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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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ausgeschlossen. Es ist seine Art, diese Frauen zu demütigen, ihnen klarzumachen, dass er sie nicht so hoch einschätzt wie jene, die als Mohammedanerinnen zur Welt gekommen sind, sondern entweder unter Zwang oder aus Eigeninteresse konvertiert sind. Auch das ist einer seiner seltsamen Widersprüche: Einerseits zwingt er sie zu konvertieren, andererseits bewundert er die Kraft ihres Glaubens. Ich habe ihn schon echte Tränen vergießen sehen, nachdem Frauen lieber den Märtyrertod gestorben sind, als zu konvertieren.
    Ich gebe seinen Befehl an sie weiter, mit stockender Stimme, und sehe, wie sie schaudert. »Es tut mir leid, Alys«, will ich sagen, doch sie hindert mich mit einem Blick.
    »Es wird vorbeigehen. Ich bete für einen Sohn, einen kräftigen, gesunden Knaben.«
    Sie lässt sich auf dem weißen Laken nieder, das über das große Bett gebreitet ist, mit dem Gesicht zu mir, ohne den Blick von mir zu nehmen. Als er ohne großes Vorspiel in sie eindringt, verzieht sich ihr Gesicht zu einer Grimasse, doch sie beherrscht sich und passt sich seinen Anweisungen, die ich übersetze, so mechanisch an, als ginge es darum, einen Stuhl zu verrücken oder eine Schublade zu öffnen.
    Ich hoffe für uns alle, dass es schnell geht, und tatsächlich dauert es nicht lange, bis Ismail mit zurückgeworfenem Kopf aufstöhnt. Jeder Muskel ist vor Lust angespannt. Und die ganze Zeit lässt ihr Blick mich nicht los. Mir ist bewusst, dass ich ihr Refugium bin, der Halt, an dem ihre Seele Zuflucht findet, während ihr Körper missbraucht wird. Als wären wir durch einen rot glühenden Draht verbunden, spüre ich ihren Schmerz wie ein Feuer in meinem Unterleib, und jeder Nerv in mir fühlt mit.
    Doch plötzlich, und das ist noch verstörender, merke ich, wie ich selbst anschwelle und steif werde. Dieser Vorgang ist so schockierend, dass ich den Blick von ihr löse und an mir heruntersehe. Die Ausbeulung unter meiner Djellaba ist nicht zu übersehen. Was für eine unselige Magie ist das? Bin ich von einem Dämon besessen? Ist die Potenz des Sultans so einzigartig, dass sie sich auf mich übertragen hat? Andererseits war ich Zeuge bei tausenden von Geschlechtsakten Seiner Majestät und empfand lediglich Ekel und so etwas wie distanzierte Langeweile. Es muss ein Wunder sein. Am liebsten würde ich einen triumphierenden Schrei ausstoßen, doch dann überwältigt mich tiefe Scham. Bin ich denn so pervers, dass ich nur auf Kosten eines gedemütigten, leidenden Wesens lebendig sein kann? Die Erektion schrumpft genauso schnell, wie sie gewachsen ist, und als ich mich zwinge, wieder aufzusehen, ist der Sultan fertig, und Alys hat sich mit dem blutbefleckten Laken vor der Brust von uns beiden abgewendet.
    Ismail schlüpft in eine reich bestickte Robe, schreitet zur Tür und ruft nach den Frauen, die sie abholen sollen. Sie drängeln sich herein, machen allerlei Getue um das blutige Laken, was natürlich der Hauptgrund für ihre Anwesenheit ist. Denn jetzt werden sie zum Harem zurückeilen und die Reinheit der Engländerin sowie die Potenz des Sultans bezeugen, sodass potenzielle Nachkommen zweifelsfrei als die seinen anerkannt werden können. Sie hüllen Alys in ein aufwändig geschmücktes Gewand, das ausschließlich für vom Herrscher entjungferte Frauen benutzt wird, und führen sie eilig davon.
    Mein Blick folgt ihr, doch sie schaut sich nicht mehr um.
    Das Schlimmste hat sie überstanden; jetzt zählt nur noch Durchhaltevermögen. Aber diese nüchterne Tatsache spendet kaum Trost. Ich fühle mich verlassen, leer – angewidert. Es ist ein Gefühl fast wie damals, als ich in Venedig mit einer Hure schlief. Damals habe ich es mir nicht eingestanden und auch später nicht mehr darüber nachgedacht, doch diese gefühllosen Begegnungen hinterließen eine gehörige Portion Scham. Jetzt kommt es mir vor, als wäre ich es gewesen und nicht der Sultan, der Alys benutzt und dann weggeschickt hat.
    »Nus-Nus!«
    Die herrische Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Ich springe in solcher Panik auf, dass ich das Diwanbuch fallen lasse und, als ich mich danach bücken will, den vergitterten Wandschirm zwischen uns krachend zum Einstürzen bringe. Einen Augenblick lang starren wir uns an, zwei Männer, die einander als Männer gegenüberstehen, mehr nicht. Dann ist der Augenblick vorbei, die Angst kehrt zurück, und ich frage mich, ob er meinen Ausrutscher bemerkt hat, doch er lächelt nur. Sein Ausdruck ist unkonzentriert, verträumt.
    »Großartig,

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