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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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Ihr?«
    Ich schüttele den Beutel, um ihm das verräterische Klirren zerbrochenen Glases vorzuführen. Und bei näherer Untersuchung stellt sich heraus, dass nicht nur das Vergrößerungsglas zerbrochen ist, sondern auch das Fläschchen.
    In Westminster trennen wir uns. Mr. Ashmole entschuldigt sich mehrmals für seinen törichten Einfall, diesen Weg zu nehmen, obwohl doch jeder weiß, dass es hier nach Einbruch der Dunkelheit von Wegelagerern nur so wimmelt. Er ruft einen Bootsmann, der ihn über den Fluss nach Lambeth bringen soll, und ich gehe die letzten hundert Meter allein weiter. Von meiner anfänglichen Euphorie ist herzlich wenig übrig geblieben. Die Palastwache starrt mich neugierig an, und der eine ruft seinem Kumpel etwas zu, das ich nicht verstehe. Beide lachen.
    Oben in den Gemächern der Gesandtschaft ist alles still. Ich beschließe, ben Hadou von dem Überfall zu unterrichten, um die unangenehme Angelegenheit so schnell wie möglich hinter mich zu bringen, doch gerade, als ich an seine Tür klopfen will, springt sie auf, und eine kichernde Frau kommt heraus und versucht, sich ihr honigfarbenes Haar wieder unter die Haube zu stecken. Die Strümpfe trägt sie noch auf dem Arm; es kann kaum ein Zweifel daran bestehen, was sich hier abgespielt hat.
    »Hallo, Kate.«
    Hastig legt sie die Hand vor den Mund und läuft rot an, dann packt sie den Saum ihres Rockes und flüchtet die Treppe hinunter, die zu der kleinen Küche führt.
    Ben Hadou versucht vergeblich, mich mit seinem Blick zum Wegsehen zu zwingen. »Alles völlig harmlos«, beteuert er.
    »Das geht mich nichts an, Sidi.« Doch ein Grinsen kann ich mir trotzdem nicht verkneifen.
    Sein Gesicht ist bleich. »Du darfst es niemandem verraten, verstehst du? Es ist nicht das, was du glaubst. Wir wollen heiraten.«
    »Heiraten?«
    Er nickt. »Ja, aber behalt es für dich. Wenn es herauskommt, gibt es Ärger.« Wir schauen uns in die Augen, und dann wandert sein Blick nach unten. »Großer Gott, Nus-Nus, hast du dir in die Hose gemacht?«
    Ich sehe an mir hinab. Als das Fläschchen zerbrochen ist, hat mein weißer Burnus ein paar auffällig gelbe Flecken abbekommen. Die Aufregung und die Entdeckungen des Tages waren zu viel, sodass es keinen Zweck hätte, dem Gesandten das Ganze zu erklären.
    In meinem Zimmer ist es ungewohnt still, ohne Momo und Amadou. Lange sitze ich auf der Bettkante, während mir allerlei Gedanken durch den Kopf schießen. Anschließend versuche ich, so gut es geht, den gelben Fleck aus dem Burnus zu waschen, doch als wollte die Tinktur beweisen, was sie kann, widersetzt sie sich all meinen Anstrengungen.

SIEBENUNDDREISSIG
    5. Februar 1682
    A m nächsten Tag bin ich beim Aufwachen in aller Frühe von einer unerklärlichen Zuversicht und Energie erfüllt. Heute stelle ich dem König Alys’ Sohn vor, und wenn ich das geschafft habe, wird alles gut.
    Nach einem langweiligen Treffen mit dem Gesandten und den Ministern Seiner Majestät, das noch umständlicher und unentschlossener ist als das letzte, werde ich schließlich gegen Mittag von ben Hadou entlassen. Umso besser, denke ich: weniger Zeit, in der ich Momo verstecken muss. Ich suche mir einen Weg durch das Labyrinth von Gängen und Fluchten zu den Gemächern der Herzogin von Portsmouth. Als ich um eine Ecke biege, kommt mir Jacob entgegen. Kaum hat er mich erkannt, verzieht er das Gesicht zu einer halb komischen, halb tragischen Grimasse.
    »Ich wollte gerade zu dir.«
    »Und ich zu dir«, entgegne ich fröhlich. »Ich soll dem König heute Abend Momo vorstellen, in seinen Privatgemächern.«
    »Oh. Er ist nicht da. Das wollte ich dir berichten.«
    »Nicht da?«
    »Ich habe Madame gefragt, wo er steckt, und sie hat abgewunken und gesagt: ›Il n’est plus a moi.‹ «
    »Was sagst du da?« Mein Magen fühlt sich an, als hätte ich eine Kanonenkugel verschluckt.
    »Mir will sie es nicht sagen, aber vielleicht hast du mehr Glück.«
    Louise sitzt in ihrem Ankleideraum und blättert inmitten hektischer Dienstmädchen in einer Illustrierten. Als sie mich sieht, schenkt sie mir ein strahlendes Lächeln. »Monsieur Nus-Nus! Was für eine reizende Überraschung! Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir. Was sagen Sie zu dieser neuen Haartracht? Finden Sie, dass die Fontange zu hoch für mich wäre? Würde mein Gesicht nicht zu lang wirken?« Sie hält mir die Illustrierte Le Mercure Galant hin, in der eine Frau mit einer hohen, filigranen Kopfbedeckung abgebildet ist. Sie wirkt so

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