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Die Sklavin mit den Mandelaugen

Die Sklavin mit den Mandelaugen

Titel: Die Sklavin mit den Mandelaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Stimme
bekam plötzlich einen schneidenden Klang. »Er hat die eine Hälfte, und ich habe
die andere. Keiner von uns kann damit etwas anfangen, bevor beide Hälften
vereint sind. Das klingt doch sehr vernünftig, nicht wahr ?«
    »O ja, durchaus.« Mir war
plötzlich eine Eingebung gekommen. »Und wie lauten also Ihre Vorschläge,
Beatrice ?«
    »Eine Hälfte ist gleich fünfzig
Prozent«, fuhr sie mich gereizt an. »Und genauso lauten meine Vorschläge. Ich
will fünfzig Prozent haben. Das ist absolut zumutbar .«
    Wenn ich gewußt hätte, wovon
die gute Dame eigentlich sprach, hätte ich ihr sicherlich eine intelligente
Antwort geben können. Aber da ich in die Situation, die Gegenstand der
Unterhaltung war, bedauerlicherweise keinen Einblick hatte, konnte ich nur
versuchen, Zeit zu gewinnen und auf ein Wunder hoffen. Beatrice und ihre beiden
Pagen beobachteten mich unverwandt, während ich gemächlich aus meinem Glas
trank. Dann setzte ich es so vorsichtig nieder, als handle es sich um ein
Kristallglas aus dem sechzehnten Jahrhundert.
    »Für Sie ist der Vorschlag
zumutbar«, meinte ich, während ich meine Worte mit der Vorsicht eines Bombenentschärfers wählte, der vergessen hat, welche Bomben
geladen sind. »Aber für Frankie ist er das nicht .«
    Tino schlenderte zur Bar und
mixte sich ebenfalls einen Drink. Dann drehte er das Glas gleichmütig in den
Händen und vertiefte sich angelegentlich in die Betrachtung der hellen
Flüssigkeit.
    »Dieser Frankie Lomax«, begann
er wie nebenbei, »ist offenbar manchmal schlau und manchmal nicht. Aber er ist
und bleibt ein Amateur .«
    »Dann sagen Sie’s ihm doch«,
forderte ich ihn kühl auf.
    »Bitte, keine Schärfen«,
wimmerte Beatrice. »Ich bin der Meinung, daß Frankie Lomax unseren Vorschlag
durchaus vernünftig finden wird, wenn Danny ihm davon berichtet .«
    »Da bin ich anderer Meinung«,
wandte Tino ein. »Er hat den Mund sowieso schon reichlich voll genommen, und
jetzt versucht er es mit oberfaulen Tricks. Denkt, er kann uns mit diesem Boyd
hier Angst einjagen. Und wenn dabei nichts herauskommt, wird er sich vielleicht
noch ein paar Kunststückchen ausdenken .«
    »Was zum Beispiel ?« fragte Beatrice ungeduldig.
    »Nun, er könnte einfach hier
erscheinen und sich unsere Hälfte unter den Nagel reißen«, vermutete Tino.
    »Dann würde ich sagen, wir
überzeugen ihn, daß es höchst unklug wäre, diesen Versuch zu wagen, meint ihr
nicht ?«
    »Doch«, erklärte Michael mit
Feuereifer. »Warum schicken wir Lomax diesen Burschen hier nicht als
sehenswerte Leiche zurück ?«
    »Ich glaube nicht, daß das viel
Sinn hat«, widersprach sie hart. »Was meinst du, Tino ?«
    Die toten Augen saugten sich
eine Weile an dem übereifrigen Michael fest, dann schüttelte Tino langsam den
Kopf.
    »Du hast ein Spatzenhirn, mein
Junge. Du hast nicht mal Instinkt. Bei dir läuft es immer nur auf eins hinaus.
Deinen Gegner zusammenschlagen, ihm noch ein paar Kugeln in den Kopf jagen,
kurz gesagt, reinen Tisch zu machen. Dabei kommst du dir dann wohl vor wie ein
ganzer Mann, was ?«
    »Es war ja nur ein Vorschlag«,
entgegnete Michael trotzig.
    »Aber ich habe recht .« Wieder schüttelte Tino traurig den Kopf. »Das mußt du dir
abgewöhnen, mein Junge, wenn du in dem Geschäft jemals weiterkommen willst. Das
Vergnügen zählt nicht, nur die Prozente .« Er wandte
sich wieder an Beatrice und verschwendete keinen Blick mehr an Michael. »Wenn
Sie Boyd als Leiche an Lomax zurückschicken, was haben Sie davon? Nichts.
Frankie wird dann höchstens auf den Gedanken kommen, seinen nächsten Besuch bei
Ihnen nicht allein zu wagen .«
    »Natürlich.« Beatrice nickte
zustimmend. »Und es wäre eine Schande, dieses hübsche Profil zu entstellen .« Sie schürzte kokett die Lippen und kicherte
schulmädchenhaft. »Nein, da habe ich einen besseren Einfall. Ich finde, du
solltest den lieben Danny mal durch das Haus und über das Grundstück führen,
bevor er uns wieder verläßt, Tino. Zeig ihm doch, wo wir sicherheitshalber
unsere fünfzig Prozent aufbewahrt haben .«
    »Okay«, meinte Tino. »Mat hat
wohl die Hunde noch nicht freigelassen, oder ?«
    »Aber nein. Du weißt doch, daß
er nichts tut, ohne mich zuvor zu fragen. Es ist völlig ungefährlich«,
versicherte Beatrice.
    »Soll ich auch mitgehen ?« erkundigte sich Michael hoffnungsvoll.
    »Wozu denn ?« fragte Tino mit einem spöttischen Lachen.
    »Sei nett zu dem Jungen«,
schnurrte Beatrice. »Ich möchte dich sowieso bei mir

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