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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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um ein Gemälde handeln, denn alle unsere Spiegel sind durch Zaubersprüche vor Bespitzelung mittels Fernsicht geschützt. Außerdem ist die Entfernung zum Festland zu groß, um eine so direkte Methode einzusetzen. Das würde auch erklären, warum unser Widersacher fünf Monate gebraucht hat, um uns so konzentriert mit Plagen zu bombardieren.
    Aber«, er hob einen Finger, »dann haben wir angefangen, die Halle zu säubern, die Wände abzuwaschen und frisch zu tünchen und die Möbel umzustellen, und plötzlich sehen alle Räume ganz anders aus.«
    »Und wie jeder Magier weiß …« Rydan sah Kelly mit seinen nachtdunklen Augen an, während er ihr die ausführlichste Erklärung lieferte, die sie je aus seinem Mund vernommen hatte, »lässt sich eine Teleportation nur bewerkstelligen, wenn man mit dem Zielort gut vertraut ist oder eine akkurate Wiedergabe desselben verwendet, wie zum Beispiel ein Bild.«
    Nachdem sein Zwilling Trevan angesichts dieser für Rydan so ungewöhnlichen Redeflut verdutzt die Stirn gerunzelt hatte, setzte er dessen und Morganens Ausführungen fort: »Selbst nach intensiver Meditation und unter Aufbietung großer Kraft und vielleicht der Zuhilfenahme irgendeines
Gegenstandes, den wir in Corvis zurückgelassen haben, kann man eine solche Teleportation über eine große Entfernung hinweg nur schwer durchführen, und zwischen dem, was der Magier von dieser Burg hier weiß und ihrem tatsächlichen Aussehen darf nicht der geringste Unterschied bestehen, was die Aufgabe zusätzlich erschwert.«
    »Man kann nichts teleportieren, ohne genau zu wissen, wo es sich in die Welt einfügt, in die es geschickt wird«, setzte Wolfer mit seiner tiefen, rauen Stimme hinzu. Seine Mundwinkel hoben sich leicht. »Sonst wird es dort nicht ankommen. Deshalb muss ich mich auch bei Euch dafür bedanken, Lady Kelly, dass Ihr uns so unerbittlich zur Arbeit angetrieben habt.«
    »Wartet, das ist noch nicht alles«, suchte Morganen die Aufmerksamkeit seiner Brüder wieder auf sich zu lenken. »Es wird sorgfältiger Vorbereitung, reichlich Farbe und eines ausgewogenen Maßes an Zaubern bedürfen, aber ich habe einen Weg gefunden, um sicherzustellen, dass niemand, der mit dem veränderten Aussehen von Nightfall Castle nicht bestens vertraut ist, uns je wieder irgendwelche unerfreulichen Besucher schicken kann. Und auch das verdanke ich Euch, Lady Kelly – oder vielmehr den flüchtigen Einblicken in Eure fremdartige Welt.
    Dort gibt es nämlich diese eigenartigen Kästen«, fuhr er, an seine Brüder gewandt, fort, »über deren Schirme die verschiedenartigsten Bilder flimmern – so als ob ungemein detailgetreue Gemälde plötzlich zum Leben erwacht wären. Man nennt es Tefau, und obwohl die meisten Menschen wie stumpfsinnig davorsitzen – Verzeihung, Kelly -, verändern sich die Bilder wirklich ständig.
    Deshalb habe ich mir gedacht, ich könnte vielleicht eine Art Farbe entwickeln, die sich auch stündlich verändert, Tag für Tag, und in immer neue Bilder übergeht – Landschaften, vorüberziehende Wolken oder vielleicht beides, unauffällig und gedämpft, aber sich konstant ändernd«,
betonte er, als seine sichtlich interessierten Brüder zustimmend nickten. »Unser tägliches Leben soll davon nicht beeinflusst werden, aber Mauern und Räume müssen ständigen optischen Veränderungen unterliegen, damit kein unbekannter Magier uns je wieder mit solchen Plagen wie den Makkadadaks heimsuchen kann. Selbst dann nicht, wenn er uns irgendwelche Kreaturen schickt, die durch unsere Fenster spähen. Diese List wirkt dann nämlich nur einmal, und zwar in diesem einen bestimmten Moment.«
    »Das würde auch erklären«, spann Trevan den Faden weiter, »warum diese Greife erst jeden Raum in Augenschein genommen haben, statt uns direkt anzugreifen – unser feindlicher Magier hat sie sozusagen als Spione eingesetzt. Mit dem richtigen Zauber ist dies möglich, nur muss der Betreffende über genug Macht verfügen, um den Willen seiner Geschöpfe zu beherrschen und etwaigen Widerstand zu brechen, und das über eine große Entfernung hinweg«, erläuterte er Kelly. »Je größer und intelligenter das Tier ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es die Befehle seines Herrn befolgt.
    Aber das ist eine riskante Angelegenheit, weil man ziemlich große Tore benötigt, um solche Kreaturen auf eine so weite Reise zu schicken, und somit ist auch die Gefahr größer, dass der Rat der Magier erfährt, was dort vor sich geht,

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