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Die sizilianische Oper

Die sizilianische Oper

Titel: Die sizilianische Oper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Sie denn?« fragte der Präfekt, der unwillkürlich aufgestanden war.
      »Eine Musik, Exzellenz, die mir das gleiche Glück vermittelt, bei der ich mich im siebten Himmel fühle. Nun dieser Bierbrauer, Exzellenz, das mag zwar gute Musik sein, das will ich gar nicht bestreiten, aber …«
    »Lassen Sie es gut sein!« unterbrach Bortuzzi ihn brüsk.
    Ein einfacher junger Mensch, ein unauffälliger Typ, präsentierte sich gegen drei Uhr nachmittags in Puglisis Amtsstube. Der Kommissar war immer noch außer sich vor Wut wegen der Worte, die er eine halbe Stunde zuvor mit dem Sohn des Arztes Gammacurta gewechselt hatte.

    »Warum habt ihr, weder du noch deine Mutter, euch überhaupt nicht darum geschert, daß dein Vater, der Arzt, heute nacht nicht heimgekommen ist.«
      »Meine Mutter war überzeugt, daß er die Nacht im Haus der Hure, der Hebamme, verbrachte, wie er es öfters tat.«
      »Ist gut. Aber ich weiß, daß die Hebamme und nicht Hure, wie du sagst, sich Sorgen machte, weil dein Vater nicht zu ihr gekommen und am Morgen nicht mal in der Praxis aufgetaucht war. Sie ist zu euch nach Hause gekommen, um zu hören, ob Gammacurta etwa krank sei. Stimmt das oder nicht?«
    »Ja, das ist richtig, die Hure ist gekommen.«
    »Ja also?«
      »Meine Mutter antwortete ihr, daß es eine Hure wie sie nichts anginge, wo sich mein Vater befände.«
    »Ach du meine Güte! Aber wenn doch dein Vater verschwunden war und die Hu… Hebamme sich um ihn ängstigte, warum seid ihr dann nicht schleunigst hergekommen und habt mir gesagt, daß keiner weiß, wo der Arzt ist?«
    »Eben.«
      Puglisi schlug so gewaltig mit der Faust auf den Tisch, daß er sich an der Hand verletzte. Fluchend stand er auf und drehte zwei Runden im Zimmer, dann konnte er sich wieder beruhigen.
      »Verzeihen Sie, Herr Kommissar, aber was hat das hier zu bedeuten?«
      »Es bedeutet, mein Sohn, daß dein Vater gut daran getan hat, sich erschießen zu lassen, war er doch verdammt, sein Dasein an der Seite von Leuten wie dir und deiner Mutter zu fristen. Leb wohl.«

    Nachdem Puglisi mit dem jungen Menschen von schlichtem und gewöhnlichem Äußeren, der nach dem Sohn Gammacurtas ins Büro getreten war, einige Worte gewechselt hatte, kam er ihm gar nicht mehr schlicht und gewöhnlich vor.
      »Ich bin Mario Filastò«, sagte der Jüngling, »Sachverständiger der Fondiaria-Versicherungen aus Palermo.«
      Puglisi musterte ihn: der Anzug war verknittert, eine Jackentasche herausgerissen, Hände und Gesicht waren rauchgeschwärzt. Filastò sah, daß der Polizeibeamte neugierig war.
    »Sie müssen mein Aussehen entschuldigen, aber ich habe mich bei der Ortsbegehung im Theater so zugerichtet.«
    hörte ich aus aller Munde, daß das Theater durch einen Unglücksfall abgebrannt sei, weil wohl jemand einen brennenden Zigarrenstummel hat fallen lassen. Wenn die Dinge so stehen, wie des Volkes Stimme sagt, muß die Gesellschaft, die ich vertrete, für den Schaden aufkommen. Da gibt es keine Ausreden, den Schaden muß sie auf die Hand bezahlen wie beim Glücksspiel. Stehen die Dinge aber zufällig nicht so und das Theater wurde absichtlich angezündet, ist der Sachverhalt anders, und meine Gesellschaft braucht keinen roten Heller zu bezahlen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    »Das haben Sie. Und was glauben Sie?«
    »Daß das Theater vorsätzlich in Brand gesteckt wurde.«
      »Das zu glauben sind Sie ja angehalten, verzeihen Sie, denn diese Überlegung zusammen mit den entsprechenden Beweisen würde Ihrer Gesellschaft einen Haufen Geld ersparen. Das Problem ist, daß hier der Glaube nicht ausreicht.«
    »Herr Kommissar, ich glaube nicht nur. Ich habe eine
    feste Überzeugung, die sich auf gesicherte Tatsachen stützt. Es handelt sich um eine strafrechtliche Angelegenheit, seien Sie versichert. Aus dem Grund bin ich ja auch hergekommen und will Sie bitten, mich ins Theater zu begleiten. Da gibt es etwas, was ich Ihnen zeigen muß. Sie werden sehen, daß ich nicht ins Blaue hinein rede.«
    bis auf die Knochen naß ist, als wäre die Sintflut auf ihn niedergegangen. Auf dem Weg zum Theater spürte Puglisi, wie sich der Stoff seines Anzugs langsam aufweichte und die Hosen ihm jetzt einen rascheren Schritt ermöglichten.
      »Glauben Sie mir«, sagte Filastò. »Ich habe große Erfahrung mit dem Feuer. Ich weiß, wie es entsteht, wie es sich ausbreitet, ich kenne seine Launen. Manchmal braucht es ein Nichts, auf daß es seine Meinung,

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