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Die Söhne der Sieben

Die Söhne der Sieben

Titel: Die Söhne der Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.C. Lelis
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unwohles Gefühl beschlich mich, so als würde ich durchleuchtet werden. Doch dann ließ er endlich meinen Arm los und trat einen Schritt zurück. Er lächelte hintergründig: „Gut, dann leugne es eben, wenn du das kannst. Geh heim und tu als wärest du nie hier gewesen. Ich werde es nicht so machen.“
    „Mach was du willst“, grummelte ich und wandte mich dann endlich von ihm ab. Fenrir schnaubte schon ungeduldig. Ich stieß über die Leichen der Stallburschen, die anscheinend versucht hatten ihn zu füttern und dann selbst zum Futter geworden waren, hinweg und griff in seine glänzende Mähne, um ihn heraus zu führen. Halphas führte sein Reittier ebenfalls nach draußen. Wir saßen gemeinsam auf, ritten schweigend aus der Festung und dann ohne einen Abschiedsgruß in unterschiedliche Richtungen davon. Ich trieb Fenrir zu einem halsbrecherischen Galopp an. Erst als ich schon mehrere Meilen so zurückgelegt hatte, schmeckte ich das Blut in meinem Mund. Ich hatte mir ein großes Stück Fleisch aus der Wange gebissen, ohne es zu merken. So vertieft war ich in meine Gedanken an Halphas gewesen. Dieser verdammte Hundesohn hatte mein Leben jetzt schon völlig durcheinander gebracht. Ob ich nun wollte oder nicht. Ich würde nicht darum herum kommen ihn bald wieder zu sehen. Wozu würde er mich dann wieder bringen?
     
     
     
     
    Kapitel 4
    »Sohn des Hochmuts«
     
     
     
     
    Ein heftiger Wind wehte über dem dichten Tannenwald. Durch ihn wurde ein Eulenruf zu einem erbärmlichen Klageschrei verzerrt. Es war kalt. Der Himmel wolkenlos. Da jedoch Neumondnacht war, erhellten nur vereinzelte Sterne den schmalen Pfad durch die Bäume. Selten hatte ich die menschliche Welt so unwirtlich erlebt, dennoch lief ich hier durch die Nacht anstatt in das warme Schloss meines Vaters zurückzukehren. Ich hatte etwas zu erledigen. Die Sache war zu heikel, um sie aufzuschieben. Sie würde mir keine Ruhe lassen, bis ich nicht alles erfahren hatte. Also eilte ich entschlossenen Schrittes weiter.
    Schon bald sah ich die ersten Anzeichen der Brut. Ein Skelett zierte eine Astgabel über meinem Kopf. Halb verwest lag eine weitere Leiche über einen Findling ausgestreckt. Naserümpfend erhöhte ich meine Geschwindigkeit. Es widerte mich an, wie unästhetisch sie mit ihren Opfern umgingen. Ich schämte mich fast diese Hälfte meines Blutes. Die Tannen lichteten sich. Der Boden wurde felsiger und stieg mehr und mehr an. Nun konnte ich die Schatten der Zitadelle in der Finsternis ausmachen. Nirgendwo waren Wächter zu sehen. Doch das hatte nichts zu bedeuten. Diese Wesen der Nacht verstanden es, sich selbst vor meinen Augen zu verbergen. Mit erhöhter Aufmerksamkeit näherte ich mich der felsigen Mauer. Es gab kein Tor. Man musste entweder fliegen können oder zumindest die Kunst des Kletterns beherrschen, um Einlass zu finden. Ich entschied mich für letzteres und senkte meine Krallen in das Mauerwerk. Mit nur wenig Anstrengung hatte ich das zehn Meter hohe Hindernis schnell bezwungen und landete weich auf dem Wall. Doch dann spürte ich sie auch schon. Sie kamen aus beiden Richtungen in übermenschlicher Geschwindigkeit. Die Wächter.
    „Wagt es nicht mich anzufassen.“ zischte ich und wich ihren unreinen Händen, die schon nach mir greifen wollten wendig aus „Sagt lieber meiner Mutter, dass ich gekommen bin!“
    Damit sollte ihnen eigentlich genug Gelegenheit gegeben worden sein, mich zu erkennen. Doch sie waren zu jung und ich schon zu lange fort gewesen. Misstrauisch umstellten mich vier von ihnen, - lachhaft. Ein Fünfter behielt mich aus erhöhter Distanz fürsorglich im Auge. Ich wandte mich an ihn, denn es war offensichtlich, dass er hier so etwas wie die Führungsposition innehatte. Tatsächlich sprach er mich jetzt an: „Wer bist du und was willst du von unserer Mutter?“
    „Eurer Mutter…“ spottete ich hämisch und strich mir mein Haar, das der Wind fortwährend in mein Gesicht blies aus selbigen „Das möchte ich doch arg bezweifeln. Selbst wenn sie euch unreinen Kreaturen von ihrem Blut gegeben hätte, wäret ihr doch nur ihre Sklaven. Und jetzt geh und sag ihr, dass Halphas gekommen ist, um sie zu sehen.“
    Eine gewisse Unsicherheit huschte über seine Züge, doch dann strafften sich seine Schultern und sein Mund spannte sich entschlossen. Mit einer gewissen Penetranz erhob er seine Stimme: „Ich kenne dich nicht. Und den Namen Halphas habe ich nie gehört.“
    „Möchtest du mich einmal kennen lernen?“

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