Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
still, dafür aber begann die Feuerwehrsirene auf dem Dach wie ein gigantisches, verwundetes Tier zu heulen. Die Sirene heulte weiter, während die Bewohner des Ortes aus ihren Häusern und sonstigen Gebäuden strömten und feststellen mußten, daß der Ort umzingelt war und in den Straßen bewaffnete Soldaten mit blauweißen Flaggen auf der rechten Brusttasche ihrer Uniformjacken patrouillierten. Als die Sonne unterging, wußte bereits die ganze Stadt, daß Wasserhütte von fremden Truppen besetzt war.
„Sie müssen übergeschnappt sein! Sie werden nie damit durchkommen!“ tobte der Betriebsleiter der Stibnitminen, als er zusammen mit dem Bürgermeister und dem Polizeichef in Anwesenheit von Cletus auf die Wache gebracht wurde. „Die brozanische Armee ist in Broza-Stadt stationiert – und das ist selbst auf dem Landweg nur vier Stunden von hier entfernt. In einigen Stunden wird man Sie hier aufgestöbert haben, und dann …“
„Die wissen bereits Bescheid“, unterbrach ihn Cletus trocken. „Eines der ersten Dinge, die ich getan habe, war, den Leuten über Polizeifunk mitzuteilen, daß wir Wasserhütte und die Minen besetzt haben.“
Der Bergwerksleiter starrte ihn an. „Sie müssen verrückt sein“, sagte er schließlich. „Glauben Sie wirklich, daß Ihre fünfhundert Mann einigen Divisionen standhalten können?“
„Das wird wohl nicht nötig sein“, meinte Cletus. „Auf jeden Fall ist es nicht Ihr Bier. Alles, was ich von Ihnen und diesen beiden anderen Herren verlange, ist, der Bevölkerung zu versichern, daß sie nicht in Gefahr ist, solange sie die Straßen meidet und keinen Versuch unternimmt, die Stadt zu verlassen.“
Sein Tonfall ließ erkennen, daß er keine weiteren Einwände dulden würde. Nach einigen halbherzigen Protestversuchen erklärten sich schließlich die drei Würdenträger von Wasserhütte bereit, eine entsprechende Warnung über das örtliche Kommunikationssystem zu verbreiten – dann wurden sie in der Polizeiwache unter Arrest gestellt.
Innerhalb von knapp zwei Stunden rückten die ersten Einheiten der Broza-Streitkräfte an. Es handelte sich um einen Lufttransport, und die Truppen umringten die Siedlung sehr schnell in einem Umkreis, der etwa hundert Meter hinter der Grenze des Waldes, der die Stadt umgab, begann. Im Lauf der Nacht hörte man weitere Truppen, schwere Waffen und Panzerfahrzeuge anrücken. In der Morgendämmerung kamen Swahili und Cletus zu dem Schluß, daß nahezu eine Division brozanischer Truppen, mit allen denkbaren Waffen, vom Buschmesser bis zu Energiewaffen ausgestattet, Wasserhütte und die zweihundert Dorsai eingeschlossen hatte, die den Ort besetzt hielten.
Swahili war guten Mutes, als er den Feldstecher Cletus zurückgab, nachdem er das Waldgelände abgesucht hatte. Sie standen oben auf dem Kommunikationsturm beeinander, dem höchsten Gebäude der Stadt.
„Sie werden die schweren Waffen mit Rücksicht auf die Bewohner nicht so ohne weiteres einsetzen“, meinte Swahili. „Das bedeutet, sie müssen zu Fuß anrücken, wahrscheinlich von allen Seiten gleichzeitig. Ich nehme an, sie werden noch vor Ablauf einer Stunde angreifen.“
„Da bin ich anderer Meinung“, erwiderte Cletus. „Ich glaube, sie werden zunächst einen Parlamentär schicken.“
Cletus sollte recht behalten. Während der ersten drei Morgenstunden unternahmen die brozanischen Truppen gar nichts. Dann, gegen Mittag, als die wolkenverschleierte Sonne über Newton die nördliche Landschaft wärmte, tauchte ein Wagen mit einer weißen Flagge aus den Schatten des Waldes auf und fuhr über die Zufahrtsstraße in die Stadt. Der
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