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Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Hände über seinen Rücken gleiten. Seine Haut war seidig und glatt, sie fühlte sich wie Samt an. David stützte den Oberkörper mit den Armen ab, sodass sein Gesicht über ihrem war und seine langen Haare ihre Wangen berührten. Eva legte ihre Hände auf seine wenig behaarte Brust, strich sanft darüber und war erstaunt, dass sich seine Brustwarzen unter ihren Händen aufrichteten wie bei einer Frau. Sie spürte, wie die Lust in ihr erwachte. Sein Gesicht näherte sich ihrem, sodass Eva nichts sah als die Zärtlichkeit in seinen Augen, nichts hörte als seine Stimme, die ihr Koseworte flüsterten, nichts roch als seinen metallischen Männerduft, nichts spürte als seine Haut und nichts schmeckte als ihn.
     
    Eva erwachte, noch bevor die ersten Hähne den Anbruch des neuen Tages verkündeten. Ihr Körper schmerzte. Vorsichtig drehte sie sich um und betrachtete David, der ruhig wie ein Kind neben ihr schlief. Behutsam, um ihn nicht zu wecken, stand Eva auf, öffnete die Fensterläden einen Spalt, sodass das erste Licht die Kammer in ein weiches Grau tauchte.
    Eva stellte sich vor den Spiegel und zog vorsichtig das Nachthemd aus. Als sie ihren Leib sah, musste sie einen Aufschrei unterdrücken. Er war von blauen Flecken übersät. Außerdem hatte sie unzählige rote Stellen von der Art, wie Susanne sie am Hals getragen hatte. Sie war von der Liebe und der Leidenschaft gezeichnet.
    Sie hatte nicht bemerkt, dass David erwacht war. Plötzlich stand er hinter ihr, drehte sie zu sich um, sodass sie sich nicht mehr sehen konnte.
    «Du hast meinen Körper makellos genannt, doch dann hast du ihn entstellt und mit Flecken bedeckt», sagte sie anklagend und sah an sich herab.
    «Es sind keine Flecken», sagte er mit weicher Stimme. «Es sind Blumen der Liebe, mit denen ich dich bekränze.»
    Sofort verflog Evas Scham. Wie hatte sie nur so erschrecken können. Sie wusste doch, dass mit David alles anders sein würde als mit anderen Männern.
    Sie sah zu ihm hoch, strich sanft über sein Gesicht.
    «Ich möchte dich neben mir im Spiegel sehen», sagte sie leise.
    Aber David schüttelte den Kopf.
    «Genierst du dich?», fragte sie und lachte ein wenig. «Hältst auch du den Spiegel für ein Werkzeug des Teufels, für den Satan selbst gar?»
    «Der Teufel hat kein Spiegelbild», erwiderte David. «Daran erkennt man ihn.»
    Er ließ Eva los und holte aus einer Truhe ein schwarzes Tuch. Damit verhängte er den Spiegel.
    «Was machst du?», fragte Eva fassungslos.
    «Du brauchst ihn nicht mehr», entgegnete er. «Dein Spiegel werden meine Augen sein. In ihnen kannst du lesen, wer und was und wie du bist.»
    Mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Eva blieb ratlos zurück. Sie hüllte sich in einen Morgenrock und starrte auf das schwarze Tuch. Gerade wollte sie danach greifen, als es an der Tür klopfte. Sibylla trat ein.
    «Ich habe deinen Mann bereits auf dem Hof am Brunnen gesehen und wollte wissen, ob du gut geruht hast.»
    Die Mutter betrachtete Eva prüfend. Eva lächelte so glücklich, wie sie nur konnte.
    «Es geht mir gut, Mutter. Mir ist es noch nie besser gegangen.»
    Die Mutter wies auf den Spiegel. «Wer hat ihn verhängt und warum? Die Juden tun so etwas, wenn jemand in ihrem Hause gestorben ist. Wir aber haben keine Toten zu beklagen. Also nimm das Tuch dort weg. In diesem Hause muss nichts versteckt werden. Zumindest war es bisher nicht so.»
    Eva schüttelte den Kopf und hielt Sibyllas Hand fest, die nach dem Tuch greifen wollte.
    «Ist es so, dass du es nicht ertragen kannst, Dinge zu verstecken, die als wertvoll gelten? Ein Spiegel ist eine Kostbarkeit, doch ich brauche ihn nicht mehr, um mich darin zu sehen. Ich habe heute Nacht Davids Augen gesehen.»
     
    Am Nachmittag ging das Fest weiter. Diesmal waren die Tische und Bänke in den begrünten Hof getragen worden, und das eigene Hauspersonal bediente.
    Die Mutter hatte die gesamte Kaufmannschaft der Stadt zum Resteschmaus eingeladen. Auch Jakob Fugger war wieder dabei, ebenso Andreas Mattstedt. Die Gäste wussten, dass nun der geschäftliche Teil an der Reihe war.
    Eva hatte darauf bestanden, dass auch Ute noch einmal kam, obwohl ihre Familie nicht zu den Kaufleuten zählte.
    Ute nahm sie zur Seite und sah sie liebevoll an. «War es schön mit David?», fragte sie leise. «Ich habe die ganze Nacht an dich denken müssen. War es so, wie du es dir vorgestellt hattest?»
    Eva schüttelte den Kopf. «Es war ganz anders, weil David ganz anders ist.»
    Ute

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