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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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ihn seit Wochen damit auf«, fügte er mit einem flüchtigen Lächeln hinzu.
    Angesichts der sich leise krümmenden Lippen verstärkte sich Sabers Unbehagen. Der sechstgeborene Corvis-Sohn lächelte seit langer Zeit so gut wie nie mehr. Doch noch ehe seine Überraschung verflogen war, wurde Rydan wieder ernst und verbarg seine Gefühle erneut hinter einer undurchdringlichen Fassade, so, als würde er stabile Fensterläden schließen, um sich vor dem dunklen Sturm zu schützen, der in ihm tobte.
    »Wenn sie also für keinen von uns bestimmt ist, dann ist sie die deine. Du warst der Lord von Corvis und bist jetzt der Lord von Nightfall. Warum hast du noch nicht versucht, die Lady für dich zu gewinnen, Bruder?« Rydan drehte sich um, seine dunklen Augen bohrten sich in Sabers graue. »Und tisch mir jetzt nicht diesen trakk von dem dich betreffenden Vers des Fluchs auf. Keiner von uns kann seinem Schicksal entgehen, auch wenn wir uns noch so sehr bemühen.« Er verzog das Gesicht. »Die Seherin Draganna hat sich noch niemals geirrt. Nur die katanischen Auslegungen ihrer Vorhersagen haben sich verändert und müssen im Lauf der Jahrhunderte korrigiert werden. So … und nun sag mir, warum du der Jungfrau noch nicht den Hof gemacht hast, o Sohn, den man das Schwert nennt?«
    Saber blickte zu der Truhe hinüber, dann auf den frisch gescheuerten Hartholzfußboden hinab. Eine Neuerung hatte doch den Weg in seine Kammer gefunden, und das war ein etwas abgetretener, aber ansonsten recht gut erhaltener Teppich, der sich unter seinen Füßen angenehm weich anfühlte – ein Beweis dafür, dass Kelly im Rahmen ihrer allumfassenden Säuberungsaktion auch an seine Bequemlichkeit gedacht hatte. Ob aus Freundlichkeit oder aus Mitleid heraus, konnte er nicht sagen, aber sie hatte an ihn gedacht.
    Und so seltsam es auch war, über dieses Thema ausgerechnet mit Rydan zu sprechen, wusste Saber doch, dass sein jüngerer Bruder recht hatte. »Weil ich nicht weiß, wie ich das anstellen soll, Rydan. Ich weiß es einfach nicht.«
    Sein Bruder verschränkte die Hände hinter dem Rücken und schnaubte leise. Dieser Laut war für den sonst so ruhigen, zurückhaltenden Mann so ungewöhnlich, dass Sabers Kopf hochfuhr. Schwarze Augen funkelten ihn mit brüderlicher Ungeduld an. »Du musst sie umwerben, du Narr!«
    »Wie denn?«, forderte Saber ihn heraus.
    Rydan deutete in das Dunkel hinter den Fenstern hinaus. Diese knappe Geste verriet seine innere Erregung deutlicher als sämtliche wortreichen Ergüsse anderer Männer. »Es ist Sommer! Ich lebe noch nicht so lange in meinem dunklen Reich, als dass ich vergessen hätte, dass um diese Zeit alle Blumen blühen. Wenn du keine Worte über die Lippen bringst, lass Blumen sprechen. Frauen mögen so etwas.
    Achte darauf, was ihr gefällt, und mach ihr Komplimente«, instruierte Rydan den verblüfften Saber weiter – und verärgerte ihn im nächsten Atemzug bereits wieder. »Und dann zieh dich zurück, ehe du wieder aus der Rolle fällst. Sogar ich konnte in meinem Turm manchmal dein Gebrüll hören, und zwar tagsüber, wo ich normalerweise zu schlafen versuche«, fügte der jüngere Mann mit
scharfem Unterton hinzu. »Frauen lieben geheimnisvolle Verehrer, sie wird von dir fasziniert sein, wenn du ihr Rätsel aufgibst. Mir ist allerdings zu Ohren gekommen, dass du sie in ihrer Kammer eingesperrt hast …«
    »Ich habe sie nicht eingeschlossen, die Tür hat geklemmt«, unterbrach Saber wahrheitsgemäß, obwohl seine Worte selbst in seinen Ohren trotzig klangen. Schlimm genug, dass er ausgerechnet aus dem Mund ihres ansonsten so schweigsamen Bruders eine solche Predigt über sich ergehen lassen musste. Keiner der anderen würde ihm glauben, dass Rydan seine Ansichten so beredt vertreten konnte. Aber er hatte Kelly of Doyle nicht in ihrer Kammer eingeschlossen.
    Die Versuchung war zwar nahezu übermächtig gewesen, aber er hatte es nicht getan.
    Rydan ließ nicht locker. »Trotzdem hast du ihr befohlen, dort oben zu bleiben und sich nicht blicken zu lassen. Nimm doch eine Kutsche und zeig ihr die Insel. Fahr mit ihr zum östlichen Strand, wo sie in der Sonne liegen und im Meer baden kann, ohne Gefahr zu laufen, von vorüberfahrenden Seeleuten gesehen zu werden. Und beweis ihr, dass du keine Abneigung gegen sie hegst.
    Natürlich nur, wenn das tatsächlich nicht der Fall ist«, fügte sein Bruder spitz hinzu, ehe er sich zur Tür wandte. »Sie hat darum gebeten, dass auch die Außenmauer und die Türme

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