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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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freundlicher zu gestalten.
    Die einzigen Zimmer, zu denen Kelly während dieser sich erst Tage, dann eine und schließlich zwei Wochen hinziehenden Säuberungsaktion der Zutritt verwehrt blieb, waren die Schlafgemächer der einzelnen Brüder. Hier war es ihr nur gestattet, von dem frisch gescheuerten und gestrichenen Gang im jeweiligen Teil oder Flügel der Burg aus Ratschläge zu erteilen, sonst nichts.
    »Es schickt sich nicht für eine Lady, sich in der Schlafkammer eines Mannes aufzuhalten, solange sie ihm nicht fest versprochen ist«, hatte Morganen ihr mit einem kleinen Lächeln erklärt und dann prompt mit einem anzüglichen Grinsen und der Frage, in welche Kammer sie denn am liebsten gehen würde, alles wieder verdorben.
    In die von Saber , hatte sie ohne zu zögern in Gedanken geantwortet. Nur dass sich Saber seinen Brüdern nie anschloss. Das war neben gelegentlichen Anflügen von Heimweh das Einzige, was ihre Tage überschattete. Manchmal bekam sie ihn überhaupt nicht zu Gesicht, manchmal erhaschte sie einen flüchtigen Blick auf ihn, wenn er wie ein Geist durch die Gänge huschte oder hinter einer offen stehenden Tür herumlungerte und seine Brüder beobachtete, die sich in ihrer Gesellschaft sichtlich wohl fühlten. Aber er kam nie in ihre Nähe, und sie ging nicht von sich aus auf ihn zu. Sie hielt ständig nach ihm Ausschau, sprach ihn aber niemals an.
    Also erwiderte sie schroffer, als beabsichtigt: »In meine eigene natürlich. Und zwar alleine.«
    Ihre Verwirrung wuchs mit jedem Tag. Sie sehnte sich nach Saber, aber er mied sie. Sie vermisste ihn, wollte aber keinen ernsthaften Streit vom Zaun brechen, indem sie sich ihm aufdrängte. Ihr fehlten ihre kleinen Reibereien, aber sie konnte von ihrem einmal verkündeten Standpunkt
nicht mehr abweichen. Sie wusste auch nicht, wie sie die Kluft zwischen ihnen überbrücken sollte. Natürlich verstand sie seine Furcht vor dem über ihnen schwebenden Unheil, das untrennbar mit ihrer Person verbunden sein würde, wenn er sie in sein Bett nahm, trotzdem wünschte sie, dass derartige Dinge in dieser Welt nicht gar so ernst genommen werden würden.
    Seine Brüder waren freundlich und umgänglich und gaben sich große Mühe, all ihre Wünsche auf der Stelle zu erfüllen, doch obwohl sie viel Spaß an ihren täglichen Zusammenkünften fand, breitete sich in ihrem Inneren zunehmend eine seltsame Leere aus.
     
    Saber begann seine Brüder allmählich fast zu hassen.
    Sie gingen samt und sonders davon aus, dass die bislang einzige Frau in ihrer Mitte für ihn, den Ältesten, bestimmt war, und es gab nichts, was er sich sehnlicher wünschte, aber zwischen ihnen beiden hatte sich in der letzten Zeit ein Abgrund aufgetan, den er nicht zu überwinden wusste. Also verbrachte er einen Teil seiner Zeit damit, magische Gegenstände für die Händler herzustellen, die in Kürze erwartet wurden, reagierte seinen Frust auch auf dem Übungsfeld im Hof ab, wo er und seine Brüder ihre nichtmagischen Kampftechniken einübten, und nicht selten folgte er ihnen unauffällig durch die Flügel der Burg, die dank ihrer vereinten Bemühungen in neuem Glanz erstrahlte.
    Es kostete ihn fast einen ganzen Tag, all ihre fertiggestellten Waren vom Lagerraum am westlichen Tor zur Bucht am Strand hinunterzuschaffen, damit alles bereit war, wenn sich die Händler zur nächsten Mondzeit einfanden. Ohne die Hilfe seiner Brüder musste er mit einer der pferdelosen Kutschen mehrmals hin- und herfahren, bis er alles in dem Lager am Strand verstaut hatte.
    Alleine tauschte er diese Dinge dann gegen alles ein, was sie benötigten, und brachte es zur Burg hoch, während
sechs seiner Brüder sich bemühten, Kellys Wünschen in puncto Sauberkeit Rechnung zu tragen. Der siebte verschlief den Tag wie gewöhnlich, aber es ärgerte ihn, dass die restlichen sechs ihn diesmal bei dieser zweimal monatlich anfallenden zeitraubenden Tätigkeit nicht unterstützten.
    Er war während der Verhandlungen mit den Männern vom Festland nicht ganz bei der Sache gewesen. Seit Tagen stand nun eine kleine Truhe, von der niemand sonst etwas wusste, in der von seinen Brüdern ohne seine Erlaubnis auf Geheiß von Nightfalls kupferhaariger Herrin auf Zeit gründlich gesäuberten, frisch getünchten und aufgeräumten, aber ansonsten unberührten Kammer. Sie enthielt Dinge, die er weder für seinen persönlichen Gebrauch noch für seine Brüder erstanden hatte.
    Darunter befanden sich ein versilberter Kamm, eine ebensolche

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