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Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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fand unter Tränen statt. «Bleib noch, Mutter», bat Eva ein um das andere Mal. Sie hatte plötzlich das Bedürfnis, die Mutter von ihrer großen Liebe zu David zu überzeugen, wünschte sich ihren Segen.
    Doch Sibylla wollte zurück nach Frankfurt. Hier in Leipzig gab es nichts mehr für sie zu tun.
    «Ich fühle mich alt, Eva», schlug sie ihr den Wunsch ab. «Ich habe alle Aufgaben meines Lebens erfüllt. Aus einer kleinen Kürschnerei habe ich ein großes Unternehmen gemacht. Nun bin ich müde und erschöpft. Ich möchte endlich zu Isaak, möchte in Ewigkeit mit ihm vereint sein.»
    Sie umarmte Eva, dann wandte sie sich an Susanne, die neben der Silberschmiedin stand und den Abschied mit bitterer Miene verfolgte. «Es wird Zeit, dass auch wir unseren Frieden machen, Susanne.»
    Sie holte aus der Tasche einen bestickten Lederbeutel und hielt ihn Susanne hin: «Hier ist Geld. Es reicht für eine neue Aussteuer. Suche dir einen Mann und beginne endlich das Leben, das du für dich erträumt hast.»
    Susanne nahm den Beutel und befühlte ihn gründlich. «Du schuldest mir mehr als die paar Gulden im Säckchen hier», erwiderte sie. «Eines Tages werde ich alles bekommen, was mir zusteht.»

Kapitel 13
    Kurz nach Sibyllas Abreise hatte Jakob Fugger Andreas Mattstedt zum Vorsteher der Leipziger Faktorei ernannt. Am selben Abend kam es zum ersten Streit zwischen Eva und David.
    «Du hast Fugger angeraten, Mattstedt den Posten zu verleihen, nicht wahr?», fragte David.
    Eva bemerkte eine dicke blaue Zornesader an seiner Schläfe. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Sie legte ihm eine Hand auf die Brust, um ihn zu besänftigen.
    «Ich war es Mattstedt schuldig. Schließlich habe ich ihn zurückgewiesen. Außerdem ist Fugger ein kluger Mann. Er hat meinen Ratschlag nicht nötig gehabt. Eine Spielerei war es wohl, dass er mich fragte.»
    «Spielerei oder nicht: Jetzt bist du mir etwas schuldig. Du hast mich verraten, hast einen Fremden dem eigenen Ehemann vorgezogen. Ein Leib wolltest du sein mit mir, eine Seele. Du hattest es versprochen. Und nun?»
    «David, ich wollte dich nicht verraten. Natürlich sind wir ein Leib und eine Seele. Fugger hätte sich auch ohne meine Worte für Mattstedt entschieden.»
    David nickte grimmig. «Als ob es darum ginge. Du hast gegen mich gesprochen, gegen deinen eigenen Mann. Das ist Verrat.»
    Er schnaubte. «Schön ist dieser Leib», sagte er höhnisch. «Doch deine Seele ist verdorben. Deine Mutter hockt darin und der Dünkel deiner Herkunft.»
    «Nein, David, das stimmt nicht.»
    «Halt den Mund. Ich weiß es besser. Deine Seele ist niedrig – wie die einer Krämerin. Du bist genauso wie die Kreaturen, die deine Mutter ihre Freunde nennt. Die ihre Herkunft hochhalten und sich einen Dreck um die scheren, die nicht mit einem goldenen Löffel im Maul geboren sind.»
    «David, ich habe doch alles, was ich hatte, mit dir geteilt.»
    «Pah!» Die blaue Zornesader an seiner Schläfe schwoll noch weiter an. «Geteilt! Dass ich nicht lache! Entscheide dich, Eva. Zu wem willst du gehören? Zu mir oder zu den anderen?»
    «Zu dir natürlich. Das weißt du doch!»
    Sie schmiegte sich an seine Brust, doch David stieß sie von sich.
    «Beweise mir, dass du zu mir gehörst», verlangte er.
    «Was soll ich tun?»
    «Lass dir den Kopf scheren wie eine Nonne.»
    «David! Warum? Warum das Haar?»
    «Setze ein Zeichen, dass du darauf verzichtest, anderen Männern zu gefallen oder es ihnen Recht zu machen. Du hast Mattstedt schon oft genug nachgegeben, doch nun gehörst du mir allein. Also werde ich dir das Haar scheren. Du brauchst es nicht mehr.»
    Eva schluckte. Sie griff nach ihrem Haar, ließ es durch die Finger gleiten, roch den vertrauten Duft.
    «Mein Haar gehört zu mir», widersprach sie. «Es gehört zu mir wie mein rechter Arm oder mein linkes Bein. Warum soll ich es hergeben?»
    «Um mir zu zeigen, dass es dir Ernst ist mit deinem Versprechen von einem Leib und einer Seele.»
    Er musterte Eva noch einmal von oben bis unten, dann verließ er das gemeinsame Schlafzimmer.
    Eva streckte die Hände vergebens nach ihm aus und ließ sie seufzend wieder fallen. Sein Blick war so kalt gewesen, so eisig, dass Eva ein Schauer über den Rücken gelaufen war.
    Sie dachte an die Geschichte von Samson und Delila, die im Alten Testament stand. «Wenn ich geschoren würde, so wiche meine Kraft von mir, sodass ich schwach würde wie eine normaler Mensch.» Das waren Samsons Worte zu Delila gewesen.
    «Das ist

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