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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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schickt den Jungen mit einer Geste fort. »Kannst gehen, Tom, du bist ein braver Junge.«
    Tom sieht enttäuscht aus, als hätte er sich auf einen ausgiebigen Faustkampf gefreut.
    »Ist der Gentleman denn da?«, dränge ich.
    »Um welche Art von Geschäften geht es?«
    »Ich fürchte, das kann ich nur Mr. Burke persönlich sagen.«
    Sie verzieht das Gesicht. »Warte hier.«
    Nachdem sie erneut die Tür zugeschlagen hat, vergehen mehrere Minuten, bis endlich jemand auftaucht. Der Mann ist anders, als ich erwartet hatte, fast so dick wie der Großwesir, mit einem langen schwarzen Bart.
    Auch er ist leicht verwirrt, als er mich sieht. »Was kann ich für dich tun?«, fragt er, und plötzlich fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. »Ach, du kommst sicher von der Herzogin.«
    Ich schüttele den Kopf. »Ich kenne keine Herzogin.«
    »Die ehrenwerte Herzogin Mazarin?«
    Erneut schüttele ich den Kopf. Und als ich etwas sagen will, fällt er mir ins Wort.
    »Eigenartig, du bist ihrem Mohren wie aus dem Gesicht geschnitten. Dann willst du vielleicht Mr. Qallaahs Serge abholen, oder?«
    »Nein, ich bin hier …«
    »Oder das Tuch für die Livreen, das der syrische Kaufmann bestellt hat?«
    Ehe er weitere Fragen stellen kann, sage ich mit erhobener Stimme: »Nein, Sir. Ich komme aus Marokko und habe eine delikate Angelegenheit mit Euch zu besprechen. Vielleicht könnten wir uns im Haus weiterunterhalten?«
    »Marokko?« Er blickt mich alarmiert an. »Welche Art von Geschäften sollte ich mit einem Neger aus Marokko haben?«
    »Ich komme im Auftrag von Alys Swann.«
    »Von wem?«
    Das Ganze wird nicht so einfach sein, wie ich dachte. »Eurer … äh … Verlobten.«
    Er sieht mich erschrocken an. »Verlobten? Ich habe keine Verlobte. Du musst dich irren.« Er hält inne. »Ah, die Niederländerin. Natürlich, ich habe sie nie gesehen, obendrein ist die Dame auf hoher See verschollen, wie mir berichtet wurde.«
    »Sie ist keineswegs verschollen, Sir.« Ich erkläre ihm die Situation und sehe, wie er mich mit offenem Mund anstarrt.
    »Wie zum Teufel hast du mich gefunden? Und was um Gottes willen erwartest du von mir?«
    »Der Kaufmann Daniel al-Ribati gab mir Eure Anschrift«, erkläre ich steif.
    Sein Ausdruck verändert sich. »Ach, der Jude, natürlich. Wir haben über die Jahre hinweg so manches Geschäft gemacht. Ein anständiger Mann, obwohl … Nun ja, das spielt keine Rolle. Die arme Frau tut mir aufrichtig leid, aber als ich sie für tot hielt, habe ich mir eine andere Braut ausgesucht, mit der ich nun seit drei Jahren verheiratet bin. Wir haben bereits zwei Kinder.« Er breitet die Arme aus. »Wie du also siehst, sind Miss Swanns Angelegenheiten nicht länger die meinen.«
    »Und was ist mit ihrem Sohn?«
    »Was sollte meine Frau mit dem Bastard eines heidnischen Sultans unter ihrem Dach anfangen? Wir führen kein Heim für Findelkinder! Schönen Tag noch.«
    Und dieses Mal geht die Tür nicht mehr auf.
    Zugegeben, ich bin unerklärlicherweise erleichtert, als ich zum Schloss zurückkehre. Ist es egoistisch, wenn ich froh bin, dass dieser erbärmliche Tuchhändler keine Rolle in Momos Leben spielen wird? Und wenn ich daran denke, dass Alys einen solchen Grobian hätte heiraten können … Nun ja, vielleicht wäre ihr Leben leichter gewesen als am marokkanischen Hof. Allerdings wäre sie, auf andere Art, auch hier eine Gefangene gewesen.
    Doch was soll jetzt aus Momo werden? Ich bin ratlos.

DREIUNDDREISSIG
    D ie Tage verstreichen mit unzähligen frustrierenden Besuchen ziviler Beamter und Politiker und immer neuen Verhandlungen über Tanger. Sie werden nur halbherzig geführt; ben Hadou lässt sich nicht festnageln. Es ist nicht zu übersehen, dass wir unsere Zeit vergeuden, und ich muss mir Mühe geben, weder nervös zu zappeln noch einzuschlafen. Es gibt herzlich wenig zu protokollieren. Ein Berater geht so weit zu sagen, dass wir, ginge es nach ihm, dieses erbärmliche Loch behalten könnten. »Möglich, dass der König behauptet, es sei das schönste Juwel in seiner Krone, wir aber können uns einen derart entfernt liegenden Außenposten gar nicht leisten. Tanger ist eine Brutstätte des Papismus und ein gewaltiger Aderlass für die Ressourcen des Königreiches, obwohl die Staatskasse leer ist. Wie auch immer, wir sind dabei, rigorose Sparmaßnahmen durchzuführen. Selbst der König will sparen: bei seinem Essen, seiner Frau und sogar bei seinen Mätressen …«
    Wenn ich gehofft hatte, bei einer dieser Sitzungen

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