Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten
Welt."
Statt einer Antwort pickte die Krähe eine Weintraube auf und schielte mit ihren schwarzen Augen verschmitzt zum Seemann hinauf.
Sie deutet auf die Trauben, das ist klar, dachte Charlie, aber was können die uns helfen? Nur unsere Qualen neben diesem verdammten Stein verlängern . . .
Die Krähe begann über den Sand zu hüpfen und blickte sich dabei dauernd nach Charlie um, als fordere sie ihn auf, ihr zu folgen.
Der Seemann erhob sich und ging in Richtung der Berge. Welch ein Wunder! Er konnte jetzt so leicht und frei gehen, als hätte er nicht eine ganze Woche gehungert und kraftlos im Sande gelegen. Auch das hatten also die Trauben bewirkt!
„Donnerwetter!" brummte der Seemann. „So was ist mir noch nicht vorgekommen! Na, wir sollen doch mal sehen, Da war schon die Stelle, wo er und Elli jedesmal erschöpft zu Boden gesunken waren. Jetzt aber schritt Charlie mühelos weiter.
„Hurra, hurra!" schrie er aus Leibeskräften. „Elli, komm, wir sind gerettet!"
Verständnislos kam Elli herbeigeeilt, und dann erst begriff sie den Sinn seiner Worte. „Onkel, lieber Onkel, wir müssen uns beeilen!"
„Richtig, mein Kind. Wer weiß, wie lange die Zauberkraft der Trauben anhält!"
Sie warfen eilig das Allernotwendigste in ihre Rucksäcke, nahmen das Zelt und verließen den entsetzlichen Ort. Toto schka sprang munter vor ihnen her, und die Krähe wies ihnen den Weg.
Nach etwa drei Meilen war der verzauberte Felsen nicht mehr zu sehen, und die Wanderer machten Rast. Jeder bekam ein paar Trauben, dann ging es mit neuen Kräften weiter. An diesem Tag schafften sie die Hälfte des Weges zu den Bergen.
Als sie am nächsten Morgen aufwachten, war die Krähe fort. Sie brauchten sich indessen nicht lange den Kopf über ihr Verschwinden zu zerbrechen, denn bald war sie, neue Trauben im Schnabel, wieder da.
„Donnerwetter?" rief Charlie. „Wer hätte gedacht, daß ich jemals auf so sonderbare Art und Weise versorgt werde!" und verteilte die saftigen Beeren an seine Gefährten.
DAS TAL DER KÖSTLICHEN WEINTRAUBEN
Sie kamen zu einem Tal, in dem ein schneller Bach rauschte, der hoch in den von ewigem Schnee bedeckten Bergen seinen Anfang nahm. An den Ufern wuchsen Obstbäume. Die Wanderer tranken gierig das klare, kalte Wasser und betraten dann eine grüne Wiese, die mit zahllosen unbekannten Blumen übersät war. Hier erwarteten sie wunderbare Erlebnisse.
Die Krähe legte feierlich den Kopf auf die Seite und sagte mit sehr klarer Stimme: „Kaggi-Karr !"
„Das haben wir schon gehört!" ließ sich - nicht gerade liebenswürdig - Totoschka vernehmen.
„Gehört, aber nicht verstanden!" bemerkte die Krähe spitz. „Das ist nämlich mein Name. Ich habe die Ehre, mich vorzustellen: Kaggi-Karr, Erste Abschmeckerin in der Schloßküche am Hofe des Weisen Scheuchs, des Herrschers der Smaragdenstadt!" „Ach, bitte um Verzeihung! Hat mich sehr gefreut. Mein Name ist Totoschka!" Das Hündchen verneigte sich förmlich.
Charlie, der im Gras saß, war starr vor Staunen. Elli lachte so sehr über seine verdutzte Miene, daß ihr die Tränen in die Augen traten.
„Onkel Charlie, du bist ja ganz verstört!" rief sie, den Seemann am Ärmel zupfend. „Ich habe dir doch schon hundertmal gesagt, daß im Wunderland alle Tiere sprechen!"
„Was einem die Leute sagen, ist eins, und was man selbst erlebt, etwas ganz anderes", entgegnete der Seemann. „Also sind wir wirklich im Wunderland? Ich kann's einfach nicht fassen!"
Wie entgeistert blickte Charlie bald auf die Krähe, bald auf Totoschka.
„Das ist alles ganz einfach", ließ sich die Krähe hören. „Da gibt's nichts zu staunen. Man sieht, daß Ihr aus einem Land kommt, wo keine Wunder geschehen."
„Na, wo du schon zu sprechen angefangen hast, Kaggi-Karr, so erklär uns doch, was die geheimnisvolle Botschaft bedeutet, der wir diese beschwerliche Reise zu verdanken haben."
„Ja, bitte, Kaggi-Karr", rief auch Elli.
„Meine Geschichte wird sehr lang sein", erwiderte die Krähe, „und ich möchte sie lieber auf morgen verschieben. Aber zu eurer Beruhigung will ich euch sagen, daß der Eiserne Holzfäller und der Scheuch am Leben und gesund waren, als ich nach Kansas aufbrach. Man hält sie einfach gefangen, in einem hohen Turm . . ."
„Einfach gefangen'." wiederholte Elli, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Sie tun dir wohl überhaupt nicht leid!"
Kaggi-Karr fühlte sich durch diese Worte gekränkt. Sie schwieg eine Weile und sprach dann
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