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Die sizilianische Oper

Die sizilianische Oper

Titel: Die sizilianische Oper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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unter die Arme. Das Ab- und Aufladen der das Rauch und Schlamm auf seiner Haut hinterlassen hatten. Er dachte, eine kleine Wäsche darf ich mir wohl gönnen. Danach wollte er zur Überwachung der Operationen wieder an Ort und Stelle zurückkehren. Im Höchstfall hätte ihn das eine halbe Stunde gekostet.
      »Du bleibst hier«, sagte er zu einem Polizisten, den er als Wache vor dem zur Hälfte niedergebrannten Haus von Donna Nunzia und den Pizzutos aufgestellt hatte, damit sich kein Schlitzohr hineinschlich, um etwas mitgehen zu lassen. »Ich bin gleich wieder da. Ich gehe nur mal geschwind nach Hause, um mich etwas frisch zu machen.«
      Er machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung, zwei Zimmer mit Toilette und Küchenbenutzung, die er bei Signora Gesualda Contino gemietet hatte, einer Frau um die Siebzig, für die er wie ein Sohn war.
    Trostlose Zerstörung beherrschte das Bild des kleinen
    Platzes vor dem Theater, den der Bürgermeister mit Blumenbeeten und kreisförmig angeordneten Laternen hatte verschönern lassen. Die verheerenden Schäden waren noch vor dem Ausbruch des Brands von den Pferden der Soldaten und den verschreckten Theaterbesuchern auf der Flucht angerichtet worden. Von der Grünfläche war so gut wie nichts mehr übrig, und drei der sechs Laternen waren aus dem Boden gerissen worden. Am Rand des Platzes lag eine zertrümmerte Karosse, die Räder in der Luft; eine zweite daneben war auf die Seite gekippt und hatte noch das tote Pferd im entlang zur Rückseite des Theaters. Je weiter er vordrang, desto deutlicher erkannte er die Spuren der Zerstörung. Er erreichte die hintere Gasse zwischen dem Theater und dem Haus von Donna Nunzia. Der Wachhabende sah Puglisi wieder auftauchen.
    »Wollten Sie nicht nach Hause gehen?«
    »Noch nicht. Mir ist eine Idee gekommen.«
    »Was gibt es, Herr Kommissar?«
      »Mir ist die Idee gekommen, ein bißchen frische Luft zu schnappen, in Ordnung?« erwiderte Puglisi barsch. Puglisi liebte es, Fragen zu stellen, aber nicht, daß man ihm welche stellte.
      Eingehend betrachtete er die hintere Fassade des Theaters. Ebenerdig gab es sechs Kellerluken, durch die Luft und ein wenig Licht in die Räume unter dem Straßenniveau drangen.
    Es waren nur noch Bruchstücke der Fensterrahmen ohne Fensterglas übrig, das Feuer hatte sein zerstörerisches Werk getan. In der Mitte zwischen den Fensteröffnungen befand sich eine verkohlte Holztür oder zumindest das, was von ihr übriggeblieben war. Von ihr führten sechs steinerne Stufen ins Innere zur Unterbühne hinab. Um die Türöffnung herum hatte das wütende, gefräßige Feuer seine Spuren hinterlassen, die hier sehr viel stärker als an anderen Stellen waren. Vor dieser Tür blieb Puglisi wie angewurzelt stehen. Das letzte Kellerfenster auf der nach und nach Form annahm: das Feuer war nicht im Foyer ausgebrochen, wo sich die Kasse und die Freitreppe zu den Rängen, ins Parkett und in die Galerie befanden und wo ein unachtsamer Zuschauer mit der glühenden Zigarre einen Vorhang angesengt haben könnte. Das Feuer war genau auf der entgegengesetzten Seite des Theaters ausgebrochen.
      Möglicherweise war es die Schuld eines Bühnenarbeiters, der in der Unterbühne eine paffen gegangen war. Aber was hatten dann die eingeschlagenen Kellerluken und die offenstehende Tür zu bedeuten? Es bestand kein Zweifel, daß die Hintertür zum Zeitpunkt des Brands offengestanden hatte, das bezeugten die Reste der Türflügel, die noch in den Angeln steckten. War die Tür etwa aufgerissen worden, um für kräftigen Durchzug zu sorgen und so das Feuer anzufachen? Der Jagdhund, der in Puglisi steckte, nahm Witterung auf, spitzte die Ohren und schnupperte in der Luft. Doch die Müdigkeit war groß. Wenn er sich frisch gemacht hatte, wollte er wiederkommen und der Sache mit leichterem und freierem Kopf auf den Grund gehen.
    An diesem Morgen jedoch sollte aus seiner Toilette nichts werden. Puglisi wollte gerade den Schlüssel ins Haustürschloß stecken, als er erstarrte: Was ließ ihn eigentlich so sicher sein, daß die Witwe Lo Russo, die einen Stock über Donna Nunzia wohnte, tatsächlich die Nacht bei ihrer Schwester Agatina verbracht hatte? Sie während er überlegte, was er machen sollte: die Haustür der Witwe einschlagen oder die Schwester fragen, ob Concetta bei ihr geschlafen hatte.
      Er entschied sich für die zweite Möglichkeit, auch weil Agatina Riguccio, die mit dem Fischer Totò Pennìca verheiratet war, seit ihrer

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