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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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heißen? – Steh auf! Du gehst jetzt augenblicklich in deine Kammer zurück!« Er griff über die Lehne ihres Stuhls hinweg, um sie am Arm zu packen und in die Höhe zu zerren.
    »Regel Nummer Sechs!« Kelly schluckte rasch den Bissen ihres provisorischen Ei- und Käse-Sandwiches hinunter und spannte die Muskeln an. »Niemand fasst mich an, wenn es nicht zwingend notwendig ist, zum Beispiel um mein Leben zu retten. Ich lasse mich von keinem von euch so grob herumstoßen. Wolfer, sagt diesem Menschen, er soll mich loslassen«, fügte sie hinzu, klammerte sich mit der freien Hand an der Stuhllehne fest und versuchte zu verhindern, dass ihr das Sandwich entglitt, als er seinen Griff um ihren Arm verstärkte.
    »Saber, Lady Kelly wünscht, dass du sie augenblicklich los …«
    »Ich habe es gehört!« Saber gab Kellys Arm frei, und sie sackte die paar Zentimeter auf ihren Stuhl zurück, die er
sie in die Höhe hatte ziehen können. Für eine so dünne, leichte Frau verfügte sie über erstaunliche Kräfte. Oder über einen eisernen Willen, was er für wahrscheinlicher hielt. Er schlug mit einer Hand auf die Tischplatte, schloss die andere um die Rückenlehne ihres Stuhls und beugte sich drohend über sie. »Ich schaffe dich jetzt in die Turmkammer zurück und schließe dich dort ein, damit du keine weiteren Dummheiten machen kannst!«
    »Wolfer, informiert Euren Bruder, dass er gerade im Begriff steht, Regel Nummer Zwei zu verletzen. Ach, und, Gentlemen – Regel Nummer Sieben lautet: Jeder, der die anderen Regeln viermal pro Tag missachtet, bekommt Staub zu schlucken.«
    »Bruder«, wiederholte der hünenhafteste der Männer am Tisch so ernst, wie es ihm möglich war, wobei seine goldenen Wolfsaugen vor unverhohlenem Vergnügen glitzerten, »du stehst im Begriff, Regel Nummer Zwei zu verletzen.«
    »Wovon in Jingas Namen sprecht ihr eigentlich?« Saber bedachte Kelly mit einem finsteren Blick, dann sah er zu seinem Zwilling auf. Die anderen räumten schweigend den Tisch ab, sichtlich bemüht, sich nicht in den verbalen Schlagabtausch der Drei hineinziehen zu lassen, aber zu fasziniert von dem Geschehen, um den Raum zu verlassen, ohne den Ausgang mitbekommen zu haben.
    Wolfer achtete nicht auf seinen Zwilling. Nach einem Moment wandte er sich an Kelly, die Sabers Frage bewusst überhört hatte. »Lady Kelly, einer meiner Brüder möchte wissen, wovon wir sprechen. Welche Antwort soll ich ihm übermitteln?«
    »Zählt ihm die Grundregeln für ein friedliches Miteinander auf. Erstens: Niemand vergewaltigt mich; zweitens: Niemand sperrt mich irgendwo ein; drittens: Ich beabsichtige, für meine Unterkunft und mein Essen zu bezahlen, indem ich eure Kleider flicke und andere Arbeiten
ausführe; viertens: Niemand brüllt mich an; fünftens: Ich behalte mir das Recht vor, weitere Regeln aufzustellen, falls die Situation es erfordern sollte; sechstens: Niemand rührt mich grundlos an; siebtens: jeder, der an einem Tag vier dieser Regeln übertritt, landet mit dem Gesicht zuunterst auf dem Boden, sodass er gezwungen ist, ›Staub zu schlucken‹, wie ich es nenne.«
    »Bruder, Lady Kelly wünscht dich wissen zu lassen, dass ihre ersten sieben Regeln wie folgt lauten …«
    »Ich bin nicht taub!«, grunzte Saber gereizt.
    »Setzt Euren ältesten Bruder bitte davon in Kenntnis, dass er bereits drei Regeln missachtet hat, ich aber, da Nummer Sieben gerade erst in Kraft getreten ist, noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen will. Teilt ihm bitte auch mit, dass er, da ihm eine zweite Chance geboten wird, gut daran täte, die Gunst der Stunde zu nutzen …«, ihr Stuhl rutschte kratzend über den Boden, als Saber ihn zu sich herumriss, um ihr ins Gesicht sehen zu können, »… und sich von diesem Augenblick an als perfekter Gentleman zu erweisen«, schloss sie, auf einen Punkt hinter Sabers Schulter starrend.
    »Saber, Lady Kelly wünscht …«
    »Halt den Mund, Wolfer.« Saber blickte, die Hände auf die Enden der Armlehnen gestützt, Unheil verkündend auf Kelly hinab. Doch sie weigerte sich immer noch, ihn anzusehen; spähte absichtlich über seine Schulter hinweg, während sie ihr eigenartiges Mahl aus Käse, Rührei und Brotscheiben verzehrte. »Sieh mich an. Sieh mich an, Kelly.«
    »Lady Kelly, ich glaube, mein Bruder hat den Wunsch geäußert, Ihr möget ihm ins Gesicht sehen.«
    Kelly schluckte den letzten Bissen ihres Sandwiches hinunter, griff nach ihrem Saftbecher und nippte daran, ohne den sie wie Käfigstäbe

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