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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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Leider neige ich zur Völlerei.«
    Ich lächele. »Dann tätet Ihr besser daran, Euch einen Kräutertee zu kochen. Unser Herrscher trinkt hin und wieder eine Kanne Sud aus Wermutblättern. Er ist eine ausgezeichnete Magenmedizin.«
    »Seid Ihr Arzt, Sir?«
    »Ich diente eine Zeit lang bei einem Arzt aus Aberdeen und lernte ein bisschen über die menschliche Anatomie und deren Anfälligkeiten.«
    »Man kann sich kaum vorstellen, dass ein strammer Bursche wie Ihr …«, er deutet auf meine Statur, »etwas von den Schwächen des menschlichen Körpers versteht.«
    Als ich es für Sharif übersetze, lacht er. »Er ist ein Eunuch«, sagt er laut.
    Mr. Pepys ist sichtbar schockiert. »Gütiger Gott, ist das wahr?«
    Ich nicke unglücklich.
    »Ist es wegen der Stimme? Es gibt wunderbare Kastraten. Ich habe mich schon oft gefragt, ob dieser vorzügliche Sopran, Mr. Abell, im vollen Besitz seiner … äh, Männlichkeit ist.«
    Ich versichere ihm, dass es nichts mit dem Singen zu tun hat, woraufhin er mich verwundert anblickt. »Etwas Schlimmeres kann ich mir nicht vorstellen.«
    Wir gehen einige Minuten schweigend weiter, bis wir zu der großen Halle gelangen, einem massiven, von steinernen Strebebögen gestützten Bau. Der Lärm des noch unsichtbaren Markts ist bereits so laut, dass unser Gastgeber die Stimme heben muss. Er fragt, ob es etwas Bestimmtes gebe, was wir gerne kaufen würden. Der Kaid antwortet, er würde gern einige Süßigkeiten erstehen, und ich, dass ich gute Schreibtinte gebrauchen könnte, woraufhin Pepys lächelt. »Ah, das Abkommen von Tanger. All die Protokolle.« Er schüttelt den Kopf. »Jahrelang gehörte ich dem Komitee an. Was für ein mühseliges Unternehmen, kaum hatten wir einen Schritt nach vorn gemacht, ging es drei zurück. Und wahrscheinlich sind alle genauso störrisch wie zuvor, denn soweit ich weiß, ist keine Lösung in Sicht. Aber natürlich ist das nicht nur eine Frage der Vernunft, irrationale Emotionen spielen eine große Rolle.«
    Ich lächele. »Auf beiden Seiten, gewiss.«
    »Wie bei allen menschlichen Beziehungen. Die Kolonie verschlingt Unsummen, die wir uns, ehrlich gesagt, gar nicht leisten können, doch der König fürchtet, die Königin zu enttäuschen, wenn er sie aufgäbe – immerhin ist sie Teil ihrer Mitgift gewesen. Er hat sie schon so oft enttäuscht, dass er jetzt unmöglich nachgeben kann. Und dann ist da natürlich noch die Sache mit dem armen Earl von Plymouth.«
    Ich hebe fragend die Brauen.
    »Karls Sohn … unehelich, aber dennoch sein Sohn. Er gab ihm den Oberbefehl über das königliche Regiment und beförderte ihn zum Oberst. Und dann ging er im Sommer des Jahres 1680 nach Marokko und starb dort vier Monate später an der Ruhr. Mit nur dreiundzwanzig Jahren, der Arme. Es hat König Karl sehr zugesetzt.«
    »Wie viele Kinder hat der König?«, will Sharif wissen.
    Mr. Pepys lacht. »Nun, mindestens dreizehn, aber nur zehn haben überlebt, und keines davon war von seiner Ehefrau, leider Gottes. Er hat eine Schwäche für das weibliche Geschlecht, und wer könnte es ihm verdenken? Was haltet Ihr von den englischen Frauen, Nus-Nus, sie sind ganz schön frech, nicht wahr?« Dann erinnert er sich an meinen Zustand und bleibt stehen. »Verzeiht, Sir, ich wollte Euch nicht zu nahe treten.«
    »Keine Bange. Ich bin durchaus in der Lage, die Ästhetik eines Bildes wahrzunehmen, obgleich ich nicht mit dem Pinsel umgehen kann, und die Damen an Eurem Hof sind ganz bezaubernd.«
    »König von Marokko hat fünfhundert«, unterbricht uns Sharif laut.
    Unser Begleiter grinst, offensichtlich glaubt er ihm kein Wort.
    »Frauen tausend!«
    Ich nicke. »Sultan Ismail rühmt sich, aus jedem bekannten Land der Erde eine Frau zu besitzen.«
    »Meine Güte, was für eine Sammlung! Nun, mir reicht eine völlig aus. Doch lasst uns nun zusammenbleiben, heutzutage wimmelt es hier nur so von Taschendieben.«
    Das Innere der Halle ist beeindruckend. Erstaunlich, dass man einen so großen Raum für einen Markt benutzt. »Normalerweise tagt hier das Gericht«, ruft Mr. Pepys über die Schulter. »Seht Ihr die komischen Dinger dort oben?« Er zeigt auf drei unidentifizierbare schwarze Objekte, die von den hohen Streben hängen. »Das sind die Köpfe der Verräter, die den Vater unseres Königs in dieser Halle zum Tode verurteilt haben, Cromwell und seine Generäle Ireton und Bradshaw. Als Abschreckung für das, was denjenigen blüht, die sich gegen die Krone auflehnen.«
    Ich grinse. »Unser

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