Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
Waffenbastard –, ursprünglich als Aufruhrbekämpfungswaffe konzipiert und im Feld so gut wie unbrauchbar, weil ihr komplizierter Mechanismus auch für geringste Verunreinigungen anfällig war und unter Umständen bereits während der ersten halben Stunde eines Gefechts versagen konnte.
Die Waffe ließ sich für unterschiedlichste Kaliber – von Schrotkörnern bis zu Acht-Unzen-Kartätschen – beliebig verstellen, ein an sich unpraktisches Gerät, das jedoch Cletus’ taktische Vorstellungen belebte, wenn er an einen unorthodoxen Einsatz einer solchen Waffe in unvorhergesehenen Situationen dachte.
Doch jetzt saß er mit Mondar im Wagen. Mit einem Zischen seiner Kompressoren hob sich der schwere Wagen zwanzig Zentimeter von der Betonpiste ab und glitt auf seinem Luftpolster dahin. Der Urwald vor ihnen tat sich auf, und einen Augenblick später huschten sie über einen ungepflasterten gewundenen Pfad dahin, der von Dämmen und Banketten begrenzt wurde, die ohne allzu großen Erfolg den Urwald zurückzudrängen suchten, der sich immer wieder über ihren Köpfen wölbte.
„Ich wundere mich, daß Sie auf dieser Strecke die Pflanzen nicht abbrennen oder mit chemischen Mitteln vernichten, um auf beiden Straßenseiten Raum zu schaffen“, sagte Cletus zu Mondar.
„Das geschieht entlang der wichtigen militärischen Routen“, meinte der Exot. „Doch im Augenblick kommen wir nicht nach, und die Pflanzen hierzulande wachsen schnell nach. Wir versuchen zwar, eine der auf der Erde heimischen Korn- oder Grassorten durch Zucht so zu verändern, daß sie einheimischen Formen und Pflanzen von den Banketten verdrängt – aber unsere Labors sind, wie fast alles hier, personell unterbesetzt.“
„Auch die … Versorgungslage ist schwierig“, stieß Eachan Khan hervor und berührte wie zum Schutz die rechte Spitze seines grauen, gewichsten Schnurrbarts, als das Fahrzeug plötzlich ein großes Kriechtier überfuhr, das durch die festgestampfte Straßendecke gebrochen war. Die Räder mußten ausgefahren werden, um über das Hindernis hinwegzukommen.
„Was halten Sie von dem Vario-Gewehr des Fahrers?“ fragte Cletus den Dorsai-Söldner, wobei sein Kiefer unter den Erschütterungen des Wagens erzitterte.
„Die Entwicklung leichter Waffen geht meiner Meinung nach in die falsche Richtung …“ Das Kriechtier blieb zurück, und der Wagen glitt wieder sanft über sein Luftpolster dahin. „Nadler, Vario-Gewehre, Ultraschall, was auch immer benutzt wird, um Bestandteile in den Waffen des Gegners zu blockieren oder zu zerstören – diese Dinger sind alle viel zu kompliziert. Und je komplizierter sie sind, um so schwieriger die Versorgungslage und um so größer das Problem, die eigenen Truppen beweglich zu halten.“
„Was schlagen Sie also vor?“ fragte Cletus. „Zurück zur Armbrust, zum Messer und zum Kurzschwert?“
„Warum nicht?“ meinte Eachan Khan überrascht, und seine flache, kurz angebundene Stimme schien plötzlich von neuer Begeisterung erfüllt. „Im Falle eines Falles und zum richtigen Zeitpunkt ist ein Mann mit einer Armbrust mehr wert als ein ganzes Korps schwerer Artillerie, das eine halbe Stunde zu spät eintrifft und zehn Meilen von der Einsatzstelle entfernt landet. Wie heißt es so schön … Ein Huf ging verloren, weil ein Nagel fehlte …?“
„Und wegen des Hufeisens ging ein Pferd verloren und wegen des Pferdes ein Mann …“ beendete Cletus das Zitat. Und die beiden Männer blickten sich gegenseitig mit unverhohlenem Respekt an.
„Wahrscheinlich haben Sie Ausbildungsprobleme“, sagte Cletus nachdenklich. „Bei den Dorsai, meine ich. Sie müssen Leute mit
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