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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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Quacksalber.«
    »Quacksalber?«
    »Nun, sie sind doch alle gleich, oder etwa nicht? Die Herren Doktoren, Chirurgen, Scharlatane, Marktschreier, Quacksalber. Der Titel, so nehme ich an, hängt davon ab, wie viel man ihnen zahlt.«
    »Gibt es in London Doktoren, die sich rühmen, äh, Impotenz heilen zu können?«
    »Gewiss, mein Lieber, obwohl ich nicht verstehe, weshalb Ihr Euch dafür interessiert, ein stattlicher Mann wie Ihr. Ganz London spricht von Eurem Drum und Dran.«
    Ihr schrilles Lachen erregt ben Hadous Aufmerksamkeit, der zunächst ihr, anschließend mir einen missbilligenden Blick zuwirft.
    »Meine … Die Frau des Sultans hat mich gebeten, Ihr mehrere Arzneien aus London mitzubringen, wenn Ihr jemanden empfehlen könntet?«
    »Welche Art von Arzneien?«
    »Nun ja, sie macht sich Sorgen, dass Sie zu schnell altert …«
    Nelly lacht spöttisch. »Die beste Arznei gegen das Altern, die ich kenne, ist jede Menge Lachen und jede Menge Lust im Bett. Wer bei so etwas die Nase rümpft, tja, der sieht wohl am Ende aus wie ein verschrumpelter Apfel.«
    Unwillkürlich muss ich grinsen. Ihre Direktheit ist erfrischend. »Ich fürchte, die Herrscherin wäre nicht erfreut, wenn ich mit einem solchen Rat aus London zurückkehrte.«
    »Dann müsst Ihr mit den Wissenschaftlern Kontakt aufnehmen. Sprecht mit Mr. Evelyn dort drüben.« Sie zeigt auf einen Gentleman mit langer Nase, der ben Hadou den Vorschlag machte, im Hyde Park zu reiten. »Oder mit meinem guten Freund Mr. Pepys hier, der weiß wenigstens, wie man sich amüsiert.« Ein fröhlicher Bursche, der über etwas, das seine Tischdame gerade gesagt hat, schallend lacht.
    Sie zeigt auf die einzelnen Gäste und nennt mir ihre Namen, dazu versorgt sie mich mit Häppchen von Information, die ich mir einpräge. Die Dame, die auf der anderen Seite des Gesandten sitzt, ist Mrs. Aphra Behn, eine Verfasserin von Theaterstücken, die früher für die Niederlande spionierte, der kleine Junge ist Louises Sohn Karl, Herzog von Richmond, die hübsche junge Frau mit den Smaragden Lady Anne von Sussex, Tochter des Königs und der Herzogin von Cleveland, die eine Affäre mit der Herzogin Mazarin hatte und nun eine mit einem Gesandten in Paris unterhält, der nächste Mann ist der französische Gesandte Paul Barillion D’Amancourt, ein »großer Charmeur« und so weiter, bis mir schwindelig wird. Offensichtlich sind mehrere Kinder des Monarchen anwesend, und ich frage meine Begleiterin nach der Beschaffenheit seines Harems, was sie äußerst amüsiert.
    »Glaubt Ihr etwa, Charlie müsste sie zusammenrufen wie Hühner, wenn ihm nach einem Schäferstündchen ist? Sie stehen an der geheimen Hintertreppe Schlange. Mr. Chiffinch hat alle Mühe, sie zurückzuhalten!«
    »Wie kann man dann über seine derartigen Aktivitäten Protokoll führen?« Ich erkläre ihr, ich hätte die Aufgabe, über das Liebesleben des Sultans bei Hof Buch zu führen, woraufhin sie wiederum laut auflacht.
    »Wie viele Frauen, sagtet Ihr, hat der Sultan?«
    »Nun ja, es sind eher Mätressen. Die letzte Zählung ergab an die tausend.«
    Angesichts solcher Maßlosigkeit klatscht sie entzückt in die Hände. »Holla! Dann hält er Euch aber ganz schön auf Trab, was? Und die Damen, wie sind sie? Alles dunkelhäutige Schönheiten?«
    »Die meisten, aber es gibt auch Europäerinnen darunter. Und sogar eine englische Lady.«
    Sie spitzt die Ohren. »Eine Engländerin? Wie kommt sie in den Harem des Sultans?«
    Ich erzähle ihr von den Piraten, die mit Sklaven handeln, von den Bauarbeiten in Meknès, die nach immer mehr Sklaven verlangen, und von den hohen Preisen, die man auf unserem Markt für weiße Frauen erzielt, verzichte aber darauf ihr von dem Traum des Sultans zu erzählen, ein gewaltiges Heer zu zeugen, um den Christen jene Gebiete, die früher den Muselmanen gehörten, wieder abzunehmen.
    »Manch einer wird schockiert sein, wenn er hört, dass Frauen ge- und verkauft werden, doch ich gehöre nicht dazu«, beteuert Nelly. »In diesem Leben sind wir sowieso alle nur eine Ware. Unsere Preise steigen, wenn wir Glück haben, und fallen wieder, wenn wir Pech haben, und das Glück ist eine ziemlich launische Angelegenheit. Trotzdem tut sie mir leid. Würde sie denn nicht gern zurückkommen?«
    Die Versuchung, ihr meine Mission zu verraten, ist groß, doch ich beiße mir auf die Zunge, gerade weil ihre so locker sitzt. Vielleicht kann ich trotzdem einen Schritt weiter kommen. »Die Lady hat ein Geschenk für

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