Die Silberschmiedin (2. Teil)
Wind zu schlagen.»
«Was wisst Ihr über das Testament meiner Mutter? Hat Mattstedt nicht einmal so viel Ehrgefühl, darüber zu schweigen?»
«Regt Euch nicht auf, Eva. Mattstedt hat nichts dergleichen gesagt. Ihr selbst wisst, dass er kein Schwätzer ist. Er ist ein Ehrenmann, der Euch sehr zugetan ist und sich um Euer Wohl sorgt. Deshalb, Eva, rate ich Euch, auf Mattstedt zu hören.»
Eva senkte den Kopf.
«Mattstedt möchte verhindern, dass ich David das Erbe übergebe», flüsterte Eva. Johann von Schleußig sah nach vorn zum Altar.
«Und David?», fragte er nach einer kleinen Weile. «Hat er das Erbe schon eingefordert?»
«Nun, die Werkstatt ist in eine Krise geraten. Wir brauchen das Geld. David selbst hat mich jedoch nie darum gebeten, ihm das Erbe zu übergeben.»
Sie warf den Kopf in den Nacken. «Und das braucht er auch nicht. Ich bin seine Frau. Was mir gehört, gehört auch ihm. Mattstedt mag ein Ehrenmann sein, doch frei von Eifersucht ist er nicht. Vom ersten Tag an hatte er etwas gegen David. Genau wie Heinrich, meine Mutter und wohl auch Ihr. Aber ich liebe ihn. Er ist mein Mann. Wir sind eine Einheit.»
Eva stand auf und wandte sich mit einer hochmütigen Geste ab.
Sie sah nicht, dass Johann von Schleußig ihr nachsah, den Arm nach ihr ausstreckte und ihn dann hilflos fallen ließ.
Wenige Tage später war Evas Erbe auf David übergegangen.
Nur ein einziges Mal kam ihr der Gedanke, dass sie nun nichts mehr hatte, mit vollkommen leeren Händen dastand. Ihre Mutter war tot, der Stiefbruder ausgezogen, Susanne keine Freundin mehr. Eigentlich hatte sie nur noch sich. Und natürlich David und seine Liebe. Das war es doch, was sie immer gewollt hatte. Aber reichte es auch? Sie verdrängte diese Frage.
Hatte sie Dankbarkeit von David erwartet? Ja. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann musste sie sich eingestehen, dass sie nun, da sie alles für ihn gegeben hatte, im Stillen verlangte, er möge sie dafür entschädigen. Seine Liebe sollte all das, was sie aufgegeben hatte, gutmachen. Sie wollte es besser machen als ihre Mutter. Es konnte und durfte nicht sein, dass sie nun ärmer war als je zuvor.
Wenige Wochen später zeigte David ihr seine Liebe nur noch, wenn er ihr das Haar schor. Ansonsten war er beschäftigt. Er liebe sie, sagte er, wenn Eva ihn fragte. Es gebe keinen Grund, daran zu zweifeln, aber er habe nun mal zu tun. Das war alles. Die Beiläufigkeit, mit der er sie behandelte, schmerzte Eva.
Außerdem war ihr aufgefallen, dass sie nicht mehr von so vielen Leuten auf der Straße gegrüßt wurde.
«Sie ist von Gott gestraft», tratschten die Wäscherinnen am Brunnen, und Susanne hatte nichts Besseres zu tun, als Eva alles zu berichten.
«So lange ist sie schon verheiratet und hat noch immer kein Kind. Und seht nur, wie sie rumläuft! Kein Wunder, dass ihr Mann nackte Menschen auf seine merkwürdigen Sachen bringt. Der Herr hat ihr den Schoß vertrocknen lassen. Weiß der Himmel, wofür sie gestraft wird.»
Offenbar hatte Susanne auch David davon erzählt, denn er fand plötzlich, dass es ihre Schuld sei, dass niemand die Silberwaren aus ihrer Schmiede haben wollte.
«Es ist nicht gut, dass du im Gerede bist. Die Leute wollen nichts kaufen von einer, über die sich die ganze Stadt das Maul zerreißt. Am besten ist es wohl, wenn du dich nicht mehr draußen zeigst.»
Eva war wie vor den Kopf geschlagen. Sie verstand Davids Verhalten nicht.
«Alles würde anders, wenn ich endlich ein Kind hätte, David. Warum verwehrst du mir diesen Wunsch?»
Sie ging auf ihn zu, umklammerte ihn, bedeckte sein Gesicht mit Küssen.
Er stieß sie von sich. «Willst du immer noch mehr, als du schon hast? Reichen dir die Zwillinge nicht?»
«Es ist normal, dass eine verheiratete Frau ein Kind haben möchte. Wie schön wäre es, einen kleinen Jungen oder ein kleines Mädchen zu haben, das unsere besten Eigenschaften in sich vereint.»
David blickte sie abschätzig an. «Du kannst nicht genug bekommen. Ich wusste vom ersten Augenblick an, dass die Wollust in dir haust. Nicht um das Kind geht es dir, sondern um den Samen meiner Lenden. Gut, du sollst bekommen, was du willst.»
Er stieß sie auf das Bett und ging zu der Anrichte. Unter lautem Knarzen öffnete sich eine Lade.
«David. Bitte nicht. Du hast gesagt, wir müssten verhüten, weil die Zeit für ein Kind noch nicht gekommen sei. Jetzt haben wir alles. Bitte, mach die Lade wieder zu.»
David hörte nicht auf Evas Worte.
Sie lag auf
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