neuen Welt? Die Bauern, die sich nach der Taube auf dem Dach strecken und alles Alte hinwegfegen wollen? Die Türkensteuer etwa, die jeden Bürger, Bauern und Handwerker verpflichtet, von 1000 einen und von 500 einen halben Gulden und 14 Pfennige zu zahlen?»
    «Geld, Geld, immer nur Geld. An etwas anderes kannst du nicht denken! Weißt du nicht, warum die Bauern sich erheben? Siehst du nicht, dass das Ende der Welt naht, weil es zu wenig Liebe gibt?»
    «Sagt das David?»
    Eva schüttelte den Kopf. «Nein, das sage ich. Auch Johann von Schleußig und die, die sich in der Fraternität sammeln, denken so. Nicht Gott hat Bauer, Edelmann, Kaufmann oder Kaiser an ihren Platz gestellt. Die Kirche war es, die Arme und Reiche, Gute und Böse geschaffen hat. Doch das ist nun vorbei. Jeder bestimmt selbst, was er tut. Der Mensch ist dazu verdammt, frei zu sein.»
    «Weißt du überhaupt, was du da redest?» Sibylla stand auf, fasste Eva bei den Schultern und schüttelte sie. «Diese Liebe hat dich blind und taub gemacht, Eva. Du bist nicht mehr du selbst.»
    «Oh, doch, das bin ich. Mehr als jemals zuvor in meinem Leben.»
    Die Mutter sah Eva prüfend an, dann ließ sie sie los und verließ das Zimmer. Beim Mittagsmahl aber nahm sie das Gespräch wieder auf und scherte sich keinen Deut darum, dass die Bediensteten dabei waren.
    «Ich werde dich enterben, wenn du David heiratest. Falls du eines Tages Geld benötigst, musst du dich an Andreas Mattstedt wenden, ihn habe ich zum Verwalter des Leipziger Vermögens bestimmt und ihn mit allen Vollmachten ausgestattet.»
    Eva lachte auf und wechselte einen Blick mit David, der belustigt wirkte. «Zu spät, Mutter. Ich habe David bereits meine Anteile überschreiben lassen. Das kannst du nicht mehr rückgängig machen.»
    Die Mutter wurde blass und biss sich auf die Unterlippe. Dann erwiderte sie, ohne ihren künftigen Schwiegersohn zu beachten: «Mag David auch der Meister der Werkstatt sein, Vermögensverwalter wird Mattstedt. Und die Kuxe bleiben ebenfalls in seiner Hand. Du,

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