Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
geändert hat. Mag sein, daß Breatha protestieren wird, doch die Verantwortlichen in anderen Kolonien, die uns verpflichten wollen, werden es begreifen. Wenn wir keine Truppen haben, dann haben wir eben keine – das ist alles.“
„Nein“, sagte Cletus. Er stand von seinem Stuhl auf, der an Marcus’ Schreibtisch stand, und trat an eine Karte, die die Ebene im Innern des Kontinents darstellte, den Breatha mit ihren Rivalen, fünf weiteren Kolonien, teilte, allesamt Bauern, die sich um eine Großstadt scharten – daher die Bezeichnung Stadtstaat. „Ich möchte nicht damit anfangen, Verträge zu brechen, selbst dann nicht, wenn ein solcher Schritt gerechtfertigt wäre.“
Dann wandte er sich wieder der Karte zu und betrachtete sie eine Weile. Breatha hatte einen schmalen Korridor, der bis an die Küste reichte, und war auf vier ihrer fünf Seiten von den Stadtstaaten des Binnenlandes umgeben. Ursprünglich war es das Industriezentrum, das die Stadtstaaten gegen Naturalien mit seinen Produkten belieferte. Doch dann war Spanierstadt, der größte unter den Stadtstaaten, dazu übergegangen, eine eigene Produktion aufzubauen. Diese Aktivität wurde dann auch von den anderen Stadtstaaten aufgegriffen, wobei die Stadt Armoy beschloß, einen Raumhafen als Konkurrenz zu dem Raumhafen in der Kolonie Breatha zu bauen.
Jetzt, nachdem die wirtschaftlichen Bemühungen in den früheren Agrargebieten der Zentralebene um sich gegriffen hatten, beanspruchte der Staat Spanierstadt, der an den Korridor zur See angrenzte, diesen Zugang zum Meer und drohte, ihn mit Gewalt zu erobern, sofern Breatha nicht bereit war, den Korridor abzutreten. Das war der Grund, warum Breatha die Dorsai verpflichtet hatte.
„Andererseits …“ sagte Cletus, indem er sich wieder Marcus zuwandte, „wenn sie annehmen, daß wir Verstärkung bekommen, wäre dies fast so gut, als wenn wir diese Truppen tatsächlich zur Verfügung hätten.“
„Wie wollen Sie das fertigbringen?“ wollte Marcus wissen.
„Das muß man sich überlegen“, lächelte Cletus. „Ich werde eine kurze Reise zu den Dorsai antreten, als wollte ich zusätzlich Leute anheuern, und will zusehen, ob mir unterwegs etwas einfällt.“
Nachdem Cletus seine Absicht klargelegt hatte, verlor er keine Zeit mehr. Am späten Abend, nach einer abenteuerlichen Reise, die ihn in einem Atmosphärenschiff um den halben Globus der Neuen Erde führte, saß er an Bord eines Raumschiffs, das die Dorsai auf dem nächsten Raumhafen zur Verfügung hatten. Drei Tage später war er wieder in Foralie. Melissa empfing ihn an der Tür des Grahame-Hauses mit einer Wärme, die ihn überraschte. Seit ihrer Heirat hatte sie sich Cletus immer mehr zugewandt, und seit der Geburt ihres Sohnes, der vor drei Monaten auf die Welt gekommen war, war sie ihm mehr denn je geneigt, obwohl es den Anschein hatte, daß sich ansonsten die einstigen Freunde von Cletus immer mehr von ihm abwandten.
Selbst Eachan, der Cletus so reserviert begrüßte, als sei er ein Fremder schien ins gleiche Horn zu blasen. Bei der ersten Gelegenheit nahm er Cletus beiseite, entführte ihn von Melissa und dem Kind, um mit seinem Schwiegersohn ein offenes Wort zu sprechen.
„Hast du das schon gesehen?“ fragte er und breitete eine Auswahl von Zeitungsausschnitten auf dem Tisch vor Cletus aus. Sie standen im Arbeitszimmer von Cletus im Westflügel des Grahame-Hauses. „Sie stammen alle von den Pressediensten auf der Erde, und zwar sowohl von Seiten der Allianz wie von der Koalition.“
Cletus überflog die Ausschnitte. Alle Artikel beschäftigten sich in wenig schmeichelhafter Weise mit den Dorsai und mit seiner Person.
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