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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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Saft. »Erstens einmal bin ich nicht daran interessiert, mit einem von euch das Bett zu teilen – das gilt auch für dich, Trevan, also verschwende deinen Charme nicht an mich, es ist vergebliche Liebesmüh. Und sollte einer von euch versuchen, mich zu vergewaltigen«, fuhr sie unverblümt fort, »dann werde ich ihm den betreffenden Körperteil abschneiden, in einem Glas konservieren und auf einem Regal in dem entzückenden Raum über dieser Halle aufbewahren, die ich wohl für die Dauer meines Aufenthaltes bewohnen soll. Vielleicht nehme ich ihn sogar mit, wenn ich nach Hause zurückkehre. Das ist Regel Nummer Eins.«
    Ihre Worte bewirkten, dass sich Evanor an seinem Saft und Wolfer an einem Stück mit Gelee bestrichenem Brot verschluckte. Alle anderen zwinkerten ungläubig. Evanor erholte sich als Erster. »Lady, ich versichere Euch, dass uns nichts ferner liegt, als eine Frau zu schänden. Sollten wir uns eines solchen Frevels schuldig machen, würden sich unsere Mutter und unser Vater aus ihren Gräbern erheben und uns dafür zur Rechenschaft ziehen.«
    »Ausgezeichnet, dann brauche ich mich in diesem Punkt ja nicht zu wiederholen«, stellte Kelly nüchtern fest, obwohl sie sich nicht sicher war, ob er seine Bemerkung wörtlich oder im übertragenen Sinn gemeint hatte. In diesem von Magie beherrschten Reich war alles möglich.
    Einen Moment lang erwog sie, ihn geradeheraus zu fragen, dann entschied sie sich dagegen. Glühende Lichtkugeln, Sprachzaubertränke und mit Kreide gezogene unsichtbare Schutzschilde, die fressgierige Makka-Monster fernhielten … das reichte ihr für den Augenblick. Über rächende Geister von Eltern, die aus dem Grab auferstanden, wollte sie lieber nicht eingehender nachdenken.
    »Die nächste Regel lautet, dass mich niemand in meiner Kammer einschließt. Oder in ein Verlies wirft oder in Ketten legt. Darauf reagiere ich ausgesprochen ungehalten.«
    »Darüber müsst Ihr mit Saber sprechen«, warf Koranen ein. »Aber der Rest von uns hat keine Einwände. Richtig?«
    »Sprich gefälligst nur für dich selbst«, grollte Dominor.
    Kelly versetzte ihm mit dem Handrücken einen Schlag auf den Arm, woraufhin er ihr einen bösen Blick zuwarf, jedoch die Lider senkte, als sie eine Braue hob und bedeutungsvoll den Boden betrachtete. Statt sich zu wiederholen brummte er etwas davon, ihre Finger in Federn zu verwandeln.
    Ohne ihm Beachtung zu schenken fuhr Kelly fort: »Regel Nummer Drei – ich nehme keine Almosen an. Wenn ihr
also Kleider habt, die geflickt oder geändert oder bestickt werden müssen, übernehme ich das im Gegenzug für Kost und Logis.
    Und wenn jemand bereit ist, mir zu erklären, wie man die Speisen hier zubereitet, von denen ich zugegebenermaßen nur die Hälfte kenne, dann helfe ich auch in der Küche – helfen, nicht den Küchendienst alleine übernehmen – und natürlich unterstütze ich euch auch beim Putzen. Ich würde auch im Garten arbeiten, aber die meisten der Pflanzen hier habe ich noch nie gesehen und könnte daher Unkraut nicht von Nutzpflanzen unterscheiden, also werde ich mich vorerst einmal im Haus nützlich machen. Kommen wir zu Regel Nummer Vier …«
    » Kelly! Kelleeeey! « Über ihren Köpfen ertönten schwere Schritte. »Evanor, sie ist verschwunden!« Hoch oben auf dem obersten der drei Balkone erschien eine große Gestalt, beugte sich über das Geländer und brüllte zu ihnen hinunter. Als Sabers Blick auf Kelly fiel, erstarrte er. » Du! «
    »Regel Nummer Vier«, Kelly verdrehte die Augen, während sie ihren Worten durch beredte Gesten Nachdruck verlieh, »lautet, dass ich es nicht ausstehen kann, wenn man mich anschreit.« Sie blickte zu dem fraglichen Schreihals empor. »Wenn ihr keinen verdammt guten Grund habt, dann dämpft eure Stimmen – eure Mutter hat euch doch sicher vor langer Zeit einmal beigebracht, was man unter ›Zimmerlautstärke‹ versteht.« Sie senkte ebenfalls ihre Stimme, als der dunkelblonde Kopf verschwand und erneut schnelle Schritte erklangen. »Also seid so gut und seht davon ab, mich anzubrüllen, wenn ihr mich nicht vor einer Gefahr warnen oder aus irgendeinem Grund dringend meine Aufmerksamkeit auf euch lenken wollt.
    Geht man mit mir vernünftig um, kann man mit mir auch ganz vernünftig reden«, fuhr sie fort, »aber nicht, wenn man mich permanent anschnauzt, dann gerät nämlich mein Temperament in Wallung. Regel Nummer Fünf
besagt, dass ich mir das Recht vorbehalte, weitere Regeln aufzustellen, falls sich das

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