Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
kann ich ihn finden?“ fragte Cletus.
Sie zeigte auf einen Bogengang am anderen Ende des Raumes. „Da hindurch, immer geradeaus und dann nach links“, sagte sie. „Am Ende des Korridors ist eine Tür, die zum Garten hinausführt. Die Arbeitsräume befinden sich in dem Gebäude direkt hinter diesem Garten.“
„Danke“, sagte Cletus.
Er fand den Korridor, von dem Melissa gesprochen hatte, und folgte ihm bis in den Garten, in einen kleinen, terrassenartig abgesetzten Raum, dessen Pfade zu einer Baumallee führten, wo die Baumwipfel sich in einem heißen, feuchten Wind bogen und in einen Himmel voller Mondlicht und Wolkenfetzen ragten. Doch da war kein Gebäude und kein Haus weit und breit.
Im gleichen Augenblick jedoch, als Cletus noch zögernd dastand, sah er ein paar Lichter, die über seinem Kopf durch die Bäume blinkten. Hinter dem schmalen Baumgürtel öffnete sich eine Art Hof vor einem niedrigen, garageähnlichen Gebäude mit tief herabgezogenem Dach, das so geschickt in die Landschaft eingepaßt war, daß man annehmen konnte, das Haus sei halb in den Boden versunken. Das Licht, das er soeben erblickt hatte, drang aus niedrigen Fenstern, hinter denen schwere Vorhänge hingen. Direkt vor ihm stand eine Tür. Und als er sich der Tür näherte, glitt sie geräuschlos auf. Er trat ein, und die Tür schloß sich hinter ihm. Instinktiv blieb er einen Augenblick stehen.
Er stand in einem Raum mit gedämpfter Beleuchtung, die aber ausreichte, um das Zimmer zu erhellen. Das Zimmer sah eher nach einer Bibliothek als nach einem Studio aus, obwohl gewissermaßen doch beides zutraf. Die Luft war merkwürdig dünn und trocken wie auf einem hohen Berggipfel. In den Regalen, die in alle vier Wände eingelassen waren, stand eine überraschende Anzahl von alten Drucken. Eine Art Schreibpult und eine Einrichtung, mit der man auch die höchsten Borde erreichen konnte, nahmen je eine Ecke des Raumes ein. Mondar, der einzige, der sich außer Cletus im Zimmer befand, saß weitab auf einem geräumigen Stuhl ohne Armlehnen, die Beine gekreuzt, wie ein Buddha in der Lotus-Position.
Sonst hatten weder der Augenblick noch der Ort etwas Besonderes an sich – doch als Cletus durch die Tür trat, war ihm, als stiege eine tiefe, warnende Stimme aus seinem Inneren auf, eine instinktive Warnung, sobald er die Schwelle überschritten hatte. Er spürte eine unfaßbare, lebendige Spannung, die in der Luft lag – eine massive, unsichtbare Kraft von besonderer Ausgewogenheit. Für einen Augenblick waren seine Sinne getrübt.
Dann war sein Geist wieder klar, und für einen flüchtigen, aber zeitlosen Augenblick erblickte er das, was im Raum vorhanden war – und das, was nicht vorhanden war.
Er sah gewissermaßen die gleiche Szene in zwei verschiedenen Versionen, die sich überlagerten und dennoch deutlich voneinander getrennt waren. Das eine Bild zeigte den Raum, wie er war, mit Mondar auf seinem Stuhl, einen ganz gewöhnlichen Raum mit ganz gewöhnlichen Dingen.
Das andere Bild zeigte zwar den gleichen Raum, doch hier war alles anders. Diesmal saß Mondar nicht auf seinem Stuhl, sondern schwebte in Lotusposition einige Zentimeter über dem Sitzkissen. Vor und hinter ihm standen in langer Reihe Bildnisse, die sich ständig wiederholten, halb durchsichtig, doch jedes deutlich erkennbar. Die Bilder in unmittelbarer Nähe vor und hinter ihm waren Duplikate seiner selbst, die Gestalten aber, die in einiger Entfernung von ihm standen, hatten andere Gesichter – Gesichter von exotischem Schnitt, aber von jeweils anderen Menschen, die in endloser Reihe vor und hinter ihm standen, so weit das Auge reichte.
Cletus wurde sich bewußt, daß da in
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