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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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Augenbrauen, sage aber nichts. Er kann nicht älter als fünfzig sein, geht jedoch ebenso schnell wie der König. Sein Spazierstock ist nur Dekor, und trotzdem redet er, als wäre er ein alter Mann. So eilen wir die Chancery Lane entlang, als es plötzlich in Strömen zu regnen beginnt.
    »Du liebe Güte«, ruft mein Begleiter und blickt mich unter der tropfenden Krempe seines Hutes hervor an. »Ich fürchte, Eure Kopfbedeckung wird Schaden nehmen. Ich hätte daran denken sollen, einen Regenschirm mitzunehmen.«
    »Ich kann diese Dinger nicht ausstehen«, versichere ich ihm fröhlich.
    Wir suchen Unterschlupf in der Black-Spread-Eagle-Taverne und warten, bis das Gewitter vorüberzieht. Die Schenke ist laut, voller Gäste, Rauchwolken und Gestank, doch mein Anblick scheint beträchtliche Aufmerksamkeit zu erwecken, denn nach und nach breitet sich eine unbehagliche Stille aus.
    Plötzlich platzt einer heraus: »Bei Gott, was für ein Ungeheuer!« Es folgen lautes Gelächter und einige schrille Pfiffe.
    »Ist der echt, oder ist es Farbe, was meint ihr?«
    »Wir mögen hier keine Mohren!«
    »He, Othello, geh zurück auf deine Bühne!«
    Mr. Ashmole sieht sich empört um. »Bei meiner Seele, Nus-Nus, ich muss mich für die Grobheit meiner Landsleute entschuldigen. Ich glaube, wir stellen uns lieber dem Regenguss.«
    Als wir die Schenke verlassen wollen, packt mich jemand am Arm. »He, warte mal, Mustafa, erinnere deine Herrin daran, dass sie noch acht Pfund Spielschulden bei mir hat!«
    Ich drehe mich um und blicke auf den Betreffenden herab, einen elegant gekleideten, aber verwahrlost wirkenden jungen Mann mit einem dünnen, ungepflegten Bart. »Ich bin nicht Mustafa.«
    Er verzieht verdutzt das Gesicht. »Es kann doch nicht zwei von euch geben, so schwarz und so groß. Sag es ihr einfach, hörst du? Richte ihr eine freundliche Empfehlung von Mr. Jakes aus und erinnere sie beiläufig an ihre Schulden. Ich hoffe, sie bei der Premiere von The City Heiress wiederzusehen, in Ordnung?«
    Draußen gießt es immer noch in Strömen. Mr. Ashmole nimmt mich am Arm und führt mich kopfschüttelnd fort. »Theaterleute, einfach schrecklich. Dabei war dies früher so eine schöne Gegend.«
    Wir biegen nach rechts in die Fleet Street ab, überqueren sie und erreichen eine Straße, die auf beiden Seiten von hohen Gebäuden flankiert wird und an deren Ende man einen Blick auf den Fluss erhascht, der wie eine große Schlange dahinschleicht. Nach einigen Metern biegt er erneut nach rechts in eine schmale Gasse ab, anschließend steigen wir einige Stufen empor und stehen vor einer Tür mit einem Türklopfer aus Messing in Gestalt eines Löwenkopfes. Dort werden wir von einem Mann mit rosigen Wangen und einer dicken Brille hereingebeten, hinter der seine Augen groß und aquatisch wirken wie Fische in einem Fischglas.
    »Elias!«, sagt er. »Schon so früh zurück?«
    »Ich hoffe, wir stören Euch nicht bei einem wichtigen Experiment.«
    »Ich bin gerade dabei, aus Wasser und trockenen Blättern einen trinkbaren Sud herzustellen.« Mr. Draycott lächelt. »Vielleicht möchten Euer Begleiter und Ihr mir bei einer Tasse Tee Gesellschaft leisten?« Er führt uns in einen düsteren Salon, wo ein Wasserkessel an einem Haken über einem kleinen Feuer hängt. Der ganze Raum ist von Ruß geschwärzt, überall liegen Manuskripte und Bücher herum, sodass man nicht weiß, wohin man sich setzen soll, vor allem, wenn man einen weißen Burnus trägt, also gehe ich wie ein Afrikaner in die Hocke.
    Während wir den englischen Tee trinken, ein bitteres, abscheuliches Gebräu, erklärt mein Begleiter, ich hätte mir einen Zahn gebrochen, der repariert werden müsse, woraufhin sich unser Gastgeber begeistert die Hände reibt. »Ein Patient? Wie wunderbar.«
    »Allerdings ohne Bezahlung, fürchte ich, Nathaniel. Mir zuliebe, wenn Ihr so nett wärt.«
    Ich sehe, wie Mr. Draycott ein langes Gesicht macht.
    »Ich habe Geld«, sage ich hastig, doch er schüttelt den Kopf. »Aber nein, ich kann einem Freund von Mr. Ashmole kein Geld abnehmen. Alles, was ich besitze, sogar dieses Haus, verdanke ich ihm.«
    »Unsinn, mein lieber Nathaniel, dieses Labor ist unser gemeinsames Unternehmen. Wo sollte ich meine Experimente sonst durchführen?«
    Wir steigen eine wacklige Holztreppe in einen langen Kellerraum mit niedriger Decke und Regalen an zwei Wänden hinunter. Die Regale sind vollgestopft mit Büchern, Papieren und vielen beschrifteten Flaschen und Glasbehältern,

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