Die Skelettbande
sollten jetzt sofort
anrufen«, forderte Jochen Körberlein bestimmt.
»Seid ihr verrückt geworden?«,
brüllte Konrad Harkenthal schließlich dazwischen. Die anderen zuckten
erschrocken zusammen und verstummten dann schlagartig.
»Polizei. Auf gar keinen Fall!
Die Sache mag zwar verjährt sein, eine Jugendsünde, aber trotzdem: Wenn das
wieder aufgewühlt wird und in die Zeitungen kommt, zerstört das unser Leben und
das unserer Familien! Einfach alles, was wir uns aufgebaut haben! Stellt euch
nur mal vor, wenn eure Namen in dem Zusammenhang genannt werden und eure
Gesichter überall in der Presse auftauchen!«
Es dauerte eine kurze Weile, in
der ihre Gesichter zu regungslosen Masken erstarrten, doch dann wurde ihnen
bewusst, dass Konrad recht hatte.
»Und was sollen wir deiner
Meinung nach jetzt tun?«, ergriff Olaf kleinlaut das Wort.
»Annika hatte einen Bruder.«
Die anderen begriffen nicht,
worauf Konrad hinauswollte, und schauten fragend.
»Ihr erinnert euch sicher, dass
er damals Rache schwor!« Sie nickten.
»Aber er war doch noch ein
Kind«, warf Annette Gardtmanns ein. »Er hat gelitten wie ein Tier unter dem Tod
seiner Schwester.« Sie stammelte dabei, weil das Wort »Tod« ihr so schwer über
die Lippen ging»Du meinst doch nicht etwa, dass er hinter der ganzen
Rachenummer steckt, nach all den Jahren?«, fragte Richard Schweiß erstaunt.
»Doch! Er ist der Einzige, der
in Frage kommt.
Kein anderer weiß derart genau
über uns Bescheid.«
»Lebt er denn noch hier?«
Jochen Körberlein fand Konrads Theorie schlüssig.
»Glanz. Das war Annikas
Nachname. Ich habe schon recherchiert. Es gibt keine weitere Person mit dem
Namen Glanz hier in der Stadt.«
»Das bedeutet entweder, dass er
weggezogen ist oder...«
»...einen anderen Namen
angenommen hat!«, führte Konrad Harkenthal Olafs Gedanken fort. »Ich habe
bereits einen Detektiv beauftragt, ihn zu finden. Es
wird nur noch ein paar Tage dauern und dann haben wir den Fisch im Netz!«
Konrad Harkenthal gab sich zuversichtlich und grinste selbstgefällig. In seinen
Augen war es wieder einmal er, der die Dinge in die Hand nahm und die besten
Einfälle hatte.
Tim wartete ab, bis die
Rücklichter des letzten Wagens in der Ferne verschwunden waren. Dann trat er
hinter dem Schilf hervor, das ihm als Versteck gedient und von wo aus er die
Zusammenkunft belauscht hatte. Er zückte sein Handy und rief seine Freunde an,
um sich über deren Aufenthaltsort zu informieren. Dann radelte er los.
Eine gute halbe Stunde später
hatte er die anderen erreicht. Klößchen war gerade dabei, eine fette Motte zu
verscheuchen, die um seinen Kopf surrte, als Tim eintraf.
Aufgeregt erzählte Tim, was er
gehört hatte. Gaby, Karl und Klößchen hörten gespannt zu.
»Wir haben jetzt genug
Anhaltspunkte. Wir sollten morgen in die Stadtbibliothek fahren. Da gibt es ein
altes Zeitungsarchiv. Ich bin mir sicher, dass wir dort herausfinden, was
damals genau passiert ist«, sagte Karl.
Die anderen nickten.
»Schwieriger wird es sein, den Bruder dieser Annika Glanz zu finden, aber wir
werden sehen.«
Die vier Freunde stiegen auf
ihre Fahrräder und fuhren los. Gaby schaute sich ein letztes Mal zum Wäldchen
um, aus dem der Schrei einer Eule ertönte.
Es klang wie ein verzweifelter
Ruf aus dem Jenseits.
»Was ist denn Phylogenese? Ich
versteh nur Bahn hof!«
Klößchen blätterte in einem dicken Biologie-Schinken, den er aus einem der
Regale gezogen hatte und runzelte die Stirn.
Karl überhörte seine Frage. Er
starrte hochkonzentriert auf den Bildschirm eines Mikrofilmlesegeräts, auf dem
der Artikel einer alten Lokalzeitung zu sehen war, die man zwecks Konservierung
auf Film festgehalten hatte. »Ich hab was gefunden!«
Tim und Gaby, die hinter Karl
standen, beugten sich neugierig nach vorne. Klößchen stellte das Buch zurück
ins Regal und kam hinzu.
»Hier steht, dass damals ein
Mädchen bei einer Mutprobe zu Tode kam.«
»Ist es Annika Glanz?«, fragte
Gaby aufgeregt.
»Ja!« Karl deutete auf den
Artikel. »Hier steht weiter, dass man sechs Jugendliche, die alle Mitglieder
der sogenannten Skelettbande waren, verhaftet hatte. Man gab ihnen die
Schuld an ihrem Tod!«
»Der Artikel nennt nicht die
Namen der Jugendlichen«, stellte Gaby enttäuscht fest.
»Richtig. Hier steht sogar,
dass die Namen wegen der Jugend der Betroffenen geheim gehalten wurden. Man
wollte ihnen nicht ihre ganze Zukunft verbauen. Aber es wird sich um die fünf
handeln, die
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