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Die sizilianische Oper

Die sizilianische Oper

Titel: Die sizilianische Oper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Schwert. Ausgerechnet in diesem Augenblick erhob sich
    Genau das war der Stand der Dinge, als die Leute aus
    dem Parkett und von den Rängen stürmten und auf den Widerstand der Soldaten trafen, die sie mit Tritten und Säbelhieben zurückstießen. Der Befehl lautete, niemanden hinauszulassen, und diesem Befehl leisteten sie Folge. In dem Durcheinander und wogenden Gedränge geschah es, daß Don Artemisio Laganà, bis dahin ein Mann von gelassenem Gemüt und immer zu vernünftiger Vermittlung bereit, mit einem Schlag den Verstand und sein Urteilsvermögen verlor. Er zog den Degen aus seinem Spazierstock und bohrte ihn in die Schulter des Soldaten Arfio Tarantino. Dabei schrie er, wer weiß warum: »Zum Sturm!«
      Nie in seinem Leben hatte Herr Artemisio Laganà eine Soldatenuniform getragen, und doch klang die Stimme, die ihm bei dieser Gelegenheit aus der Brust fuhr, wie die eines kampferfahrenen Soldaten. Der militärische Befehl erschallte gewaltig bis in die Galerie und bewirkte ein heftigeres und geordneteres Vorgehen in der Schlacht gegen die Soldaten, die den Ausgang blockierten.
    Die Frauen, denen anfangs ritterlicherweise der Vortritt gelassen worden war, wurden jetzt in die zweite Front zurückgedrängt. Die kräftigeren Burschen und die unternehmungslustigeren Herren gingen zum Angriff über. Es muß noch erwähnt werden, daß dem Gefreiten Vito Caruana infolge des Befehls, keine Menschenseele aus dem Theater hinauszulassen, die Idee gekommen war, den hatten nur die bewaffneten Soldaten vor sich. Inzwischen hatten die aus dem ersten Rang nach den erfolglosen Versuchen, die Türen zu öffnen, herausgefunden, daß es genügte, über die Brüstung zu klettern und einen kleinen Sprung zu machen, und schon standen sie im geräumigeren Parkett. Das taten sie auch mit gegenseitiger Hilfestellung, und kräftige Arme hievten Frauen und Alte herunter. Die jüngeren Burschen eilten nach der Evakuierung zur Verstärkung der nach draußen drängenden Zuschauer zurück ins Parkett. Auf der Galerie waren die Dinge wieder anders. Beim ersten Karabinerschuß, dem Sirenengeheul des Soprans und dem unheimlichen Geräusch, das darauf gefolgt war, fanden sich Lollò Sciacchitano und sein Freund Sciaverio Seite an Seite wieder, wie sie es bei jeder Kneipenschlägerei hielten. Sie drehten die Köpfe, tauschten einige Blicke und legten wortlos den Aktionsplan fest. Langsam schritten sie in Richtung eines Soldaten, der sie beobachtete, ohne sich zu rühren. Als sie zwei Schritte von ihm entfernt waren, stürzten sie mit lautem Gebrüll auf ihn zu. Der Soldat hob zu Tode erschrocken den Karabiner und zielte. An diesem Punkt kehrten die zwei ihm den Rücken zu und machten immer noch wie die Irren brüllend eine scharfe Kehrtwende in die andere Richtung. Hals über Kopf setzte der Soldat ihnen nach, und das war sein Verhängnis. Sciacchitano blieb mit einem Ruck stehen. Sciaverio rannte weiter, und der Soldat blieb ihm auf den Fersen. Zu spät erkannte er die Falle: Sciacchitano verpaßte ihm einen Richtung. Als das Terzett an einem toten Punkt angekommen zu sein schien, machten die zwei urplötzlich einen Schritt zurück: der Soldat verlor das Gleichgewicht und fiel mit dem Gesicht auf den Boden. Sciaverio verpaßte ihm einen Schlag auf den Kopf und beförderte ihn ins Reich der Träume. Dann nahm er ihm den Karabiner weg und holte sich auch noch sechs Patronen aus dem Munitionsgurt. Die restlichen vier Soldaten gaben unter dem Drängen der Zuschauer nach; einer fiel rückwärts die Treppen hinunter, die anderen drei wichen zur Seite. Und die Menge stürzte nach unten zur Eingangshalle.
      Im zweiten Rang schien die Situation unverändert. Der Hauptmann Villaroel öffnete vorsichtig die Tür der Königsloge und sah sich um: im Gang war niemand. Der Gefreite Caruana, weit und breit die einzige Person, näherte sich ihm.
      »Hier ist alles in Ordnung, Herr Hauptmann. Die können nicht raus, ich habe die Türen verriegelt, und die halten stand. Was soll ich tun?«
      »Geh mit deinen Leuten nach unten und steh den Soldaten im Parkett zur Seite. Ich bleibe hier und bewache Seine Exzellenz.«
      Caruana gehorchte, während Villaroel mit gezücktem Degen und wachem Auge vor der königlichen Loge Stellung bezog.
    Keiner von beiden hatte mit den turnerischen
    hängte sich an die Füße einer Holzstatue, die eine nackte Frauengestalt mit Flügeln darstellte, und baumelte frei in der Luft. Mit einem Schwung erklomm er die

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