Die Sirenen von Kalypso
Ziel erreicht hat.«
Novizen eilten herbei. Die Starkmagier in den Nährsesseln wurden unruhig. Die Ganzasketen zogen sich daraufhin ein wenig zurück. Der dunkle Schatten des Finstermanns im Zentrum der starken und dichten Bannschwellen hatte sich verdichtet und war auch größer geworden. Auch die Lange Beschwörung erreichte ihr Endstadium.
»Die Verbindung zu den drei Geschöpfen, die die Kraft Tajimas in sich aufnehmen und weiterleiten sollen, ist unterbrochen«, meldeten Mönche und Novizen aufgeregt. »Wahrscheinlich hängt es mit der Magischen Abschirmung der Ohtanifeste zusammen. Wir sind taub und blind.«
»Und Tajima?« fragten die Ganzasketen.
Sie sahen Bilder aus dem Grottensystem. Sie sahen den erwachenden Schlafenden Schatten.
»Diese Außenweltlerin«, murmelte jemand. »Sie ist außerordentlich stark.« Sie sahen, wie Tajima und seine Begleiterin durch das Tor transferierten, und sie sahen, wie der Hybride vom Schlafenden Schatten in Zeitlosigkeit eingefroren wurde.
»Er ist auf Kalypso.«
»Wir haben nur noch wenige Minuten.«
»Besteht die Verbindung der drei veränderten Hybriden zu Tajima Nimrod weiter?«
Mönche hoben unsicher die Arme. »Wir wissen es nicht, Hohe Herren. Aber wir müssen davon ausgehen. Und wenn sich die Lage nicht drastisch ändert, haben wir keine Möglichkeit, den Transfer an Mentalenergie zu unterbinden. Die Extrapolationen sind in dieser Beziehung eindeutig: Die Kraft einer Sirene von Kalypso im Dienst der Ohtanifamilie … sie macht den Clan der Asketischen Kirche überlegen. Und der Magische Schlag gegen die Mönche des Untersuchungskomitees läßt keinen Zweifel über die Absichten des neuen Patriarchen zu.«
»Wir könnten zu einem Gegenschlag gegen die Feste der Ohtanis ausholen«, schlug jemand vor.
»Erstens fehlt uns dazu die Zeit«, antwortete ein anderer, »und zweitens haben wir keine Möglichkeit, einen solchen Schlag vor den anderen Familien zu rechtfertigen. Nein, Kirchenbrüder, es gibt nur noch eine einzige Möglichkeit, das Blatt zu unseren Gunsten zu wenden …«
Schweigen.
Nur die Starkmagier stöhnten in den Nährsesseln, wenn sie die Bannschwellen an einer bestimmten Stelle verstärken mußten, um den Finstermann in seinem Magischen Kerker festzuhalten.
»Welche?«
»Ihr wißt es, Kirchenbrüder … die endgültige Beschwörung des Finstermanns.«
»Aber …«
»Wir sind noch nicht soweit.«
»Uns bleibt keine Wahl.« Die Stimme nahm einen eindringlichen, suggestiven Tonfall an. Die Schwarzrubine in den Stirnen anderer Ganzasketen leuchteten auf. »Wir müssen die drei Spezialhybriden der Ohtanis ausfindig machen. Wenn es uns gelingt, sie auszuschalten, dann kann kein Transfer an Mentalenergie stattfinden. Tajima Nimrod wird den Kontakt nicht überleben, das wissen wir. Die Kraft der Sirene, die er aufnimmt, wird sein Gehirn im Bruchteil einer Sekunde verbrennen … und dann auf Kalypso verbleiben.« Der Asket warf die Arme empor. Glutfunken lösten sich von den Fingerkuppen und schwebten wie glitzernde Elmsfeuer an den unsichtbaren Feldlinien des Bannschwellen entlang. »Wir sind zur Lokalisierung dieser Spezialhybriden im Augenblick nicht in der Lage. Und die Situation ist so bedrohlich, daß die endgültige Aktivierung des Finstermanns die einzige Möglichkeit ist, unseren Status auf Leseitis zu erhalten.«
Das Schweigen kehrte zurück. Die Asketen extrapolierten im stillen. Köpfe wurden gesenkt.
»Recht hast du, Bruder. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
»Aber sind die Bannschwellen auch stark genug? Der Finstermann darf auf keinen Fall unserer Kontrolle entgleiten.«
»Wir müssen Vertrauen haben, Kirchenbrüder. Beginnen wir nun. Verlieren wir nicht noch mehr Zeit.«
Der Ruf der gemeinsamen Gedankenstimme erscholl und rief andere Ganzasketen herbei. Sie stellten sich dicht vor den in den Boden gemeißelten Symbolen der Bannschwellen auf. Hände berührten sich. Dutzende von Augenpaaren richteten sich auf die dunkle Gestalt des Finstermanns. Die wallenden Bewegungen des Geschöpfes aus der Anderen Welt ließen nach. Vielleicht spürte der Finstermann, das nun etwas geschah.
»Wir rufen dich, wie wir dich schon einmal gerufen haben. Erhöre uns, Finstermann, Geschöpf der Anderen Welt. Gib uns deine Kraft und deine Macht. Wir brauchen sie. Wir brauchen sie auch dazu, deine Existenz zu sichern. Du mußt uns helfen, Finstermann, denn wenn du uns hilfst, dann hilfst du auch dir selbst. Erhöre uns, Finstermann. Erhöre uns,
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