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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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kochend.
    »Ich wünschte, ich hätte dabei sein können. Nickte er weise vor sich hin, mein Ismail, und formte mit den Lippen die Worte, die du rezitiertest?«
    Sie kennt ihren Mann nur allzu gut. »Du hast in Kauf genommen, dass er mich umbringt.«
    »Oh, Nus-Nus, mach dich nicht kleiner, als du bist. Ich unterschätze dich nicht, denn ich wusste, dass du meinen kleinen Test bestehen würdest. Du bist sehr erfindungsreich. Aber es war trotzdem ein lustiger Streich.«
    »Ich bin hier, weil ich Eure Hilfe in einer anderen Angelegenheit brauche.« Ich erkläre das Problem mit dem Wolf, erwähne jedoch nicht, wie Zidan das Tier gequält hat. Es hat keinen Zweck: Sie will keine Kritik an ihm hören.
    »Ich an seiner Stelle hätte mir einen Löwen ausgesucht und nicht einen räudigen Wolf«, sagt sie verächtlich. »Was sollen Außenstehende von uns denken?«
    »Dass anderen Angreifern dasselbe Schicksal blüht?«, schlage ich vor.
    »Eher, dass wir wie Schafe in einer Herde sind.«
    »Der Wolf ist sein Symbol«, erinnere ich sie. Doch sie hat kein Interesse, das Gespräch fortzusetzen, geht und kommt wenig später mit einer kleinen Phiole zurück, in der eine violette Flüssigkeit schimmert. »Bestreiche ein Stück Fleisch damit und gib es dem Tier kurz nach Sonnenuntergang zu fressen. Das wird es für eine Weile in Schwung bringen.«
    »Aber hoffentlich nicht allzu sehr.«
    »Dann wäre es wenigstens ein fairer Kampf, meinst du nicht?« Ihre Augen funkeln. »Genau richtig für das Spektakel. Ich hoffe, ich habe die Mengen richtig bemessen.« Sie lächelt gerissen.
    Ich wende mich zum Gehen, drehe mich dann aber noch einmal um. Soll ich die Holzschuhe erwähnen? Sie wird sich über meine Dummheit aufregen, und was könnte sie schon tun? Frauen dürfen den Palast nicht verlassen. Solange sie ihren Geistern nicht befehlen kann, sich in Fleisch und Blut zu verwandeln, vermag nicht einmal Zidanas Magie, die Schuhe zurückzubringen.
    Sie beobachtet meine Unschlüssigkeit mit erhobener Braue. »Jetzt geh schon, Nus-Nus, aber vergiss nicht: Du schuldest mir einen Gefallen.«
    Ich liefere die Phiole und Instruktionen beim Tieraufseher ab, verbunden mit einer düsteren Warnung, damit kein Zweifel daran besteht, dass ich ihn mir vorknöpfen werde, wenn sich der Wolf heute Nacht nicht wie erwartet verhält. Dann laufe ich zurück zum Dar Kbira, wobei ich im Geiste den Rest meiner Aufgaben abspule, bis ich mir törichterweise einbilde, alles einigermaßen im Griff zu haben. Doch als ich durch den langen, weinbelaubten Gang eile, der zu den Gemächern des Sultans führt, ruft jemand meinen Namen, und ich drehe mich um: Es ist Yaya, einer der Posten am Haupttor.
    »Ein paar Männer waren da.« Sein Gesicht glänzt vor Schweiß. Ist er mir nachgerannt, um mir das zu erzählen? Ich seufze. Immer gibt es jemanden, der ein Bestechungsgeld erwartet oder ein Publikum braucht. »Was wollten sie?«
    Yaya macht ein feierliches Gesicht. »Sie führen Ermittlungen durch. Gestern ist im souq ein Mann ermordet worden.«
    Mir stockt das Herz, und zugleich habe ich das Gefühl, dass mir das Blut in den Adern gefriert. »Ermordet?«, wiederhole ich schwach. Dann bricht mir der Schweiß aus, ein Tropfen rollt unter dem Turban hervor über meine Stirn und die Nase entlang.
    Yaya beobachtet mich, während er vor Neugier zu platzen scheint. »Sie haben alle Wachen über das Kommen und Gehen im Palast befragt, und wir haben erzählt, dass nur wenige dem Regen trotzten …«
    »Aber dann hast du ihnen gesagt, dass du mich gesehen hast«, beende ich den Satz für ihn. Mir ist schlecht.
    »Nun, ich konnte nicht anders«, sagt er, als wäre es ihm nie eingefallen zu lügen.
    »Und?«
    Er verzieht das Gesicht. »Sie wollten mit dir reden. Ich sagte, du seist im Auftrag des Sultans unterwegs und hilfst bei der Vorbereitung für die Einweihung. Daraufhin sind sie wieder gegangen.«
    Ich seufze erleichtert. »Nun, dann ist ja alles gut.«
    »Sie kommen morgen wieder.«
    Mir wird erst heiß, dann kalt. »Aber ich habe morgen viel zu tun.«
    »Und ich habe morgen keinen Dienst.« Ein Hauch von selbstsüchtiger Erleichterung liegt in seiner Stimme, als er das sagt. Doch dann sieht er mein Gesicht und setzt zweifelnd hinzu: »Aber ich könnte Hassan bitten, sie wieder wegzuschicken.«
    »Wunderbar.« Rasch gehe ich weiter und fluche leise vor mich hin. Die Männer des qadi sind normalerweise nicht so beharrlich, weil sie wissen, dass dessen Macht vor den Mauern des

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