Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
verriet ihm, daß sie nach weiteren 20 Meilen aus diesem Sumpfgebiet herauskommen und offeneres Gelände erreichen würden. Während der halbstündigen Dunkelheit nahmen sie eine kurze Abendmahlzeit ein, dann liefen sie weiter durch die Nacht. Sie erreichten den Rand des Moores, kurz bevor das Mondlicht verblaßte. Sie sanken wie tot auf den Nadelteppich, der sich unter ihren Füßen ausbreitete, und schliefen sofort ein.
Am nächsten Tag fiel Ihnen das Gehen etwas leichter, aber die Erschöpfung machte sich allmählich bemerkbar und hemmte ihre Schritte. Cletus marschierte wie im Traum oder wie in hohem Fieber und war sich kaum der Anstrengungen und der Müdigkeit seines Körpers bewußt, außer daß alles um ihn herum in die Ferne gerückt schien. Sein Gesicht war grau und eingefallen, so daß die kühn geschwungene Nase jetzt alles zu beherrschen schien, wie der Bug eines alten Holzschiffes. Irgendwie brachte er es fertig, beim Gehen oder Laufen Schritt zu halten, doch sobald sie eine langsamere Gangart einschlugen, wurden seine Füße unsicher, er strauchelte und stolperte dahin. In dieser Nacht gönnte Cletus sich und seinem Gefährten nach dem Abendessen volle sechs Stunden Schlaf.
Sie legten nicht ganz sechzehn Meilen zurück, während der Mond schien, dann machten sie wieder Rast und schliefen noch einmal sechs Stunden.
Als sie erwachten, hatten sie das Gefühl, ausgeruht und wieder bei Kräften zu sein. Doch während der nächsten zwei Stunden nach Tagesanbruch mußten sie feststellen, daß ihre Leistung nicht besser war als vor vierundzwanzig Stunden, obwohl sie jetzt langsamer und stetiger dahinmarschierten, wobei sie mit ihren Kräften so sparsam umgingen wie ein Geizhals mit seinem Geld. Und wieder war es dieser merkwürdige Zustand, der Cletus überkam: Seine körperlichen Beschwerden nahm er nur wie aus der Ferne wahr, und sie kamen ihm bedeutungslos vor. Irgendwie hatte sich der Gedanke in ihm festgesetzt, daß er, wenn notwendig, immer so weitermarschieren könnte, ohne auch nur eine Essenpause oder eine Rast einzulegen.
In der Tat war der Gedanke an Nahrung auf die letzte Stelle ihrer Wunschliste gerückt. Zum Mittagessen legten sie eine Rast ein und zwangen sich dazu, ihre Ration hinunterzuwürgen, doch es geschah ohne rechten Appetit und ohne Geschmack. Das Essen lag ihnen bleischwer im Magen, und als die Dunkelheit hereinbrach, konnte keiner von ihnen etwas zu sich nehmen. Sie gruben an den Wurzeln einer dieser Stauden mit den fleischfarbenen Blättern nach der Quelle, die dort unten sprudelte, und tranken durstig, bevor sie in einen jetzt fast automatischen Schlaf fielen. Nach einigen Stunden Schlaf standen sie auf und setzten ihren Weg im Mondschein fort.
In der Dämmerung des vierten Tages waren sie nur noch ein halbes Dutzend Meilen vom Treffpunkt entfernt. Doch als sie mit ihren geschulterten Rucksäcken versuchten, auf die Beine zu kommen, gaben ihre Knie nach und knickten ein wie ein loses Scharnier. Cletus aber gab nicht auf, und nach einer Weile gelang es ihm, sich hochzurappeln und auf seinen Beinen zu stehen. Er schaute sich um und erblickte Athyer, der regungslos am Boden lag.
„Das nützt nichts“, krächzte Athyer. „Sie müssen allein weitergehen.“
„Nein“, sagte Cletus. Er stand da, die Beine steif und gespreizt, schwankte leicht und schaute auf Athyer hinab.
„Sie müssen einfach weiter“, sagte Athyer nach einer Weile, auf jene Art, die sie sich während der letzten Tage angewöhnt hatten – mit langen Pausen zwischen Rede und Antwort.
„Warum sind Sie zu den Dorsai gestoßen?“ fragte Cletus nach einer dieser Pausen.
Athyer starrte ihn an. „Sie“, sagte er. „Sie haben stets das getan, was ich
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