Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
sie.
„Irgendeiner“, erwiderte er sarkastisch, „mußte doch damit anfangen, Gelehrte meines Schlages daran zu hindern, die Welt unsicher zu machen.“
„Indem man sich Dow deCastries zum Feind macht?“ versetzte sie ungläubig. „War es Ihnen nicht eine Lehre, als Sie merkten, daß man Ihr Spielchen mit den Kaffeetassen und den Zuckerwürfeln durchschaut hatte?“
„Das war aber nicht der Fall“, erklärte Cletus. „Ich muß zugeben, daß er eine sehr gute Figur gemacht hatte, indem er eine Tatsache enthüllte, von der er nichts wußte.“
„Er?“
„Aber ja doch“, erwiderte Cletus. „Die erste Tasse hat er aus Selbstüberschätzung aufgehoben – weil er sich ziemlich sicher war, mit allen Möglichkeiten fertig zu werden, die ihm mein Spiel bot. Als er den ersten Würfel fand, meinte er, ich hätte einen Schnitzer gemacht. Beim zweiten Würfel begann er zu überlegen, aber er war immer noch zu selbstsicher, so daß er einen weiteren Versuch wagte. Und als er den dritten Würfel fand, wurde ihm plötzlich klar, daß ich das Spiel vollständig unter Kontrolle hatte. Also mußte er eine Ausrede finden, um keinen weiteren Versuch mehr zu wagen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das dürfte nicht der richtige Weg sein“, meinte sie zweifelnd. „Sie verdrehen die Tatsachen, damit sie für Sie im günstigen Licht erscheinen.“
„Aber nein“, sagte Cletus. „DeCastries war es, der die Tatsachen verdrehte, indem er auf äußerst clevere Art erklärte, warum er nicht mehr bereit sei, unter die nächste Tasse zu schauen. Nur war diese Erklärung nicht ganz richtig. Denn er wußte genau, daß er unter jeder Tasse ein Stück Zucker finden würde.“
„Woher sollte er das wissen?“
„Weil ich natürlich unter jede Tasse ein Zuckerstück gelegt hatte“, sagte Cletus. „Als ich den Zuckerwürfel aus der Dose nahm, versteckte ich zwei weitere heimlich in meiner Faust. Bis zur vierten Runde hatte deCastries das wahrscheinlich herausgekriegt. Die Tatsache, daß es darum ging, keinen Würfel zu finden, statt einen zu erraten, verwirrte ihn zunächst. Nachher war es aber bereits zu spät, denn es wäre für ihn eine Blamage gewesen zuzugeben, daß er sich dreimal hatte an der Nase herumführen lassen. Leute wie deCastries blamieren sich nun mal nicht gern.“
„Aber warum haben Sie das getan?“ rief Melissa in höchstem Erstaunen. „Warum wollten Sie sich einen solchen Mann zum Feind machen?“
„Ich muß ihn auf mich aufmerksam machen“, sagte Cletus, „damit ich ihn für meine Zwecke gebrauchen kann. Also muß ich ihn soweit bringen, daß er glaubt, ich könnte ihm nicht Paroli bieten. Und erst wenn ich alle seine Versuche in dieser Richtung vereitelt habe, kann ich seine volle Aufmerksamkeit gewinnen … Jetzt werden Sie auch merken“, fuhr er etwas sanfter fort, „warum Sie sich nicht Gedanken über mich, sondern über Ihre Beziehung zu Dow deCastries machen sollten. Ich weiß ihn zu nehmen, Sie hingegen …“
„Sie … Sie …“ Sie drehte ihm in plötzlich aufwallender Wut den Rücken zu und riß die Tür auf. „Sie absoluter … Gehen Sie hin und legen Sie sich mit Dow an. Lassen Sie sich durch den Fleischwolf drehen. Hoffentlich tun Sie das. Aber bleiben Sie weg von mir … und von meinem Vater! Verstanden?“
Er schaute sie an, und ein Anflug von Schmerz durchfuhr ihn. „Natürlich“, sagte er und trat einen Schritt zurück, „wenn Sie es wünschen.“
Sie betrat ihre Kabine und schlug die Tür hinter sich zu. Er stand noch einen Augenblick da und starrte auf die Tür. Für den kurzen Moment, den er in ihrer Gesellschaft verbracht hatte, war die Barriere, die er vor Jahr und Tag errichtet hatte, als er meinte, die Welt würde ihn nicht verstehen, fast dahingeschmolzen. Nun aber waren diese
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