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Die sizilianische Oper

Die sizilianische Oper

Titel: Die sizilianische Oper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Eine atheistische und gotteslästerliche Gemeindeverwaltung hat in dem betriebsamen und ehrlichen Vigàta ein Theater erbauen lassen und will es morgen mit einer Opernaufführung einweihen. Geht da nicht hin, meine lieben Kinder! Sobald ihr euren Fuß in jenes Gebäude setzt, wird eure Seele auf immer verloren sein! Ihr wollt vielleicht nicht glauben, was euer Pfarrer hier erzählt? Bestimmt denkt ihr, daß ich nur einen Witz mache oder übergeschnappt bin? Vielleicht stimmt es, daß mein Kopf nicht mehr richtig tickt, dann verwende ich eben nicht mehr meine Worte, sondern die von Leuten mit mehr Grips als ich und ihr zusammen. Ich sage es euch noch mal: das Theater ist der bevorzugte Aufenthaltsort des Teufels! Der heilige Augustinus, der es recht bunt und schlimm im Leben getrieben hat, der Freudenhäuser mit verderbten Frauen darin aufsuchte, der sich betrank, bis er einen Affen hatte … der heilige Augustinus, wie gesagt, erzählt, daß er einmal in Karthago, einem Ort hier in der Nähe, Richtung Afrika, ein Theater betrat, wo nackte Frauen und Männer unkeusche Dinge miteinander trieben. Und als er wieder zu Hause war, konnte er die ganze Nacht kein Auge zutun, so aufgewühlt war er! Ich will euch eine Geschichte von Tertullian erzählen, der aus dem Theater kam, war sie nicht mehr dieselbe. Sie fluchte, warf mit unanständigen Wörtern um sich und wollte, daß jedes Mannsbild, das ihr begegnete, sie noch auf der Straße bestieg. Mit Gewalt brachten der Ehemann und die Söhne sie ins Haus und ließen schleunigst den Pfarrer kommen. Der Gottesmann besprengte die Frau mit Weihwasser und sagte dem Teufel, er soll herauskommen. Und wißt ihr, was der Teufel antwortete?
      ›Du, Pfarrer, misch dich nicht in meine Angelegenheiten! Dieses Weib ist in meiner Gewalt, weil sie aus eigenem Antrieb in mein Haus, das Theater, gekommen ist!‹
      Und die Frau starb in der Verdammnis, da der Diener Gottes nichts bei ihr ausrichten konnte. Und ihr, meine Gotteskinder, wollt ihr euch vom Teufel packen lassen? Eure Seele verdammen lassen? Das Theater ist das Haus des Teufels! Die Stätte Satans! Und dieser Ort verdient das Feuer, das Gott im Himmel auf Sodom und Gomorrha niedergehen ließ! Das Feuer! Das Feuer!«

    »Hochverehrter Kanonikus
    G. Verga – Mutterkirche – Vigàta
    Ich war gestern in der Kirche und habe Ihre Predigt gegen das Theater mit angehört. Jetzt hätte ich da eine Frage: das Weib, das Sie zwanzig Jahre lang in der Pfarrei und im Bett gehalten haben und mit der Sie auch einen »… und im Hinblick auf die Kompanie der berittenen Soldaten, die in Vigàta von Seiner Exzellenz dem Präfekten Bortuzzi unrechtmäßig als Mittel zur Repression eingesetzt wurde, kann meine Ansicht nicht anders als mit der der Mehrheit des sizilianischen Volks übereinstimmen, das der Überzeugung ist, daß dieses Korps seit jeher mit der Mafia und dem ländlichen Banditentum unter einer Decke steckt. In einer eh heiklen Lage hat das Einschreiten der Reitermiliz die Gemüter der Vigateser noch mehr erhitzt, die dasselbe als einen gewalttätigen Übergriff ansehen, vor allem weil weder das Heer laut Ihres unmißverständlichen Befehls, Herr Generalleutnant Casanova, noch die öffentlichen Sicherheitskräfte vor Ort, vertreten durch den Kommissar Puglisi, und schon gar nicht das königliche Heer der Karabinieri, das seit drei Tagen aufgrund der wohlbedachten Anordnung ihres Kommandanten, des Obersten Santhia, in der Kaserne Ausgangssperre hat, an dem vom Präfekten als unerläßlich erachteten Ordnungsdienst teilgenommen hatten.
    Es steht mir nicht an, irgendein Urteil über das Vorgehen
    Seiner Exzellenz Bortuzzi vor und während der schmerzlichen Ereignisse in Vigàta zu äußern.
    Dennoch komme ich nicht umhin, darauf hinzuweisen, daß dem Präfekten von Anfang an eine Person, besagter Ferraguto Emanuele, zur Seite gestanden hat, der von den Karabinieri schon mehrmals des Landes verwiesen werden sollte. Infolge ausdrücklicher Anordnungen des Präfekten und der örtlichen Gerichtsbarkeit durfte dieser Befehl Oberst Armando Vidusso,
    Militärkommandant von Montelusa.«

    »An Seine Exzellenz, Doktor Vincenzo Spanò
    Oberster Richter von Montelusa.
      Wissen Sie eigentlich, daß der Impresario der Oper Der Bierbrauer von Preston, die übermorgen in Vigàta aufgeführt wird, ein Herr Pilade Spadolini, Sohn einer Schwester des Schwagers des Präfekten Bortuzzi, ist? Soviel zur Ergreifung der notwendigen Maßnahmen.
    Eine

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