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Die Söhne der Sieben

Die Söhne der Sieben

Titel: Die Söhne der Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.C. Lelis
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gelassen hatte, wieder anzuziehen. Ebenso wie er mich verlassen hatte, hockte ich in der gleichen Haltung und starrte vor mich hin.
    Dann griff seine Hand unter mein Kinn, damit ich zu ihn aufsehen musste. Kurz überlegte ich, ob ich die Gelegenheit nutzen und ihm die Hand abbeißen sollte, doch auch das gefiel mir nicht sonderlich gut. Ich wollte mir nicht anmerken lassen, wie sehr mir diese Situation verhasst war. Lieber wollte ich ebenso gleichmütig tun wie er.
    „Du bist so stumm wie ein Fisch“, stellte Leonard bedauernd fest. „Was muss ich tun, damit du dich normal mit mir unterhältst?“
    „Binde mich los, gib mir etwas Neues zum Anziehen und stell mir normale Fragen“, schlug ich kühl vor.
    Er schmunzelte schwach. „Nein, das werde ich nicht.“
    Ich zuckte mit den Schultern und belohnte ihn nicht mit einer weiteren Antwort für seine Respektlosigkeit. Er ging wieder vor mir in die Hocke und musterte mich aufmerksam: „Du willst gar nicht wissen, was geschehen ist?“
    Eigentlich wollte ich es schon wissen. Und früher oder später würde ich es wohl auch erfahren. Ich war also nicht auf ihn angewiesen. Stur blickte ich in seine Augen und wartete ab. Gleichgültig zuckte er mit seinen breiten Schultern: „Nun, dann eben nicht. Wir können uns die Zeit auch anders vertreiben und müssen nicht reden, wenn dir das nicht liegt, Rahovart.“
    Als ob ich die Wahl gehabt hätte. Meine Augen verengten sich und ich schob meinen Unterkiefer trotzig ein Stück nach vorn. Er stieß seinen Atem scharf durch die Nase aus. Es klang fast wie ein unterdrücktes Lachen. Schön, dass wenigstens einer von uns sich amüsierte. Ich verdrehte die Augen und verfiel dann wieder in meine Starre.
    „Trotziger kleiner Junge“, meinte Leonard und tat betrübt. „Wie alt bist du noch einmal? Ich meinte, wir wären in etwa gleich alt, doch du benimmst dich wirklich nicht wie ein Dämon mit soviel Erfahrung. Soweit hast du es ja auch noch nicht gebracht, nicht wahr? Sieh mich an. Ich bin der Orgienmeister der Hölle. Das ist eine wichtige Aufgabe. Viele sind von mir abhängig. Ich habe enge Verbindungen zu Luzifer und Satan. Und was bist du? Noch immer nichts weiter als der Laufbursche deines Vaters. Du kannst nicht kämpfen, hast keinerlei Beziehung zu den anderen hohen Dämonen der Hölle und überhaupt … Du bist ein Nichts.“
    Ich schluckte eine schlagfertige Erwiderung hinunter und zwang meine Wut in meine Eingeweide zurück. Er würde mich noch kennen lernen. Erfahren was dieses Nichts mit ihm und seiner lächerlichen Stellung anfangen konnte. Allerdings verunsicherte mich eines. Ich verstand nicht, was er damit bezweckte mich so zu beleidigen und zu erniedrigen. Er war ein Dämon und sadistisch veranlagt, wie jeder andere auch. Soweit begriff ich es schon. Jedoch hätte er sich wirklich einen anderen Prinz aussuchen sollen, um diese Gesinnung auszuleben.
    „Willst du dich nicht einmal rechtfertigen?“, erkundigte sich Leonard stirnrunzelnd. „Hast du wirklich keine unentdeckten Qualitäten mit denen du dich rühmen könntest? Oder wenigstens ein bisschen besser da stehen würdest? Kein Wunder, dass dein Vater dich stets unter seiner Fuchtel hält.“
    Vielleicht wollte er mich provozieren, um herauszufinden, ob nicht doch noch mehr in mir steckte, als das, was er mir vorwarf. Obwohl ich ihm so viel Raffinesse eigentlich nicht zutraute, schwieg ich weiterhin beharrlich. Leonard seufzte, erhob sich und verschwand dann noch einmal für einige Zeit aus meiner Zelle. Als er wiederkehrte, hatte er etwas in der Hand, was sich als Handschellen entpuppte. Kunstvoll gearbeitete Handschellen mit einer langen Kette dazwischen. Ich musste nicht überlegen, was für eine Bewandtnis es damit hatte. Allerdings wehrte ich mich auch nicht, als er sie mir anlegte. Es gab ohnehin keinen Ausweg. Mit den Fesseln unterband er meine letzte Kraft. Nun war ich ihm völlig unterlegen – unabhängig von dem geweihten Boden. Er konnte meine anderen Schellen lösen und mich mit sich zerren. Wir verließen die muffige Kammer, in der ich die letzten Stunden hatte verbringen müssen.
    Den Kerker verließen wir aber nicht. Leonard brachte mich nur noch tiefer in die Unterbauten des Schlosses. Immerhin war der Raum, in dem wir nun eindrangen sauberer und von hellen Kerzen erleuchtet. Es gab allerhand Gerätschaft auf verschiedenen Regalen und Tischen. Es gab auch eine Liege und an den Wänden waren schwere Eisenhaken in verschiedenen Höhen

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