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Die Söhne.

Die Söhne.

Titel: Die Söhne. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Mann. »Schön«, sagt er, »einverstanden. Aber fünfzigtausend genügen auch für den Anfang.«

    Domitian, den Brief in der Hand, in dem ihm Marull die Zustimmung Johanns mitteilte, lief zu Lucia. Sie war dabei, Toilette zu machen. Friseur und Zofen bemühten sich, ihre Haare in zahllosen Locken zu einem kunstvollen Turm aufzubauen. Domitian war froh erregt. Das hübsche Gesicht gerötet, stellte er sich groß vor der geliebten Frau auf, den einen Arm eckig nach hinten, in der andern den Brief. Sein dicker, behaarter Zwerg Silen war grotesk hinter ihm einhergewatschelt, er bemühte sich, den Arm eckig hinter seinem Buckel zu halten, seinen Herrn nachahmend. Der Prinz sprach schnell und wichtig, er achtete nicht darauf, daß seine Stimme sich überschlug, auch die zahlreichen Leibeigenen kümmerten ihn nicht, sie waren Hunde für ihn. Er dachte, die lustige Lucia werde an seinem Plan so viel Spaß haben wie er selber, er wartete auf ihr lautes, fröhliches Lachen. In seinem Innern hoffte er, nachdem er sich ihr zu Gefallen so erfinderisch angestrengt habe, werde sie ihn endlich einmal wieder die Narbe unter ihrer linken Brust küssen lassen. »Und dieser Jude wird es machen«, schloß er triumphierend. »Soeben schreibt mir Marull, daß er es machen wird. Der Walfisch muß kommen zu der Einweihung. Er kann nicht anders, ohne dich und mich auf den Tod zu kränken. Stell dir sein Gesicht vor, wenn er das sehen wird.« Und er lachte sein hohes, sich überschlagendes Lachen, in das die Fistelstimme des Zwerges stürmisch meckernd einstimmte.
      Lucia hatte sich ihm zugewandt. Erst hatten Friseur und Zofen an ihrem Lockenturm weitergearbeitet, aber sehr bald merkten sie, daß die harmlose Morgenvisite sich in eine böse Auseinandersetzung zu verwandeln drohte, und zogen sich ängstlich mit ihren Utensilien in die Ecke zurück. Lucia hatte ihr heftiges Gesicht mit jähem Ruck dem Prinzen ganz zugewandt, so daß das halb vollendete Gebäu ihrer Frisur einstürzte. Nein, ihr mißfiel die Idee Bübchens aufs äußerste. »Bist du verrückt geworden?« fuhr sie ihn schroff an. »Ich verstehe nicht, wie Marull sich zu einer so plumpen, läppischen Sache hergeben kann.« Sie dachte an den Juden Josef, und was sie bei diesem über Johann gelesen hatte. Ihre großen, weit auseinanderstehenden Augen schauten zornig, abschätzig auf ihren Gatten.
      Domitian begriff nicht, was sie an seinem Projekt mißbilligte. Für einen kleinen Moment kam ihm das Zögern des Marull ins Gedächtnis. Der hatte von einem Atelierspaß gesprochen. War das nur ein freundlicheres Wort gewesen für »Geschmacklosigkeit« oder »Plumpheit«? Nein, seine Idee war gut, Lucia war einfach schlechter Laune. Alle hatten sich wieder einmal zusammengetan, um ihm die Freude zu verderben. Der Zwerg Silen war nach vorn gekommen, das groteske Gesicht voll von blöder Hoffart, den stolzen Zorn Lucias parodierend. Mit einem Fußtritt stieß ihn der Prinz in die Ecke. Aber dann, sogleich wieder, fand er zu seiner gewohnten Höflichkeit zurück. Stark gerötet, doch mit verbindlichem, fast zustimmendem Lächeln sagte er: »Sie sind heute ungnädig, Prinzessin. Vielleicht haben Sie nur halb hingehört auf das, was ich Ihnen erzählte. Es scheint auch, daß Ihre Leibeigenen ungeschickt mit Ihrer Frisur umgingen. Sie sollten sie vielleicht strenger halten. Jetzt wollen wir von anderem sprechen, und Sie erlauben, daß ich Ihnen meine Idee später einmal in Ruhe auseinandersetze.« Aber Lucia, heftig und gerade, wie sie war, trug keinen Anstand, ihn vor den Leibeigenen weiter zu demütigen. »Gib dir keine Mühe, Bübchen«, sagte sie schroff. »Pökle dir deine abgeschmackte Idee ein, bis du jemanden findest, dem sie gefällt. Ich werde nicht nach Albanum kommen, wenn dort irgend etwas von dem gespielt wird, was du da erwähnt hast.«
      Domitian schwitzte. Er dachte nicht daran, seinen Plan aufzugeben, aber er hielt es für klug, Lucia zu nehmen, wie sie nun einmal war. Er setzte sich, er schwatzte höflich und beflissen Belangloses. Rief sogar den Zwerg aus seiner Ecke und wies ihn an, sich weiter zu betätigen. Lucia aber blieb einsilbig und sagte ihm schließlich kurzerhand, sie sei heute nicht in der Laune für ihn und wäre ihm verbunden, wenn er sie und ihre Leute ihre Toilette in Ruhe beenden ließe. Domitian nahm das wohl oder übel für einen Scherz und zog höflich und in guter Haltung ab.
      Lucia aber wußte, daß er nicht so leicht von einer Sache

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