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Die Smaragdreihe 03 - Die Sieben unterirdischen Könige

Die Smaragdreihe 03 - Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Smaragdreihe 03 - Die Sieben unterirdischen Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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seinen großen runden Kopf auf und ab bewegte.

DAS GERICHT DES KÖNIGS
    Die Stadt stand an einem großen See mit flachem Ufer. An vielen Dingen konnte man erkennen, wie erfinderisch die unterirdischen Menschen waren. Ein riesiges Wasserrad mit breiten Schaufeln drehte sich unter den Füßen eines Sechsfüßers. Das Tier war müde, sein Atem ging schwer, und aus dem weit geöffneten Maul flogen Schaumfetzen.
    »Recht geschieht dir, Bösewicht!« rief Renjo wütend zum Tier hinüber. »Du hast deinen Antreiber überfallen, jetzt mußt du dafür das Wasser in die Stadt der sieben Könige pumpen!«
    ›So heißt also die Stadt! Hier kann man sicher viel erfahren, wenn man nur die Ohren spitzt‹, dachte Bilan. ›Jetzt weiß ich auch, ohne jemanden fragen zu müssen, daß sich das Land in sieben Teile gliedert, von denen jeder seinen eigenen König hat. Fürwahr, keine großen Königreiche, das muß man schon sagen!‹
    Vor dem Stadttor hielten sie. Die Festungsmauer bestand aus Ziegeln, die von der Zeit fast schwarz geworden waren. Renjo zog an einem Strick. Der Posten erkannte Renjo und öffnete die Pforte. Neugierig betrachtete er den Fremden, wagte aber nicht, Fragen zu stellen.
    ›Renjo hat, wie man sieht, einen höheren Rang als der Mann da‹, entschied Ruf Bilan.
    Die Stadt war nicht groß. Ruf Bilan sah gewundene Straßen und buntgestrichene Häuser mit hohen, schmalen Fenstern und festen Türen. Aus den Fenstern starrten Frauen mit grünen Hauben den Fremdling an.
    Die Straße mündete in einen Platz, auf dem ein Palast mit sieben Türmen stand. Vor Ruf Bilans Augen flimmerte es, als er drei Wände sah, deren hellblaue, dunkelblaue und violette Farbe von erstaunlicher Reinheit waren.
    Jede Seite des Gebäudes hatte einen schmucken Eingang mit einer massiven Tür. Bilan wunderte sich, daß hier niemand ein und aus ging und die Türen verschlossen waren.
    ›Vielleicht lebt dort niemand?‹ dachte Ruf.
    Über jeder Tür hing eine Sanduhr, wie sie Ruf Bilan in der oberen Welt niemals gesehen hatte. Freilich besaßen auch dort die reichen Leute Sanduhren, aber ihren Gang überwachte immer ein Diener, der, wenn der Sand aus dem oberen Glas in das untere gesickert war, die Uhr umdrehte und die Zeit ausrief. Hier aber waren es zwei miteinander verbundene Glastrichter, die senkrecht an einem großen runden Zifferblatt befestigt waren. Ruf Bilan hätte kaum erraten, wie diese Uhren funktionierten, aber als er gerade an einer blauen Tür vorbeiging, sickerten die letzten Sandkörnchen aus dem oberen Trichter in den unteren, und im gleichen Augenblick drehten sich beide von selbst um, während sich das Zifferblatt von rechts nach links um einen Teilstrich weiter bewegte, so daß die nächste Ziffer genau unter dem Zeiger stand. Aus dem Innern der Uhr erklang ein angenehmer Glockenschlag.
    ›Diese unterirdischen Menschen scheinen hervorragende Meister zu sein‹, dachte Bilan voller Achtung.
    Als sie den blauen Teil des Palastes passiert hatten, sagte Bilan zu sich:
    ›Jetzt kommt die violette Wand, dann die rote, dann eine orangefarbene, eine gelbe und zuletzt eine grüne, vor der wir wohl stehenbleiben werden. Mentacho, zu dem man mich führt, ist wahrscheinlich der grüne König, das errate ich an der Farbe der Hüte, die seine Leute tragen.‹

    Ruf Bilan hatte sich nicht geirrt. Er wurde durch den grünen Eingang, an einem grüngekleideten Posten vorbei in einen grünen Empfangssaal geführt.
    Das war ein großer, fensterloser Raum, den Kugeln an der Decke hell erleuchteten. Im Saal wandelten Höflinge in grünen Prunkkleidern mit edelsteinbesetzten Hüten einher.
    Als sie den Mann erblickten, der sich im Aussehen von den Einwohnern des unterirdischen Landes so sehr unterschied, liefen sie auf Renjo zu und überschütteten ihn mit Fragen. Sie hatten das Recht dazu, denn sie standen rangmäßig höher als er.
    Der Hüter der Quelle wehrte sie jedoch mit den Worten ab:
    »Meine Herren, ich habe keine Zeit, mich mit Ihnen zu unterhalten, ich muß dem König sofort eine schreckliche Nachricht überbringen. Eben ist die Heilige Quelle zerstört worden und ihr Wasser versickert.«
    »Das kann nicht sein!« hörte man mehrere Stimmen.
    »Heute abend soll unser Hof schlafen gehen!«
    »Was fangen wir nun an?!«
    Renjo wandte sich an einen der Hofleute, einen stattlichen Alten mit weißem Bart.
    »Herr Minister Koriente, ich bitte Euch, bei Seiner Majestät unverzüglich um eine Audienz für mich nachzusuchen!«
    Koriente

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