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Die Smaragdreihe 03 - Die Sieben unterirdischen Könige

Die Smaragdreihe 03 - Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Smaragdreihe 03 - Die Sieben unterirdischen Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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eilte fort, und bald tat sich am anderen Ende des Empfangssaales eine Tür auf, vor der ein stolzer Zeremonienmeister feierlich in den Saal rief:
    »Seine Unterirdische Majestät, König Mentacho, befehlen, den gefangenen Fremdling in den Thronsaal des Regenbogenpalastes zu führen!«
    Mit schlotternden Knien folgte Ruf Bilan dem Höfling.
    Bündel, Girlanden und Kronleuchter aus phosphoreszierenden Kugeln tauchten den Thronsaal in ein ungewöhnlich helles Licht, das dem Auge wohltat und den Schatten der Gegenstände verschlang. Diese Lampen gaben keine Wärme – sie strahlten kaltes Licht aus.
    Später erfuhr Ruf Bilan, daß jede Wohnung im unterirdischen Lande durch solche Kugeln beleuchtet wurde, denn das Licht, das durch die Fenster in die Häuser fiel, war sehr schwach. An der Anzahl der phosphoreszierenden Kugeln konnte man die Vermögenslage der Menschen erkennen. In den Häusern der Würdenträger gab es Dutzende solcher Leuchten, in den Hütten der Armen aber brannte nur eine einzige Kugel, die so groß wie eine Kirsche war.
    Bilan blickte wie gebannt zur gegenüberliegenden Seite des Saales, wo auf einer Erhöhung der Thron des Königs stand.

    In einem breiten Sessel mit zahlreichen geschnitzten Verzierungen saß ein großer, dicker Mann mit einem Strubbelkopf. Das war König Mentacho. Von seinen Schultern fiel ein weiter, mit grünen Blumen bestickter Umhang. Erschrocken starrte Bilan in das Gesicht des Königs.
    »Erzähle alles«, befahl Mentacho streng, »ohne etwas zu verheimlichen.«
    Zitternd und stockend erzählte Bilan, wer er in der Smaragdenstadt gewesen, wie er aus Angst vor Strafe in die unterirdische Welt geflohen sei, und was er im Labyrinth angerichtet habe.
    Mentachos Miene wurde immer finsterer. Dann dachte er lange nach. Im Saal war es mäuschenstill. Selbst die Höflinge hatten zu tuscheln aufgehört. Allen war klar, daß sich jetzt das Schicksal eines Menschen entschied.
    »Hört meinen Spruch«, sagte der König. »Du hast schändlich gegen deine Mitbürger gehandelt, aber uns gehen die Angelegenheiten der oberen Welt nichts an. Du hast aber die Heilige Quelle zerstört, und das ist ein schreckliches Unglück für unser Land, dessen Folgen gar nicht abzusehen sind. Für ein solches Verbrechen würde jeder Bewohner unseres Landes hingerichtet werden, du aber bist ein Fremder und hast deine böse Tat aus Unwissenheit und Todesangst begangen. Darum wäre es ungerecht, dir das Leben zu nehmen…«
    Ruf Bilan hätte fast einen Freudenschrei ausgestoßen.
    »Ich will dir sogar ein Amt bei Hofe geben, damit du nicht umsonst dein Brot ißt«, fuhr Mentacho fort. »Aber glaube nicht, daß du, weil du bei Urfin Juice Minister warst, hier ein hohes Amt bekommst. Ich ernenne dich lediglich zum Gehilfen des vierten Lakaien, und du wirst beim Hofgesinde leben…«
    Der Verräter fiel dem König zu Füßen und begann seine smaragdenbesetzten Schuhe zu küssen.
    Mentacho zog angewidert die Füße zurück und brummte:
    »Dieser Mann hat die Seele eines Lakaien, beim Hofgesinde ist wahrhaftig der Platz, den er verdient.«
    Strahlend verließ Ruf Bilan den Thronsaal. Man hatte ihm das Leben geschenkt, und das war ihm das Wichtigste.
    ›Jetzt werde ich mich um jeden Preis wieder hocharbeiten‹, sagte er zu sich.

VERWIRRUNG IM UNTERIRDISCHEN LAND
    An dem Tag, als die Quelle mit dem Schlafwasser versiegte, und an den folgenden Tagen herrschte in der Stadt der sieben Könige ein schreckliches Durcheinander. Es war die Zeit, da König Mentacho, seine Angehörigen und sein Hof schlafen gehen sollten, aber das Wasser hatte sich in die Tiefe des Felsens zurückgezogen. Es hatte den Anschein, daß es nie mehr wiederkommen würde.
    Die Kinder Mentachos hingen an den Schößen des Vaters und weinten:
    »Papa, Papa, wir wollen schlafen!«
    »Dann schlaft doch!« sagte der Vater mürrisch.
    »Das Wasser ist ja nicht da…«
    »Schlaft ohne Wasser!«
    »Wir können nicht…«
    Ja, das konnten sie wirklich nicht, genauso wie ihre Eltern, die Hofleute und das Gesinde. Sie konnten nicht einschlafen wie andere Menschen, denn seit Jahrhunderten hatten sie nur den Zauberschlaf gekannt.
    Von Schlaflosigkeit geplagt, gingen die Leute in Scharen hinter dem Hüter der Zeit, Rushero, und seinen Gehilfen einher und flehten sie an, irgend etwas zu tun. Diese aber wehrten die Leute ab, denn es war gerade die Zeit, da man den eben erwachten König Eljan unterrichten mußte. Keine Stunde durfte versäumt werden, denn es war

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