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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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einen klaren Gedanken zu fassen. Ich sehe an mir herab, kein Blut. Ich bewege die Beine, die Arme: nichts gebrochen. Vorsichtig stehe ich auf, der Turban hat sich gelöst und hängt mir halb ins Gesicht.
    »Bei Gott, was für ein Ungeheuer!«, ruft eine Frau.
    »Ist es eine Schlange?«
    »Ein wahrer Leviathan!«
    Sie heulen wie ein Rudel Hyänen; dann drängen sie von allen Seiten auf mich zu, lachend und johlend.
    Ben Hadou wirft mir den Burnus zu. »Zieh das über, Mann!«
    Beschämt verberge ich die Blöße, die meine zerrissene Hose offenbart.
    Plötzlich ist die marokkanische Gesandtschaft das Thema in der Stadt. Die Frauen kichern hinter vorgehaltenen Fächern, wenn sie uns sehen, die Männer schütteln uns die Hand und gratulieren uns zu der Vorstellung. Man bombardiert uns mit Einladungen – zum Mittagessen, zum Abendessen, ins Theater, zum Kartenspielen. Ben Hadou lehnt alles höflich ab. Er zeigt mir ein Flugblatt, das irgendjemand liegen gelassen hat. Eine obszöne Darstellung unserer Reitervorstellung, die uns in exotischen Gewändern mit Turbanen zeigt, fünf halten Lanzen in der Hand, der Sechste ist nur mit einem überlangen schwarzen Penis bewaffnet …
    »Was glaubst du wohl, was der Sultan dazu sagen würde?«
    Ich starre finster auf das Blatt. Eine Antwort erübrigt sich.
    Ich habe al-Attar bereits von meinem Verdacht erzählt, dass Rafik mich töten wollte, doch er hat mich ausgelacht. »Vor dem versammelten englischen Hof? Du warst nicht richtig bei der Sache und hast uns jetzt alle zum Gespött gemacht. Ein Glück, dass der König nicht anwesend war und dieses vulgäre Schauspiel mitbekommen hat.«
    Ich öffne den Mund, um ihm zu sagen, dass seine eigene Eitelkeit zumindest indirekt für das Dilemma verantwortlich ist. Hätte er mich nicht in eine viel zu kurze Hose gezwängt … Doch es hat keinen Zweck, mit ihm argumentieren zu wollen.
    Später am Nachmittag erhalten wir eine weitere Einladung. »Die Herzogin von Portsmouth lädt uns zum Abendessen ein«, verkündet er mit Genugtuung. »Genau darauf habe ich gewartet. Louise de Kérouaille ist die erste Mätresse des Königs und hat großen Einfluss, nicht nur hier, sondern auch am französischen Hof. Der König wird zweifellos ebenfalls anwesend sein.«
    Die Ablehnung der ständig zunehmenden Einladungen war also eine List. Und jetzt werden wir wahrscheinlich mit dem englischen König zu Abend speisen.
    Am nächsten Abend versammeln wir uns in den prunkvollen Palastgemächern der Herzogin. Während wir in einem Vorzimmer darauf warten, empfangen zu werden, staunen wir über die Tapeten an den Wänden, die mit handbemalten Blumen geschmückt sind, die vergoldeten Gipsgirlanden und herrlichen Deckenmalereien, die lackierten chinesischen Schränke, die kompliziert gearbeiteten Wandschirme, die Spiegel aus venezianischem Glas, die Vasen aus kunstvoll bearbeitetem Metall, die großen französischen Uhren und die nackten Statuen, deren Lenden mit spärlichen Stofffetzen bedeckt sind. »Von Sparsamkeit keine Spur«, sage ich zu ben Hadou, der die Mundwinkel zu einem Lächeln verzieht.
    Der Vorraum ist prächtig ausgestattet, doch der Prunk in dem riesigen Speisesaal, in den uns die livrierten Diener anschließend führen, verschlägt uns die Sprache. Mit Damast bezogene Sessel, Armlehnen und Beine hell vergoldet, leuchtende Wandteppiche, ein Dutzend mehrarmiger Kerzenhalter aus reinem Silber, Gemälde mit vergoldeten Rahmen, türkische Teppiche, Karaffen und Kelche aus Kristall, goldene Teller, Spiegel, Wandleuchter, Kronleuchter. Und die Frauen … Überall funkeln Juwelen: in den gepuderten Frisuren, an Ohren, Hals und Handgelenken, zwischen den unglaublich gewölbten Brüsten.
    Man weiß gar nicht, wo man hinschauen soll, ohne den Anstand zu verlieren, also sehe ich mir die Männer an, deren Kleidung ein bisschen nüchterner ist – purpurrote Trachten mit durchbrochenen weißen Kragen und Manschetten –, doch dann stellt sich heraus, dass das die Musiker sind. Franzosen, die soeben vom Hof Ludwigs XIV. in Versailles eingetroffen sind, wie sie berichten. Sie werden die jüngsten Kompositionen von Marin Marais spielen, Hofmusiker des Sonnenkönigs. Sie gelten bereits als neueste Mode, obwohl sie noch nicht einmal publiziert worden sind.
    Ben Hadou bewegt sich von einer Gruppe im Raum zur anderen, stets an der Seite einer hübschen Frau mit melancholischen Augen und ausladender Figur, die mit Diamanten, Perlen und dem gesamten Inventar eines

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