Die Söhne der Sieben
großen Augen an: „Dann ist Beleth mein Halbbruder?“
„Wenn du es so siehst. Ja.“ bestätigte Mara amüsiert „So schlimm?“
„Nein…“ gestand ich und lächelte plötzlich dreist „Nein, ich finde nur, ich sollte es ihm möglichst schnell erzählen.“
„Tatsächlich?“ spottetet Mara lang gezogen „Ich dachte, er wäre dir so gleichgültig.“
„Ist er auch.“ log ich unberührt „Es ist nur so, dass ich sein dummes Gesicht sehen will, wenn er es erfährt.“
„Ich kenne sein dummes Gesicht nicht.“ gestand meine Mutter und lehnte sich zu mir hinüber, um mir tief in die Augen zu sehen „Beschreib ihn mir! Ich bin neugierig wie der Sohn der Beiden aussieht? Wem gleicht er mehr?“
„Nun, ich kenne Satan wiederum nicht persönlich.“ gab ich widerstrebend zu „Allmählich wird mir auch klar, warum er es so vermeidet mich zu sehen. Auf allen Versammlungen zu denen auch ich gekommen war, fehlte er nämlich. Ich nahm immer an, es wäre wegen Luzifer gewesen… Ich weiß also nicht, ob er seinem Vater ähnelt. Meinem ähnelt er jedenfalls nicht. Er ist ein Riese und breit wie ein Schrank.“
„Nein, das klingt nicht nach Luzifer.“ stimmte Mara zu „Weiter! Sieht er gut aus?“
„Warum willst du das wissen?“ fragte ich noch zurück, aber dann erzählte ich es ihr doch. Ich konnte mich nicht beherrschen. Es machte mir Spaß, Beleth Bild vor meinem inneren Auge heraufzubeschwören, auch wenn ich mich dafür selbst verachtete und ich immer noch wütend auf diesen Idioten war. Seine Kaltschnäuzigkeit am Ende unseres Aufenthalts, am Morgen nach unserem gemeinsamen Spiel, hatte mich mehr als nur gekränkt. Dabei konnte er doch unmöglich leugnen, dass es ihm auch gefallen hatte.
„Na gut.“ ging ich auf den neugierigen Blick Maras ein „Er hat schwarzes Haar, immerhin darin sind er und Luzifer sich ähnlich, aber seine Augen sind blutrot und glimmen, wenn er zornig wird, was unglaublich schnell geschieht. Er sieht gut aus, ja.“ gab ich widerstrebend zu „Er ist unglaublich maskulin und strotzt nur so vor überschüssigem Testosteron. Er hat einen sehr muskulösen Körper, wirkt aber trotzdem nicht plump, auch wenn er sich manchmal so gedankenlos bewegt, dass er einen zerquetschen könnte, wenn man nicht aufpasst. Seine Oberarme kann ich mit beiden Händen nicht umfassen. Und seinen…“ ich verschluckte den Rest und grinste nur bei dem Gedanken, ehe ich fort fuhr „Er hat spitze Ohren und trägt schwere goldene Ringe am Rechten. Seine Brauen sind dicht und gerade. Er wirkt fast intelligent, wenn er nicht den Mund aufmacht.“
Mara gluckste erheitert auf. Ihre Augen funkelten mich durchtrieben an und ich fragte mich, ob ich schon zu viel verraten hatte. Doch sie amüsierte sich über etwas anderes: „Er ist nicht der Hellste? Zu viele Muskeln, etwa auch da, wo sein Gehirn sein sollte? Hat Satan es damit übertrieben?“
„Nein, ich glaube nicht, dass es daran liegt.“ gab ich nachdenklich zu „Er kann nachdenken, er ist nur sehr langsam. Wenn es um das Ersinnen von Schlachtplänen geht, ist er unangefochtener Meister. Nicht einmal ich kann da mit ihm mithalten. Aber sobald es um Dinge geht, in denen er nicht so viel Erfahrung hat, Intrigen, Gedanken anderer betreffend oder ihm fremde Gefühlszustände, ist er ein Trottel.“
„Du kennst ihn erstaunlich gut, dafür dass er dir egal ist.“ stichelte Mara spöttisch. Ich zuckte scheinbar gleichgültig mit den Schultern: „Man muss seinen Feind kennen.“
„Und du findest deinen Feind… attraktiv?“ wollte Mara wissen. Ich gab es mit einem weiteren Schulterzucken zu. Sie lächelte: „Und du willst zu ihm, deinem Halbbruder und ihm davon berichten?“
„Wie gesagt.“ bestätigte ich nur. Mara lächelte immer noch: „Gut. Die Beschreibung, die du mir gabst, stimmt überein mit einem Dämon, der sich diese Nacht in der Gegend Ödenburg aufhält. Ich erhielt Gedankenfetzen von einigen meiner Kinder, die vor ihm geflohen sind. Sie bezeichneten ihn als tollwütigen Stier. Er hat alles niedergemacht, was sich bewegt hat.“
Überrascht richtete ich mich auf. Beleth hatte auf mich nicht den Eindruck gemacht, als sei er über die Sache mit unseren Vätern sehr empört gewesen. Nicht halb so sehr wie ich jedenfalls. Vielleicht hatte er aber auch nur eine Weile gebraucht, um die ganze Sache zu verstehen. Das Bild eines tollwütigen Stieres, schien mir jedoch sehr passend. Und dass er auf die Erde kam, um sich abzureagieren,
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