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Die Sklavin mit den Mandelaugen

Die Sklavin mit den Mandelaugen

Titel: Die Sklavin mit den Mandelaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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makellose Frisur
betastete. »Wir möchten etwas zu trinken haben. Einen Old Fashioned für mich. Und was wollen Sie, Mr. Boyd ?«
    »Einen Martini«, erwiderte ich.
    »Machen Sie lieber gleich zwei
Martinis, Michael«, befahl sie mit gezierter Stimme. »Ich hörte gerade Mr.
Corlis kommen .«
    Der junge Mann mit dem
eingebildeten Gesicht verließ das Zimmer wieder. Aus seinem Benehmen war
eindeutig zu entnehmen, daß er der Meinung war, er tue uns allen einen großen
Gefallen, indem er die Cocktails zubereitete. Wenige Minuten, nachdem er uns
allein gelassen hatte, trottete Mr. Corlis müde ins Zimmer. Er warf seiner Frau
einen kurzen Blick zu, dann erblickte er mich und verdrehte wie ein Epileptiker
die Augen.
    »Freut mich, Sie wiederzusehen,
Mr. Corlis«, sagte ich sanft.
    »Ich — äh — ja, wirklich, Mr.
Boyd .« Er schnitt eine nervöse Grimasse. »Es ist heiß,
finden Sie nicht ?«
    »Vielleicht liegt das an der
Hitzewelle, Matthew ?« Seine Frau bedachte ihn mit
einem mörderischen Blick. »Wirklich, Matthew! Setz dich endlich hin und bleib
wenigstens mal einen Augenblick ruhig. Deine Art,
ständig hin und her zu laufen, ermüdet mich .«
    Mit dem Ausdruck eines
Märtyrers ließ sich Corlis auf die Couch fallen und scharrte in stummer
Rebellion mit den Füßen.
    Michael, der junge Mann, der
wie ein Kellner angezogen war, kam wieder herein und servierte uns mit
herablassender Gebärde die Cocktails.
    »Ich dachte, du würdest deinen
Martini gern jetzt trinken, Matthew«, verkündete Mrs. Corlis.
    Corlis stellte sein Glas, das
bereits zur Hälfte geleert war, nieder und lächelte vage.
    »Das war sehr — äh — freundlich
von dir .«
    Es verstrich eine
Viertelstunde, während der Beatrice Corlis unablässig Konversation machte. Sie
schlug ein Thema nach dem anderen an und sprang zum nächsten über, noch bevor
einer von uns Gelegenheit hatte, sich zu äußern. Mich persönlich berührte das
nicht weiter. Ich fand es wesentlich interessanter, ihren Mann zu beobachten.
Der kleine Mann war nichts weiter als ein schmächtiges Skelett, das von innerer
Spannung und Nervosität zusammengehalten wurde. Nach den ersten paar Minuten
rückte er an den Rand der Couch und drehte mit einem tiefunglücklichen Ausdruck
sein Glas in den Händen. Ich wußte, woran ich war. Seine Frau war strikt
dagegen, daß er mehr als einen Martini trank, und er
wagte nicht, sich den Wünschen seiner Frau zu widersetzen. Ich verstand gar
nichts mehr.
    Schließlich verebbte Beatrice
Corlis’ Redeschwall, und sie saß geschlagene dreißig Sekunden da, ohne ein Wort
hervorzubringen. Das Schweigen erhöhte Matthews Nervosität noch. Er rutschte
unbehaglich auf dem Sofa hin und her.
    »Wissen Sie, Mr. Boyd«, stieß
er plötzlich unvermittelt hervor. »Ich habe die — äh — ideale Lösung gefunden,
um die Hitze erträglich zu machen .«
    »Und die wäre ?« fragte ich höflich.
    »Eine Klimaanlage«, antwortete
er schlicht. Dann schloß er die Augen.
    »Warum ziehst du dich jetzt
nicht ein wenig zurück, Matthew«, schlug seine Frau vor. »Ich würde mich gern
einmal mit Mr. Boyd allein unterhalten .«
    »Natürlich.« Er sprang auf und
wippte ein paarmal aufgeregt auf und nieder. »Es war mir ein Vergnügen, Mr.
Boyd .« Höflich neigte er den Kopf.
    »Aber...«
    Es war zu spät. Er hatte das
Zimmer schon verlassen.
    »So«, meinte Beatrice Corlis
kurz. »Ich glaube, wir brauchen noch etwas zu trinken. Ich foltere Matthew
nicht gern, indem ich vor seinen Augen trinke. Wissen Sie, er hat nämlich ein
Magengeschwür .«
    »Der Ärmste«, sagte ich
teilnahmsvoll.
    »Ja. — Würden Sie so gut sein
und noch einmal auf den Knopf drücken, Mr. Boyd. Zweimal, bitte.«
    Ich befolgte ihre Anweisung und
setzte mich dann wieder hin. Voller Zorn überlegte ich, was Corlis eigentlich
damit beabsichtigte, mich in Gesellschaft seiner Frau und ihrer tödlich
langweiligen Konversation zurückzulassen.
    Ihre Finger trommelten
plötzlich ruhelos auf der Lehne ihres Sessels, während sie mich mit einem
verächtlichen Stirnrunzeln musterte.
    »War es nötig, den armen
Matthew mit dem großangelegten Auftritt, den Sie heute
mittag in seinem Laden gegeben haben, in Todesangst zu versetzen, Boyd ?« fragte sie barsch. »Was wollten Sie damit erreichen ?«
    Ich starrte sie mit offenem
Mund an, unfähig, eine angemessene Antwort auf ihre Frage zu finden.
    »Sie müssen doch gewußt haben,
daß er mich auf der Stelle anrufen würde«, stellte sie mit einem

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