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Die Sklavin mit den Mandelaugen

Die Sklavin mit den Mandelaugen

Titel: Die Sklavin mit den Mandelaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sechs Uhr mit Mr. Corlis verabredet .«
    »Augenblick«, sagte die Stimme
kurz. Ich wartete geduldig, bis der Mann sich wieder meldete. »Okay«, sagte er,
»Sie werden erwartet. Die Torflügel öffnen sich automatisch. Wenn sie aufgehen,
dann fahren Sie durch und direkt bis vors Haus, verstanden ?«
    »Ja«, antwortete ich und legte
auf.
    Als ich mich in den Wagen
setzte, schwangen die beiden Flügel des Tors bereits nach innen. Sobald genug
Platz war, passierte ich das Tor und fuhr die Auffahrt hinauf bis zu einem
gekennzeichneten Parkplatz vor dem Haus. Als ich die Treppen hinaufstieg,
öffnete sich plötzlich die Haustür. Eine Frau mit einem höflichen Lächeln auf
den Lippen trat mir entgegen.
    Stattlich wäre der
euphemistische Ausdruck für ihre Figur gewesen, dick der objektive. Sie trug
ein lebhaft gemustertes Kleid aus chintzähnlichem Material mit hochstehendem
Kragen. Ihr graues Haar schimmerte leicht bläulich, und ich muß sagen, ihr
Friseur hatte sie gut beraten, es stand ihr. Die kunstvolle Frisur mußte sie
einen vollen Vormittag im Frisiersalon gekostet haben. Ihre vollen Wangen waren
jugendlich straff, und ihr Mund war zu einem bewußten Lächeln verzogen. Nur
ihre Augen standen nicht mit der Vorstellung einer gepflegten, gutmütigen
älteren Dame in Einklang, die man auf den ersten Blick von dieser Frau erhielt.
Sie waren stahlblau, hart und glänzend, ohne eine Empfindung zu verraten.
    »Mr. Boyd«, begrüßte sie mich
munter. »Ich bin Beatrice Corlis. Guten Tag.«
    »Guten Tag, Mrs. Corlis«,
erwiderte ich höflich.
    »Wollen Sie nicht eintreten ?«
    Sie schritt mir voraus durch
eine weiträumige Diele in ein riesiges Wohnzimmer mit einer ultramodernen
Hausbar. Nachdem sie es sich in einem Lehnsessel bequem gemacht hatte, wies sie
auf einen Sessel, der dem ihren gegenüber stand, und forderte mich auf, Platz
zu nehmen.
    »Matthew hat sich etwas
verspätet«, erklärte sie. »Aber ich erwarte ihn jeden Augenblick, Mr. Boyd .«
    Die glitzernden Augen musterten
mich eingehend von Kopf bis Fuß. Als sie ihre Inspektion meiner Person schließlich
beendet hatte, kam ich mir vor wie ein Stück Vieh auf der Schlachtbank, das vor
den unbarmherzigen Augen des Käufers bestehen muß.
    »Ich hasse diese Hitze. Sie
auch, Mr. Boyd?« Ein künstliches Lächeln schwebte auf ihren Lippen. »Und für
die armen Männer, die den ganzen Tag in der brütenden Glut der Stadt ihren
Geschäften nachgehen müssen, ist es noch viel lästiger. Ich kann mir
vorstellen, daß es schauderhaft ist, den ganzen lieben langen Tag mit Krawatte
und Jackett herumlaufen zu müssen, wenn man viel lieber schwimmen ginge .« Ihre Augenlider flatterten kokett. »Wir Frauen sind da
schon besser dran. Ein hübsches leichtes Kleid und möglichst wenig darunter.«
    »Natürlich«, murmelte ich
stumpfsinnig.
    »Sie müssen verzeihen, Mr. Boyd .« Ihr Lachen klang wie ein mädchenhaftes Kichern. Mit
Absicht. »Manchmal rede ich wie ein Buch. Sind Sie ein Geschäftsfreund meines
Mannes? Ich meine, interessieren Sie sich auch für Antiquitäten und
Kunstgegenstände ?«
    »Ich bin im Augenblick an der
gesamten Tätigkeit Ihres Gatten interessiert«, erklärte ich vorsichtig. »Mich
interessiert alles, womit er im Augenblick handelt, abgesehen von Antiquitäten .«
    Ein böses Glitzern flackerte
sekundenlang in ihren Augen, dann blickten sie wieder hart und unbeteiligt.
    »Sie möchten doch sicherlich
etwas zu trinken, Mr. Boyd ?«
    »Der Vorschlag klingt
großartig«, versicherte ich.
    »Drücken Sie doch bitte mal auf
den Knopf da an der Bar .« Sie nickte zustimmend.
»Richtig. Männer haben eine natürliche technische Begabung, finden Sie nicht?
Sie hatten den Knopf sofort entdeckt .« Draußen auf der
Auffahrt ertönte das Geräusch eines heranfahrenden Wagens. »Oh! Das wird
Matthew sein. Ich bin froh, daß er sich nicht zu sehr verspätet hat. Manhattan
muß an einem Tag wie heute die Hölle sein. Jetzt kann er sich ausruhen und den
Abend zu Hause genießen .«
    Ein junger Mann in weißer Jacke
und schwarzer Hose betrat das Zimmer. Er war vielleicht dreiundzwanzig Jahre
alt. Sein dunkles Haar besaß einen Glanz, wie ihn nur der häufige Gebrauch von
Brillantine verleiht. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck unverschämter
Arroganz.
    »Sie haben geklingelt —gnädige
Frau ?« Die Stimme enthielt einen unmißverständlichen Unterton der Frechheit.
    »Ja, Michael.« Sie wandte sich
ihm zu, während sie zerstreut mit der einen Hand ihre

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