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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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Tuchhändlers ausstaffiert ist. Wahrscheinlich unsere Gastgeberin, die Herzogin von Portsmouth. Ich sehe, wie die Musiker in einem Alkoven ihre Plätze einnehmen, mit ihren Oboen und einer Vielzahl von siebensaitigen Instrumenten, einer Mischung aus einer spanischen Gitarre und einer marokkanischen Rebab. Der Anführer entlockt seinem Instrument einen melancholischen Klang, indem er mit dem Bogen sanft über die Saiten streicht, und dann stimmen die anderen eine kraftvolle Melodie an, deren tiefe Bassnoten mir durch Mark und Bein gehen. Die Oboen und ein Cembalo blähen den Klang auf, und ich spüre, wie ich ganz darin aufgehe. Deshalb fahre ich zusammen, als mich eine Hand am Unterarm packt und die Finger sanft meine Muskeln drücken.
    »Ihr sitzt neben mir, Sir!«
    Ich drehe mich um und stehe vor der Dame, die im großen Salon den König begleitete, als ich am ersten Tag unserer Ankunft das Gemälde der Jungfrau bewunderte. Sie grinst mich verschmitzt an und führt mich auf das Ende des Esstisches zu, weit weg von unserer Gastgeberin.
    »Nein! Nein!«, ruft diese daraufhin. »Er sitzt hier, zwischen mir und Lady Lichfield.«
    »Lieber Himmel, Louise, Ihr könnt den Kerl doch nicht neben die kleine Charlotte setzen. Das arme Ding hat keine Ahnung, was es mit ihm anfangen soll. Ich hingegen werde mich vortrefflich um ihn kümmern.« Sie hakt sich bei mir ein und drückt meinen Arm an ihren Körper.
    »Ihr bringt meine ganze Tischordnung durcheinander, Eleanor!«, schmollt die Herzogin von Portsmouth.
    »Und wenn schon!«
    Ich sehe über Eleanors Schulter, wie sich das runde Gesicht der Gastgeberin verzieht, doch dann besinnt sie sich auf ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen und bittet die versammelten Gäste mit gekünstelter Fröhlichkeit zu Tisch.
    Ich verbeuge mich vor meiner Tischnachbarin. »Es wird mir ein Vergnügen sein, neben Euch zu sitzen, Eleanor.«
    »Darauf könnt Ihr wetten. Doch nennt mich um Gottes willen Nelly. Ich kann Anmaßung nicht ausstehen.« Dann sieht sie mich fragend an.
    »Oh, Nus-Nus, Eu… äh, ich meine … Höfling im Palast von Moulay Ismail, Sultan von Marokko.« Dann senke ich die Stimme. »Hoffentlich haben wir unsere Gastgeberin nicht beleidigt.«
    »Ach, um Squintabella braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen.«
    »Squintabella?«
    »Der Gesandte aus Venedig war ganz verrückt nach Louise, als sie sich das erste Mal begegnet sind, und nannte sie die ganze Zeit bella, bella . Ich meinte, es müsse wohl eher squintabella heißen, vielleicht etwas zu laut. Aber sie und ich sind nun mal nicht auf gleicher Augenhöhe.« Sie kichert über ihren eigenen Witz und beugt sich vor. »Irgendwie ist es bei diesem Spitznamen geblieben, fürchte ich. Aber das geschieht ihr recht, der eingebildeten Kuh. Sie spioniert für den französischen König, wisst Ihr? Doch König Karl mag es ja französisch, wenn Ihr wisst, was ich meine.« Als ich sie fragend ansehe, plappert sie weiter. »Obendrein wird sie fürstlich entlohnt, wie Ihr selbst sehen könnt.« Sie wedelt mit der Hand in der Luft. »Für Madame la Duchesse seid Ihr nur eine kurzlebige Attraktion. Wir bekommen nicht jeden Tag so viele Mohren bei einem Festmahl zu sehen, obendrein in so prächtiger Aufmachung, aber glaubt bitte nicht, dass ich Menschen nach ihrem Aussehen beurteilen würde. Meine Mutter pflegte zu sagen: Am Jüngsten Tag werden wir sehen, wer den schwärzesten Hintern hat! Ein bisschen schwarzes Blut steht Männern sehr gut an. Man muss sich zum Beweis nur mal unseren Charlie ansehen. Übrigens – Hortense, für Euch Herzogin Mazarin –, die hat auch so einen Kerl wie Euch, aber der ist so pechrabenschwarz, dass er sich bedauerlicherweise nur selten zu uns gesellen darf. Und was Hortense angeht, nun, sie ist vielleicht etwas eigen, sagen wir es so. Sie hat schon zwei Personen in diesem Raum vernascht, und beide waren keine Männer, ganz abgesehen von dem König, und ich bin sicher, dass sie es gelegentlich auch mit Mustafa treibt. Bei Gott, ich täte es auch, obgleich es heißt, er sei Eunuch.« Sie ahmt mit ihren Fingern eine Schere nach, falls ich sie nicht verstanden habe.
    »Eunuch? Wie ist das möglich?«, frage ich leise.
    Nelly kichert mit kehliger Stimme. »Liebe Güte, Ihr seid ganz schön unbedarft, was? Ein Mann besteht nicht nur aus Eiern, und viele Wege führen nach Rom, nicht nur diejenigen, die jeder kennt. Außerdem lässt sich heute für alles eine Medizin finden, vorausgesetzt, man kennt den richtigen

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