Die sizilianische Oper
werde, das ebenfalls als Ware im Laden gehandelt wurde. Gevatter Pitrino stellte keine Fragen ob der seltsamen Bitte und führte nicht ohne Schwierigkeiten das Gewünschte aus. Filastò ließ sich auch einen Stoffetzen geben. Puglisi bezahlte, und sie verließen das Geschäft. Zehn Meter von der Hütte entfernt waren sie Spardose dagegen zu werfen.
»Wie sind Sie darauf gekommen?«
»Sie wollen sagen, auf die zwei Spardosen, die auf diese Weise verwendet wurden? Das ist nicht mein Einfall, ich habe nur mein Gedächtnis angestrengt. Unsere Versicherungsgesellschaft ist groß und hat Zweigstellen in ganz Italien. Die einzelnen Filialen tauschen sich untereinander über die verschiedenen Tricks aus, mit denen die Leute die Versicherung betrügen wollen. Ich habe mich erinnert, daß unser Agent in Neapel und auch der in Rom zwei Fälle gemeldet haben …«
»Aus Rom?« unterbrach Puglisi ihn, mit einem Schlag ganz Ohr.
»Ja, aus Neapel und aus Rom.«
»Verzeihen Sie, ich wüßte gern Ihre Meinung. Was glauben Sie, warum das Theater in Brand gesteckt wurde?«
»Äh, ich weiß nicht. Vielleicht weil es in Vigàta jemanden gibt, der den Präfekten verarschen will, mehr noch als der Präfekt sich selbst verarscht hat.«
»Verzeihen Sie nochmals, aber sind Sie wirklich überzeugt, daß der Brand erst ein paar Stunden nach dem Ende der Vorstellung, als die Leute schon wieder daheim waren, ausgebrochen ist? Ich meine, nach einer so großen Zeitspanne, nach der logischerweise ein Feuer nicht mehr zufällig entstehen und sich ausbreiten kann?«
eingekehrt ist, erst Stunden später in den Sinn kommt, daß er vergessen hat, das Theater anzuzünden. Das ist nicht die Art der Leute von hier. Da steckt eine fremde Hand dahinter.«
Als sie wieder im Ort waren, verabschiedete Filastò sich vom Kommissar.
»Ich gehe nochmals ins Theater, um nach weiteren Beweisen zu suchen. Im großen und ganzen stimmen Sie doch mit mir überein, daß es sich um Brandstiftung handelt?«
»Ich bin ganz Ihrer Meinung.«
Mit wohlwollendem Blick trennten sie sich. Der Kommissar machte kehrt und erreichte beinahe im Laufschritt seine Dienststelle.
»Sattelt mein Pferd, schnell.«
Auf halbem Weg nach Montelusa, der Regen hatte erneut heftig eingesetzt, fiel Puglisi vor Müdigkeit vom Pferd und verletzte sich an der Schulter. Mit noch dreckigeren Kleidern stieg er wieder in den Sattel und trieb das Tier zum Galopp an, soweit der nasse Grund das zuließ. Im Polizeipräsidium musterte man ihn neugierig und höchst verwundert. Doktor Meli, »der mit der Leichenmiene«, sprach aus, was die anderen nur dachten: »In diesem Zustand können Sie nicht vor den Polizeipräsidenten treten.«
»Dann sprechen Sie an meiner Stelle mit dem Herrn.«
Dinge, die ohne Bedenken schwarz auf weiß festzuhalten sind?«
Puglisi kochte vor Wut.
»Da wir nun mal an diesem Punkt sind: lassen Sie den
Polizeipräsidenten wissen, daß ich mit hohen Persönlichkeiten den Plural verwendet habe, um im allgemeinen zu bleiben und eigentlich nur den Präfekten meinte. Jetzt aber bin ich überzeugt, daß der Plural seine Richtigkeit hatte.«
»Es sollen also noch andere Persönlichkeiten mit im Spiel sein?«
»Jawohl.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel die Person, mit der Sie gleich sprechen werden.«
Doktor Meli machte einen so gewaltigen Sprung, daß eine Fensterscheibe klirrte. Leichenblaß packte er den Arm des Kommissars und zischelte ihm zu: »Sind Sie sich bewußt, was Sie da sagen?«
»Vollkommen. Warum haben Sie mir nicht sofort den Befehl erteilt, den Mazzini-Anhänger aus Rom zu verhaften?«
»Schweigen Sie!« gebot ihm Meli. »Kommen Sie in mein Zimmer.«
Sie verließen das Vorzimmer, wo eine Schar von Leuten ein und aus ging und die Ohren spitzte. Ohne aufgefordert ruhiger.
»Ich habe dem Cavaliere die Sache nahegelegt.«
»Und er?«
»Er sagte mir, es seien ein paar Tage abzuwarten, zumindest bis nach der Einweihung.«
»Und warum?«
»Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll.«
»Was für eine großartige Idee hat der Herr Cavaliere da gehabt! Wenn ich rechtzeitig den Haftbefehl von Ihnen gehabt hätte, dann hätte der es höchstwahrscheinlich nicht geschafft, das Theater anzuzünden.«
»Sind Sie sicher, daß er es war?«
»Gewißheit habe ich noch nicht. Aber sobald ich ihn in die Finger kriege, werde ich mir von ihm alles erzählen lassen. Dann werden Sie schon sehen, daß ich recht
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