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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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Sonne plage ich mich zusammen mit den anderen Sklaven ab, um die Zelte des Sultans aufzuschlagen. Die Arbeit wird dadurch erschwert, dass der Boden nicht vollkommen flach ist; deshalb stehen die Zelte – schwarz oder weiß von außen, grün, rot oder gold von innen – näher zusammen, als es gut ist, und fast jeder ist allen anderen im Weg. Schon ist ein Streit ausgebrochen, weil jemand versehentlich beim Ausholen einen anderen mit seinem Hammer getroffen hat und dieser erbost Anstoß genommen hat. Die Astronomen haben kaum Platz, auf dem ungewohnten Territorium die Instrumente zu ihrer Zufriedenheit aufzubauen. Sie haben sich in zwei Gruppen gespalten und streiten nun untereinander um die exakte Richtung der qibla . Ein wichtiges Detail, da der Sultan stets mit dem Kopf nach Mekka gewandt schlafen muss. In diesem Moment kommt Ismail mit Alys zu seiner Rechten und Zidana zu seiner Linken auf uns zu.
    Wir alle werfen uns flach ins Gras und halten den Blick gesenkt.
    »Was hat das zu bedeuten?« Ismail besitzt das Gehör einer Fledermaus und hat die heftigen Auseinandersetzungen mitbekommen.
    Ich sehe, wie die Sterngucker panische Blicke wechseln und ihre Meinungsverschiedenheiten auf der Stelle vergessen. »Die Sklaven befolgen unsere Anweisungen nicht. Sie schlagen die Zelte nach Lust und Laune in der falschen Anordnung auf. Die Kaaba liegt exakt in dieser Richtung …« Der Oberste Astronom zeigt dem Sultan seinen qibla -Anzeiger, und Ismail beugt sich vor, um die komplizierten Markierungen in den Messingscheiben zu studieren. Als er sich wieder aufrichtet, ist sein Gesicht rot vor Wut. Es dürfte mich nach all den Jahren nicht mehr überraschen, wie schnell seine Laune umschlagen kann, aber nicht einmal ich bin auf seinen heftigen Wutausbruch vorbereitet.
    »Erschießt sie alle!«, schreit er den Dienst habenden Aufsehern zu und macht eine ausholende Bewegung mit dem Arm, die sämtliche für den Zeltaufbau verantwortlichen Sklaven einschließt, etwa vierzig von uns. »Ich will ihren Tod! Sie beleidigen den Propheten! Sie beleidigen mich ! Erschießt sie!«
    In meiner Verzweiflung würde ich am liebsten aufspringen und losrennen. Doch als hielten mich unsichtbare Ketten, bin ich wie gelähmt. Ich schaffe es nur, fast unmerklich den Kopf zu drehen und zuzusehen, wie mein Schicksal mich ereilt.
    Der Aufseher, der dem Sultan am nächsten steht, zögert: Das gerät ihm zum Verhängnis. Im nächsten Moment stürzt sich Ismail auf ihn und entwindet ihm seine Waffe. Der arme Dummkopf hält sie einen Moment zu lange fest, und das ist die letzte Tat seines Lebens, denn als er überrascht an sich herunterblickt, sieht er den juwelengeschmückten Griff des königlichen Dolchs stolz aus seiner Brust ragen. Er öffnet den Mund und gibt den Blick auf seinen kurzen Zungenstummel frei. Dann bricht er stumm zusammen und lässt die Waffe los. Ismail nimmt sie ihm weg, spannt den Hahn und schießt, fast ohne hinzusehen, in den flach ausgestreckten Körper des Mannes neben mir, der vor Schreck aufschreit, während er sich kurz aufbäumt und ein heißer Blutschwall sich über mich ergießt. Als wäre das ein Signal, schießen jetzt alle Wachen wild durcheinander. Von einem Moment auf den anderen bricht ein Hexenkessel los.
    Ich höre eine Frau schreien, und obgleich ich sie noch nie zuvor habe schreien hören, weiß ich, dass es Alys ist.
    »Nein, mein Herrscher!« Die Stimme eines Mannes. Es ist Kaid Mohammed ben Hadou. »Wir brauchen die Munition. In den Hügeln wimmelt es nur so von Berbern.«
    Er ist ein schlauer Mann, al-Attar , und tapfer obendrein. Es hat überhaupt keinen Zweck, an Ismails Güte zu appellieren; er besitzt keine. Ben Hadou übernimmt die Verantwortung und gibt den Wachen ein Zeichen innezuhalten. Es folgt ein kurzer Wortwechsel zwischen dem Sultan und seinem Kaid, dann stürmt Ismail vorwärts. Er verbreitet Grausamkeit wie eine vulkanische Wolke. Ich sehe seine goldbestickten babouches funkelnd an mir vorbeieilen, und dann höre ich ein Stück von mir entfernt ein feuchtes, knirschendes Geräusch. Ein Mann heult auf wie ein Tier. Ich kann nicht anders, drehe mich um und sehe Ismail, der mit beiden Armen wild um sich schlägt. In jeder Hand blitzt ein Hammer, als er wie ein grausamer Wirbelwind rechts und links die Schädel seiner Opfer zertrümmert.
    Ich werde sterben. Die Gewissheit liegt mir wie Blei im Magen. Hier, schmachvoll, bäuchlings auf einem schäbigen Fleckchen Gras liegend, in einem fremden Land,

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